Danilo Petrucci (Ducati): «MotoAmerica ist reizvoll»

Von Simon Patterson
Danilo Petrucci mit seiner Ducati in Texas, rechts hinten Paolo Ciabatti

Danilo Petrucci mit seiner Ducati in Texas, rechts hinten Paolo Ciabatti

Danilo Petrucci debütiert an diesem Wochenende in Austin/Texas auf der Ducati Panigale VR4 in der MotoAmerica Superbike-Championship. SPEEDWEEK.com traf ihn zum Exklusiv-Interview.

Sechs Jahre lang hat Danilo Petrucci für Ducati die MotoGP-WM bestritten. 2019 und 2020 fuhr er im Werksteam neben Andrea Dovizioso und gewann im ersten Jahr in Mugello, er wurde WM-Sechster, im Jahr darauf siegte er in Le Mans auf nasser Fahrbahn. Nach dem zwölften WM-Rang von 2020 wechselte er ins Tech3-KTM-Team, weil bei Ducati eine Verjüngungskur inszeniert wurde und Fahrer wie Pecco Bagnaia, Jorge Martin und Enea Bastianini in den Vordergrund rückten.

Weil KTM die beiden Moto2-Stars Remy Gardner und Rául Fernández ins Tech3-Team beförderte, war in der MotoGP kein Platz mehr für den 31-jährigen Römer. Doch KTM entschädigte Petrucci mit einem Platz im Dakar-Werksteam, und der hoch begabte Offroad-Fahrer sicherte sich nicht nur einen Etappensieg, sondern auch einige weitere Spitzenplatzierungen.

KTM konnte dem Italiener jedoch kein Road Racing-Angebot für 2022 machen, auch nicht als MotoGP-Testfahrer, deshalb einigte sich «Petrux» mit Ducati. Er fährt 2022 die MotoAmerica Superbike Championship für das Team Ducati New York. Die ersten beiden Rennen finden an diesem Wochenende im Rahmen des Red Bull Grand Prix of the Americas in Austin statt.

Petrucci hat die werksunterstützte Panigale VR4 jetzt im COTA-Paddock erstmals inspiziert, getestet hatte er das Motorrad bisher nur in Europa. Sogar Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti besuchte das Team Warhorse HSBK Racing Ducati New York gestern im MotoAmerica-Fahrerlager von Austin, als Petrucci sein neues Arbeitsgerät erstmals zu Gesicht bekam.

Petrucci macht kein Geheimnis daraus, dass er sich über die US-Meisterschaft für die Superbike-WM 2023 empfehlen will. Auch Loris Baz hat vor einem Jahr diesem Weg eingeschlagen.

«Ich bin aufgeregt vor dem Saisonstart», strahlte Petrucci im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Ich fühle mich verjüngt. Alles ist frisch, alles ist neu. Ich komme mir zehn Jahre jünger vor, ähnlich wie bei meinem Einstieg in die MotoGP-WM 2012. Damals habe ich auch weder das Motorrad, die Reifen, die Gegner oder die Strecken gekannt. Das ist jetzt wieder ähnlich. Aber diese neue Herausforderung wird mir leichter fallen, denn ich habe inzwischen viel Erfahrung gesammelt.»

«Nach dem MotoGP-Finale 2021 in Valencia habe ich wirklich befürchtet, dass meine Road Racing-Laufbahn jetzt vorbei ist», seufzte Danilo. «Doch dann habe ich gespürt, dass sich alle Ducati-Verantwortlichen stark dafür einsetzten, dass ich nach Amerika komme. Ich weiß nicht, auf welchem Level ich hier einsteigen kann. Aber mir hat gefallen, dass sich sogar Ducati-CEO Claudio Domenicali für mich stark gemacht hat. Ich kann gar nicht aufzählen, wie viele Leute von Ducati mir geschrieben, mir eine Textnachricht geschickt oder mich angerufen haben, um mir dieses Projekt schmackhaft zu machen. Jetzt bin ich zurück bei Ducati, ich finde das schön. Natürlich ist das eine ganz neue Aufgabe für mich, und wir haben sehr wenig getestet. Aber für mich war bei der Dakar auch alles neu, das war eine ganze andere Sportart als MotoGP. Dort habe ich mir gar nichts erwartet… Und jetzt kommt der nächste Neuanfang. Jetzt weiß ich wieder nicht, ob ich hier auf Platz 10 oder auf Platz 1 landen werde.»

«Zuerst will ich einfach Freude haben. Ich führe jetzt ein ganz anderes Leben als in der Vergangenheit», schilderte Petrucci, der sich bei Toni Elias viele Tipps geholt hat. «Bisher bin ich nicht nach Amerika übersiedelt. Ich lebe noch im Hotel. Aber nächste Woche werden wir am Freitag 17 Stunden nach Wisconsin fahren, weil wir am Samstag dort testen. Am Ostersonntag fahren wir dann weiter nach Virginia, das sind wieder 17 Stunden. Am Ostermontag teste ich in Virginia. Von dort fliege ich nach Pennsylvania, denn ich fahre dann am 24. April das Rennen in Atlanta. Ich komme mir vor wie in einer Waschmaschine...»

«Ehrlich gesagt, ich habe nicht erwartet, dass hier so viel auf mich zukommt. Ich habe einfach zugesagt, dass ich in Amerika Rennen bestreiten werde. Ich habe mir vorgestellt, dass hier alles leichter ist als in der MotoGP. Aber es ist ganz schön aufwändig und beschwerlich», meinte Petrucci vor dem ersten Training am Freitag.

«Aber ich bin happy. Erstens weil ich wieder alle Bekannten aus dem GP-Paddock treffe, und zweitens weil ich wieder eine reizvolle neue Aufgabe gefunden habe. Am ersten Tag hier bin ich im Fahrerlager gar nicht vom Fleck gekommen, weil ich so viele Hände schütteln musste… Das war sehr berührend. In Valencia bin ich von den Emotionen übermannt worden, ich war ganz traurig, weil ich geglaubt habe, ich muss jetzt mit dem Straßenrennsport aufhören. Jetzt bin ich wieder happy. Ich kann das gar nicht hoch genug schätzen, wie freundlich ich hier empfangen worden bin. Alle Leute sind so nett zu mir. Dass ich so beliebt bin, ist die schönste Errungenschaft für mich.»

MotoAmerica-Kalender 2022

10. - 12. März – Daytona 200*
08. - 10. April – Austin**
22. - 24. April – Atlanta
20. - 22. Mai – Virginia
03. - 05. Juni – Road America
24. - 26. Juni – The Ridge
08. - 10. Juli – Laguna Seca
29. - 31. Juli – Minnesota
19. - 21. August – Pittsburgh
09. - 11. September – New Jersey
23. - 25. September – Alabama

* ohne Superbikes
** im Rahmen der MotoGP-WM

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