KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Pit Beirer/KTM: «Freuen uns gewaltig auf vier Fahrer»

Von Günther Wiesinger
Pit Beirer

Pit Beirer

«Wir sind froh, wenn wir 2019 vier MotoGP-Fahrer auf der Piste haben», betont KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer. «Das wird eine andere Dimension. 2019 werden bessere Resultate kommen.»

Das Red Bull KTM-Werksteam hat in der MotoGP-Klasse seit dem zehnten Platz von Testfahrer Mika Kallio am 6. Mai in Jerez keinen Top-Ten-Platz mehr erreicht. Der Finne ist seit dem zweiten freien Training beim Sachsenring-GP mit einer Knieverletzung außer Gefecht; Pol Espargaró verletzte sich 2018 in Sepang beim Januar-Test, im Warm-up von Brünn und im FP3 in Aragón.

So geriet KTM bei der Weiterentwicklung des RC16-Projekts, auch wenn Immer wieder Lichtblicke zu sehen sind (Bradley Smith verlor zum Beispiel im FP3 in Aragón nur sieben Zehntelsekunden auf die Bestzeit) ins Hintertreffen.

SPEEDWEEK.com hat sich mit Pit Beirer über Gegenwart und Zukunft des MotoGP-Projekts unterhalten – zum Beispiel über den Suspension-Wachrüttler und Murphies Law.

Pit, durch die Verletzungen konnte das Testprogramm in den letzten Monaten nicht wie geplant durchgezogen werden. Wird die KTM für Zarcos ersten Test am 20. November in Valencia so konkurrenzfähig sein wie erhofft?

Alle Teile und technischen Lösungen, die wir bringen wollten, sind fertig und werden kommen. Wir hätten diese Komponenten freilich lieber öfter in den Rennen gesehen. Wir hätten uns zum Beispiel gern mit Mika Kallio dreimal bei Wildcard-Rennen das finale 2019-Paket angeschaut.

Diesen Luxus haben wir nach der Verletzung von Mika nimmer gehabt. Aber unser Paket wird deshalb nicht schlechter sein.

Wir haben uns ein paar Dinge vorgenommen, die wir noch einmal massiv angreifen, und die werden fertig sein bis Zarco kommt.

KTM-Firmenchef Stefan Pierer hat beim Catalunya-GP verraten, das Hauptproblem in diesem Jahr sei die hauseigene WP Suspension. Man müsse testen, testen, testen, um diese Nachteile auszumerzen.

Da ist wirklich etwas passiert. Wir haben nach dem San Marino-GP in Misano für den privaten Test mit Randy de Puniet einige Updates gekriegt. Randy hat dann gesagt: Wenn dieses Material jetzt nicht besser ist, dann frisst er einen Besen.

Auch Pol hat sich beim Misano-Test auf das Motorrad mit diesen WP-Komponenten gesetzt und war begeistert.

Manche Dinge brauchen halt etwas Zeit.

Ich erinnere noch einmal daran: Wir sind erst seit etwas mehr als eineinhalb Jahren in der MotoGP und haben schon ein gut funktionierendes Paket gehabt.

Auf dem Niveau, wo wir jetzt manchmal eine Sekunde langsamer sind als die Spitze, wenn es gut für uns läuft, findest du nicht einfach bessere Teile in der Schublade.

Es geht jetzt um kleinste Detailarbeit.

Aber den Suspension-Wachrüttler im Frühling haben die WP-Jungs wirklich mit Bravour gemeistert. Darüber sind wir sehr glücklich.
Ein Vorteil in der Saison 2019 wird das Tech3-Kundenteam sein. Zwei zusätzliche Fahrer mit Technik-Input wären schon in diesem Jahr sehr nützlich gewesen.

Ja, wir haben in Aragón schon am Samstag nach dem Sturz von Pol Espargaró gesagt: Wie sind froh, wenn wir endlich vier MotoGP-Fahrer da draußen auf der Piste haben.

So wie in diesem Jahr nach «Murphies Law», wonach manchmal alles schief geht, was schief gehen kann, wird es 2019 vielleicht anders aussehen: Sobald wir vier MotoGP-Fahrer auf der Strecke haben, werden wir wahrscheinlich auch noch einen fitten Testfahrer daheim haben – oder sogar zwei. Dann hätten wir sogar einen fünften Fahrer für GP-Einsätze, wenn es sein muss.

Aber in der jetzigen Phase war es manchmal grausam, wenn du die ganze Zeit mit einem von drei Fahrern unterwegs bist, weil zwei verletzt sind.

Und der einzige gesunde Fahrer war der, der uns verlässt.Immerhin konnten wir in Thailand wieder mit Pol und Bradley fahren.

Es ist ja ein Fakt: Bradley geht bei uns weg. Er wird nächstes Jahr MotoGP-Testfahrer bei der Konkurrenz sein. Deshalb willst du ihm nicht mehr über jedes neue Detail am Motorrad fachsimpeln.

Auf jeden Fall freuen wir uns jetzt auf das große MotoGP-Team. Wenn du vier Fahrer mit identischen 2019-Bikes im Einsatz hast, dann dreht sich das Radl immer.

Du kannst dann jedem der vier Fahrer etwas zum Probieren geben, es kann viel gegeneinander verglichen werden. Das wird eine ganze andere Dimension sein als mit zwei Piloten.

Was können die KTM-Fans vom Rest der MotoGP-Saison noch erwarten? Die beiden neunten Plätze vom Vorjahr durch Pol Espargaró wurden bisher nicht verbessert. Und was ist für 2019 die Zielsetzung?

Im dritten MotoGP-Jahr müssen wir bessere Ergebnisse fahren. Wir waren uns immer einig: In den ersten zwei Jahren gilt das Welpenschutz-Programm. Da kannst du gewisse Dinge nicht erzwingen.

Jetzt im zweiten Jahr haben wir keine besseren Fahrer als 2017, und das Motorrad ist auch noch nicht ganz fertig.

Aber unser großes Ziel ist darauf ausgerichtet, am 20. November beim Valencia-Test ein besseres 2019er-Motorrad in der Box zu haben. Für vier Fahrer.

Wir haben mit Johann Zarco einen guten Fahrer dazu gekriegt, Pol bleibt bei uns. Und wir haben mit Miguel Oliveira und Hafizh Syahrin bei Tech3-KTM zwei vielversprechende Fahrer.

Und wir müssen 2019 bessere Platzierungen herausfahren.

Aber ich muss dem Mike Leitner recht geben: Wir haben es in dieser Saison bisher versäumt, diesen achten Platz zu erreichen, der als Verbesserung nach Platz 9 kommt.

Dieses Ziel sind wir schuldig geblieben. Und diesen achten Plätz möchten wir trotzdem in dieser Saison noch sicherstellen und eintüten.

Bevor du nicht einmal in deinem Leben Achter warst, brauchst du auch nicht von fünften oder dritten Plätzen zu träumen oder zu reden.

Naja, träumen darfst du schon…

Aber ich bin überzeugt: Es wird nächstes Jahr eine klare Steigerung gegenüber 2018 kommen.

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