MX-Rückblick 2016-7: WM in Teutschenthal gerettet!

Von Thoralf Abgarjan
Der Juli 2016 beginnt mit Negativschlagzeilen: In Bielstein kommt es zu einem tödlichen Unfall. Teutschenthal wirft als WM-Veranstalter das Handtuch. Die FIM vermittelt einen Kompromiss. Max Nagl siegt in Loket.

Der Juli beginnt mit einer schweren Tragödie: Die MX-Masters kehren auf den traditionsreichen Waldkurs von Bielstein zurück. Doch das Wetter spielt nicht mit. Im Schlamm verliert Jeremy Delince die Kontrolle über sein Motorrad, fliegt von der Strecke ab und trifft einen Zuschauer, der unter einem Baum Schutz vor dem Regen sucht. Eine Sperrzone, wie die Untersuchungen später ergeben, doch für den getroffenen 28-Jährigen kommt jede Hilfe zu spät. Er verstirbt noch am Unfallort, Delince, ein Streckenposten und ein Kind werden ebenfalls verletzt. Alle weiteren Rennen werden daraufhin abgebrochen.

Talkessel zieht sich aus der WM zurück
Youthstream veröffentlicht den provisorischen Kalender für 2017. Darin ist der Grand Prix of Germany als 'tba' deklariert (noch bekanntzugeben). Wenige Tage später lädt der MSC Teutschenthal zu einer Pressekonferenz ein und erklärt seinen Rückzug aus der WM. Durch zu hohe Kosten und den Wegfall wichtiger Sponsoren könne die WM nicht mehr gestemmt werden. Die Meldung verbreitet sich wie ein Lauffeuer innerhalb der Motocross-Szene. Der Lausitzring will sofort in die Bresche springen und veröffentlicht eine Absichtserklärung, den Deutschland-Grand-Prix künftig ausrichten zu wollen. Doch auch hier ist die Finanzierung des Projekts weitgehend ungeklärt. Die Ereignisse überschlagen sich: Der Weltverband FIM tritt als Krisenmanager auf den Plan und vermittelt hinter den Kulissen zwischen den Interessen des Veranstalters und des Vermarkters.

Rückzug vom Rückzug
FIM Europe Präsident Wolfgang Srb, der selbst jahrelang als FIM Kommissionspräsident tätig war, reist Ende Juli persönlich nach Lommel, um Organisator und Vermarkter an einen Tisch zu holen und als Schlichter die Situation zu retten. Mit Erfolg. Beide Seiten einigen sich auf einen Kompromiss. Der Große Preis von Deutschland ist vorerst gerettet. Die MX-Szene atmet auf. Teutschenthal steht im Kalender für 2017, und zwar am 21. Mai 2017. Vieles hängt nun von den Fans ab, die für den Veranstalter die wichtigste Einnahmequelle sind. Der Veranstalter will aus Fehlern lernen, um wieder attraktiver für Fans und Familien zu werden.

Jeffrey Herlings erneut verletzt
MX2-Überflieger Jeffrey Herlings stürzt Anfang Juli bei einem Lauf zur holländischen Meisterschaft und bricht sich erneut das Schlüsselbein, das er sich bereit 2015 im Talkessel gebrochen hatte. Die Geschichte droht sich zu wiederholen. Wird Herlings zum dritten Mal seinen sicher geglaubten Titelgewinn durch eine Verletzung verpassen? Sein Vorsprung in der WM ist gewaltig. Nach dem letzten WM-Lauf in Mantova hat der Holländer einen Vorsprung von 169 Punkten auf Jeremy Seewer. Seine Verfolger werden also mindestens 4 Grand-Prix-Rennen benötigen, um Herlings einzuholen.

