Lin Jarvis (Yamaha): «Keiner will kindische Strafen»

Von Günther Wiesinger
Yamaha-MotoGP-Teamprinzipal Lin Jarvis äussert sich erstmals öffentlich zu den umstrittenen Long-Lap-Penaltys von Morbidelli und Quartararo beim Jerez-GP. Er plädiert für mehr Ausgewogenheit bei den Urteilen.

Lin Jarvis, der englische Managing Director von Yamaha Motor Racing, ist beim und nach dem Jerez-GP jedem Journalisten weiträumig ausgewichen, um unüberlegte Stellungnahmen oder Kommentare zu den zwei umstrittenen Long Lap-Penaltys für Franco Morbidelli und Fabio Quartararo zu vermeiden, die nach deren Stürzen im Sprint beziehungsweise am Sonntag im GP-Rennen vom «FIM MotoGP Stewards Panel» ausgesprochen wurden.

Die meisten aufmerksamen Beobachter waren sich einig, es habe sich bei diesen beiden Vorfällen im der jeweils ersten Rennrunde am Samstag und Sonntag um normale Rennunfälle gehandelt, auch Augenzeuge Stefan Bradl.

Im Interview mit SPEEDWEEK.com erklärt Lin Jarvis, warum die Fahrer das Vertrauen in die Urteilsfähigkeit der Stewards verloren haben, die «kindische Penaltys» verhängen.  

FIM-Steward Freddie Spencer musste zuletzt viel Kritik einstecken. Johann Zarco sagte, man müsse Schiedsrichter suchen, die keine Angst vor den Topfahrern haben. Er meinte Marc Márquez.

Ja, das ist ein Aspekt. Wir brauchen sicher eine gründliche Überprüfung der Frage, wie sich die Stewards verhalten. Denn ich denke, es ist von allen Seiten einstimmig Kritik an den Entscheidungen zu hören. Der fundamentale Faktor: Das Vertrauen der Teilnehmer an diesem Sport zu diesem System ist verschwunden.

Unter diesen Umständen müssen die Verantwortlichen eine Reaktion zeigen. Sie müssen das Vertrauen in die Funktion der Stewards wieder herstellen; das ist keine leichte Aufgabe. Niemand wird bestreiten, dass man als Steward in diesem High-Speed-Sport mit diesen vielen Überholmanövern eine schwierige Aufgabe übernimmt. Aber es muss eine bessere Möglichkeit geben, diese diese Art der Rechtsprechung zu verbessern.

Momentan existiert bei den Urteilen keine erkennbare Gleichmäßigkeit und Beständigkeit. Es werden nicht alle Fälle und Fahrer gleich behandelt. Eine Ausgewogenheit wäre aber sehr wichtig.

Aber das passiert gegenwärtig nicht. Manche Zwischenfälle werden bestraft, andere nicht, obwohl sie gleichwertig sind. Manchmal werden sogar bei den geringsten Vergehen Strafen verhängt. Es wird bei allem und bei jeden agiert, um irgendjemand zu zeigen, dass die Stewards ihr Amt ausüben. Aber wem müssen sie das beweisen? Wer hat sie beauftragt dauernd zu beweisen, dass sie bereit zum Verhängen von Strafen sind?

Beim Portimõ-GP im März ging das Theater mit den Stewards los. Es wurde zum Beispiel dort eine Strafe für Luca Marini gefordert, weil er Bastianini zu Sturz brachte.  Dann passierte noch der lächerliche Formfehler beim Marc-Márquez-Penalty. 

Es gibt die Story, dass die Fahrer strenge und klare Strafen verlangt haben. Ich würde sagen, das ist eine Tatsache. Aber es sollten korrekte Strafen sein!

Wenn sich jemand danebenbenimmt, sollte das Vergehen entsprechend streng geahndet werden. Aber keiner will kindische Penaltys für normale Manöver sehen, wie zum Beispiel beim Überholen. So lächerliche Strafen können ein Rennen oder ein ganzes Rennwochenende für eine Person zerstören.

Nimm Fabio in Jerez als Beispiel. Die Kommentare der meisten Fahrer lauteten: ‘Wo hätte er hinfahren können?’»

Es hat sich auch herumgesprochen, dass die Stewards gern auf wütende Gesten von Fahrern hereinfallen.

Die Stewards müssen den Unterschied erkennen zwischen absichtlichen Gesten und vorgetäuschten. Das kommt aus dem Fußball. Jeder Angreifer, der von einem Verteidiger am Schienbein leicht gestreichelt wird, lässt sich dann im Strafraum dramatisch hinfallen, um den Schiedsrichter zu beeindrucken und ihn zu beeinflussen, damit ein Elfmeter verhängt wird.

Aber diese Methoden haben in der MotoGP nichts verloren.

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