Jürgen Lingg: Der Ärger über Marcel Schrötter

Von Günther Wiesinger
Jürgen Lingg

Jürgen Lingg

Dynavolt Intact-GP-Teamchef Jürgen Lingg ist enttäuscht, weil Marcel Schrötter durch seinen Kahnbeinbruch schon vier Moto2-Rennen verpasst.

Der Bayer Marcel Schrötter (24) hat sich im Juli beim Enduro-Training in Australien einen Kahnbeinbruch zugezogen und musste deshalb auf die Rennen in Brünn und Spielberg verzichten; auch das geplante Comeback in Misano kann nicht stattfinden.

Schon beim britischen WM-Lauf hatte Teamchef Jürgen Lingg auf die Frage nach dem Befinden von Schrötter nur ein Wort entgegnet: «Schmerzen.»

In Brünn blieb das Suter-MMX2-Motorrad von Schrötter Samstag und Sonntag unbesetzt. Teammanager Jürgen Lingg gab Schrötter nach Platz 26 am Freitag für die restlichen zwei Tage Fahrverbot; am Montag wurde Schrötter dann in München operiert.

Ein Kahnbeinbruch kann sich sehr langwierig gestalten, besonders wenn mit der OP zu lang gewartet wird, denn das Kahnbein ist schlecht durchblutet.

In Spielberg (eine Woche nach Brünn) erwies sich die Verpflichtung von Danny Kent beim Dynavolt Intact-GP-Team als Reinfall, der Brite gab nach dem Samstag-Training auf. Er war nach dem Crash im FP1 geknickt.

Und in England konnten von Superbike-Ass Jake Dixon als Moto2-Rookie sowieso keine Wunder erwartet werden.

In Misano kommt Alex De Angelis als Ersatzfahrer zum Einsatz.

Jürgen, wie ärgerlich ist die Situation mit Marcel Schrötter, der sich mindestens zwei Wochen zu spät operieren ließ? Am Mittwoch vor Brünn hast du noch gedacht, er sei wieder völlig fit?

Das muss ich mir selber auch ein bisschen ankreiden. Ich hätte alles mehr hinterfragen müssen. Mit dem heutigen Wissen ist mir klar, dass die Heilung so lange dauert.

Die Situation ist natürlich sehr ärgerlich, weil der Marcel gerade einen Lauf gekriegt hatte. Er hat in Barcelona und Assen und auf dem Sachsenring in verschiedenen Trainings auf sich aufmerksam gemacht. Ich denke, er hätte im Sommer gute Resultate erzielen können.

Wir haben einen Haufen Entwicklungsteile von Suter zum Testen, das können wir jetzt nicht machen. Aber wir müssen das jetzt durchstehen.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass Marcel in Aragón in zwei Wochen fahren kann. Aber wir dürfen uns keine übertriebenen Hoffnungen machen, dass er dort wieder da anknüpft, wo er Mitte Juli beim deutschen Grand Prix aufgehört hat.

Du kreidest dir selber an, dass dich dein Fahrer eine Woche lang nicht über den Unfall informiert hat und dann noch den 8h-WM-Lauf in Suzuka bestritt, bevor ein Arzt aufgesucht wurde?

Das kann man sehen, wie man will. Es ist einfach ärgerlich. Das stehen wir jetzt durch und schauen nach vorne.

Für das Team gehen Einnahmen verloren, weil zweimal am Sonntag kein Fahrer am Start stand. Dazu entstehen Kosten durch die Verpflichtung von die Ersatzpiloten, die ja nicht kostenlos fahren.

Ja, natürlich, das sind die anderen negativen Aspekte. Aber das werden wir überleben. Mich stört das Sportliche viel mehr, weil ich vor dem Unfall eine gute Tendenz gesehen habe.

Das Intact-Team zählt zu den drei reichsten Moto2-Teams im Feld. Schrötter war vor dem Crash WM-Zehnter, er ist jetzt WM-15. Cortese ist WM-18. Durch Schrötters Fehlen rutscht ihr im IRTA-Ranking weit ab. Auch das hat negative Auswirkungen, zum Beispiel bei der Vergabe der Boxen.

Ja, natürlich. Beim Startgeld kriegt man ja auch mehr Geld, je weiter man im Qualifying vorne ist. Und die Ersatzfahrer müssen wir auch bezahlen, das ist klar. Bei den Spesenzuschüssen für die Übersee-Rennen kriegen wir jetzt auch weniger Kilogramm an Fracht bezahlt. Und, und, und. Das fehlt uns natürlich schon.

Habt ihr Marcel Schrötter klar gemacht, welche Suppe er euch da eingebrockt hat?

Ja, das bekommt er jetzt schon zu spüren. Und es stinkt ihm selbst am allermeisten, was er da gemacht hat. Denn er ist der Rennfahrer und will natürlich unbedingt fahren.

Er ist gestraft genug. Er hat daraus gelernt.

Die Suter-Entwicklung steht auch still in einer Phase, die für das 2018-Bike am wichtigsten wäre?

Ja, wie gesagt, es sind einige Teile da, die wir ausprobieren sollten. Aber die muss man mit mehreren Fahrer probieren, und der Marcel ist bei solchen Sachen richtig gut. Deshalb ist es schade, dass er nicht fahren kann.

Was erwartet du von De Angelis in Misano?

Das lässt sich schwer einschätzen. In Silverstone hat er sich im Tasca-Team sehr schwer getan. Wenn er sich steigert und er einen Punkt holt, wäre es super gut. Aber ich denke, das wird schwierig.

Zu Sandro Cortese: Kannst du den für die restlichen Rennen weder aufrichten?

Ja, wir haben uns lang unterhalten. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, die Zusammenarbeit mit Stil und Anstand zu beenden. Dazu gehören gute Ergebnisse. Deshalb werden wir alles versuchen, damit er sich auf dem Motorrad wohler fühlt.

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