Max Nagl triumphiert in Loket
Ende Juli zeigt Max Nagl das beste Rennen der Saison mit einem Doppelsieg im tschechischen Loket. Im ersten Lauf kann der Oberbayer alle Angriffe Tim Gajsers abwehren. Im zweiten Lauf kann Nagl einen erneuten Sturz Gajsers nutzen, um wieder die Führung zu übernehmen. Gajser fährt wie entfesselt, um seinen Fehler wettzumachen, begeht aber danach weitere Fehler. Nagl gewinnt den Grand-Prix vor Gajser und dem wieder genesenen Rückkehrer Romain Febvre. Nagl rückt damit auf den dritten Tabellenrang nach vorne und befindet sich sogar in aussichtsreicher Position auf den zweiten Tabellenrang, den Cairoli innehat. Cairoli hadert in Tschechien, beendet den Grand-Prix nur auf den Plätzen 7 und 8 und verliert damit wichtige Punkte im Titelkampf. In Abwesenheit von Jeffrey Herlings, der sein operiertes Schlüsselbein auskuriert, gewinnt Dylan Ferrandis beide Läufe. Polesetter Pauls Jonass stürzt an einer Bergab-Passage schwer und erleidet mehrere Gesichtsknochenbrüche und eine Gehirnerschütterung. Jonass fällt für den Rest der Saison aus.

Lommel kennt keine Gnade
Eine Woche später im belgischen Tiefsand von Lommel macht Nagl so weiter, wie er in Loket begonnen hat und gewinnt den ersten Lauf. Bis 10 Minuten vor Ende von Lauf 2 ist der Deutsche auf Kurs zum Grand-Prix-Sieg. Doch er stürzt und fällt auf Platz 7 zurück, was immer noch zu Gesamtrang 2 hinter Überraschungssieger Kevin Strijbos reicht. Tim Gajser stürzt im ersten Lauf mehrfach und kämpft sich immer wieder nach vorne. Erst auf Rang 4, nach einem weiteren Fehler auf Platz 6. Drei Minuten vor Rennende stürzt er erneut, bekommt seine völlig überhitzte Maschine nicht gestartet, fällt auf Platz 16 zurück und kommt völlig frustriert auf Rang 15 ins Ziel. Im zweiten Lauf revanchiert sich Gajser mit einer fehlerlosen Siegesfahrt.

Titelverteidiger Romain Febvre stürzt im zweiten Lauf und gibt frustriert auf. So kann Max Nagl seinen dritten Tabellenrang festigen. Febvre hat jetzt 26 Punkte Rückstand. Cairoli, der auf Rang 2 vor ihm liegt, ist nur noch 14 Punkte entfernt. Nagl hat das mögliche Ziel, WM-Rang 2, direkt vor Augen.

Max Anstie gewinnt mit einem Doppelsieg, allerdings ohne den weiterhin verletzten Jeffrey Herlings. Doch Herlings führt die WM nach zwei verpassten Rennen nach wie vor überlegen mit 87 Punkten Vorsprung an. Aber der Holländer wird auch beim nächsten Rennen in Frauenfeld fehlen.

Ken Roczen pokert zu hoch
Ken Roczen siegt beim Saisonhöhepunkt zum Unabhängigkeitstag in Red Bud vor Eli Tomac. Tomac wird zunehmend stärker und kann Roczen in Southwick einen Tagessieg abnehmen. Der deutsche Suzuki-Star siegt auch in Millville, trotz eines verbogenen Schalthebels. In Washougal pokert Roczen aber im zweiten Lauf zu hoch, lässt Tomac vorbei, um seine Linien zu studieren. Doch Tomac wittert seine Chance und gewinnt den zweiten Lauf und damit erneut den Tagessieg. Doch in der Meisterschaft führt Roczen weiterhin souverän mit 55 Punkten Vorsprung.

Cooper Webb übernimmt in Red Bud die Führung in der 250er Klasse und ist nun auf Titelkurs.

Pourcel entgeht knapp einer Katastrophe
Christophe Pourcel fährt in Washougal in der Spitzengruppe und tritt trotz eines haarsträubenden Crashs im zweiten Lauf erneut an. Doch er hat sich den Halswirbel C6 gebrochen, wie später festgestellt wird. Trotzdem erreicht er noch Platz 6. Doch nach der Diagnose ist klar, dass die Saison für den Franzosen gelaufen ist. Zu Saisonbeginn hatte sich Pourcel bereits den Halswirbel C3 gebrochen. Pourcels Schutzengel mussten in diesem Jahr Sonderschichten fahren.


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