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Lucio Cecchinello (LCR): Wieso er bei Honda bleibt

Von Günther Wiesinger
Eigentlich wollte LCR-Teambesitzer Lucio Cecchinello eines Tages ein MotoGP-Werksteam betreiben. Weil das nicht klappt, vertieft er die Kooperation mit Honda.

Das in San Marino stationierte LCR-Honda-Team von Lucio Cecchinello setzt in der MotoGP-Klasse seit 2006 auf Material von Honda und will diese Strategie auch 2018 fortsetzen, obwohl die Dorna dann am liebsten jeden Hersteller zur Belieferung eines Kundenteams überreden möchte.

Das heisst: KTM, Aprilia und Suzuki sollten dann Honda und Ducati im Idealfall insgesamt drei Kundenteams wegnehmen. Bei Honda existieren jetzt zwei Kundenteams – und obwohl bei Marc VDS das Budget für fünf weitere Jahre bis Ende 2011 gesichert ist, macht sich LCR-Teambesitzer Lucio Cecchinello keine Sorgen.

Er ist überzeugt, auch 2018 ein Bündnis mit Honda abschließen zu können. Ein Handshake hat schon stattgefunden. Cal Crutchlow soll dann sogar einen HRC-Vertrag bekommen. Die Zusammenarbeit soll noch enger werden. «Von Honda wegzugehen, würde mir das Herz brechen», sagt Lucio Cecchinello.

Lucio, deine Kollegen bei Marc VDS Honda vertrauen auf das gesicherte Budget und rechnen auch für 2018 mit Honda-Material. Was sagst du dazu? Du bist ja selbst auch überzeugt, mit Honda weitermachen zu können.

Marc-VDS-Teamprinzipal Michael Bartholemy macht einen erstaunlichen Job. Er ist ein wirklich guter Manager. Ich bin seit 30 Jahren im Motorradsport involviert, aber mir ist es noch nie gelungen, das Budget fünf Jahre im Voraus zu sichern. Ich habe nie so viel Geld gefunden wie er. Wirklich erstaunlich.
Ich habe viel Respekt.
Ich tue mein Bestes. Aber vielleicht bin ich nicht gut genug!

Aber du arbeitest in der MotoGP seit 2006 mit HRC zusammen. Dein Team hat im Vorjahr zwei MotoGP-Siege gefeiert, Cal Crutchlow war WM-Sechster. Du machst dir keine Sorgen, nicht wahr?

Seit ich im Motorsport involviert bin, schon bevor ich mein Racing Team betrieben habe, habe ich Honda-Motorräder verwendet, insgesamt 24 Jahre lang. 2017 ist das 24. Jahr, in dem ich Honda-Material einsetze.
Ich habe in der italienischen Sport-Production-Klasse mit Honda begonnen. Vorher war ich Mechaniker in einem Honda-Team. Ich war Fahrer im Honda-Cup. Ich habe die 125-ccm-Europameisterschaft 1995 auf Honda gewonnen.
Nachher habe ich mein eigenes 125-ccm-GP-Team mit Honda und dem Japaner Nobby Ueda zusammengestellt.

Du hast damals als Fahrer Valentino Rossi in der 125er-EM auf der Werks-Aprilia besiegt!

(Er lacht). Valentino war 15 Jahre alt, er war am Beginn seiner Karriere. Ich hatte als Fahrer mehr Erfahrung.
Meine persönliche Historie mit Honda ist also sehr lang.
Das ist ein Verhältnis, es würde mir das Herz brechen, wenn ich diese Zusammenarbeit beenden würde. Das würde mir Herzschmerzen verursachen.
Obwohl es manchmal nicht einfach ist, das Verhältnis mit einem so großen Unternehmen aufrecht zu erhalten. Denn als Teambesitzer repräsentierst du sehr wenig, du bist ein kleins Licht – aber du forderst dauernd etwas.

Gleichzeitig sagst du seit Jahren, du willst nicht ewig ein Kundenteam bleiben, sondern eines Tages ein echtes Werksteam betreiben. Dein Kontrahent Fausto Gresini hat das mit Aprilia geschafft, du bisher nicht.

Hm... Du hast Recht. Ich habe nicht erwartet, dass Werke wie KTM in die MotoGP einsteigen und derartige Anstrengungen unternehmen. Sogar Suzuki ist zurückgekehrt und hat sich nicht mit einer existierenden Organisation verbündet, sie haben wie KTM ihre eigene Organisation aufgebaut.
Jetzt stehe ich vor der Realität und sehe die Wünsche und Ideen der Hersteller.
Es ist nicht sehr unrealistisch, dass jetzt noch ein Werk wie BMW, MV Agusta oder Kawasaki kommt und zu mir sagt: «Lucio, wir wollen mit LCR zusammenarbeiten.» Ich muss also meine Einstellung und meine Ziele ein bisschen ändern.

Wenn KTM nächstes Jahr ein Kundenteam beliefert, werden sie wohl alle vier Fahrer mit identischem Material ausrüsten, weil die 2017-Bikes vielleicht nicht schlagkräftig genug wären. Wäre das nicht reizvoll?

Ich werde 2018 mit Honda fahren. Da sich sowieso kein Werksteam abzeichnet, das ich übernehmen kann, möchte ich die Zusammenarbeit mit Honda weiter vertiefen.
Es ist kein Geheimnis, dass wir im Frühjahr 2016 von Suzuki angefragt wurden. Deshalb haben wir inzwischen mit Nakamoto und Livio Suppo von HRC darüber diskutiert, wie wir unsere Zusammenarbeit für die Zukunft weiterführen können. Sie strengen sich sehr an, was LCR betrifft.
Schau' dich um, wie viele Honda-Ingenieure zu uns in die Box kommen, wie viele Teile wir zum Testen bekommen. Wir können nicht behaupten, dass wir mit dieser Zusammenarbeit nicht happy wären.
Ich habe bereits ein Handshake-Agreement mit HRC gemacht. Ich habe sie aber gebeten, die Materialkosten für einige Jahre nicht zu erhöhen.
Beim Angebot von Suzuki gab es von mir die Überlegung: Bekomme ich für die vorgeschriebene maximal Leasingebühr von 2,2 Millionen Euro pro Fahrer und Saison die volle Werksunterstützung samt Evolution-Support? Oder bleibe ich bei Honda, wo ich womöglich mit einem Vorjahres-Motorrad fahren muss?
Das neue Angebot von Honda war der Schlüssel dazu, keinen Markenwechsel mehr anzupeilen. Wir fanden mit Honda einen guten Kompromiss. Wir haben uns deshalb entschieden, auch in Zukunft bei Honda zu bleiben. Das ist unser Plan.

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