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Carlos Ezpeleta: Was kann die Formel 1 jetzt besser?

Von Günther Wiesinger
«Die MotoGP zeigt gerade, wie man es nicht macht», wetterte Mercedes-Formel-1-Teamchef Toto Wolff beim Österreich-GP. Mit dieser Ansicht steht er ziemlich alleine da. Dorna-Manager Carlos Ezpeleta nimmt Stellung.

In der jüngeren Vergangenheit haben die meisten Formel-1-Experten von Maurizio Arrivabene über Flavio Briatore bis zu Dr. Helmut Marko nach einem Besuch eines Motorrad-GP einstimmig erklärt, die Formel 1 könne sich an der MotoGP-Szene ein Beispiel nehmen, eine Scheibe abschneiden und einiges lernen. Auch aktuelle und ehemalige Formel-1-Piloten wie Mark Webber, Fernando Alonso, Ralf Schumacher und andere schlugen in diese Kerbe.

Nur der österreichische Mercedes-Formel-1-Teamprinzipal Toto Wolff, der ausser in Spielberg 2021 (damals waren wegen Corona nur 15.000 Zuschauer erlaubt) noch nie als Gast bei einem MotoGP-Event aufgefallen und eventuell etwas frustriert ist, weil seine Fahrer Lewis Hamilton und George Russell in diesem Jahr nach zehn Rennen noch sieglos sind, sieht das anders.

Übrigens: Auf die Frage, wie er sich bei seinem Heim-GP in Spielberg gefühlt habe, als Lewis Hamilton und George Russell am vergangenen Sonntag von den Startplätzen 5 und 11 losfahren mussten, entgegnete der stilvolle Wiener: «Ehrlich gesagt: beschissen.»

Wolff kritisierte im selben Interview mit der «Tiroler Tageszeitung» die Geschehnisse in der MotoGP-WM, die er freilich nur vom Fernsehen oder vom Hörensagen kennt.

Er hält das MotoGP-Konzept mit 20 Sprint Races in der Saison 2023 für nicht besonders sinnvoll und lobt die Formel-1-Methode, die 2022 drei Sprint-GP vorsah und in diesem Jahr sechs.
«Ich kann da nur für mich sprechen, aber ich halte sehr viel von Traditionen. Man weiß dann immer, am Sonntag wird um 15 Uhr gestartet – wenn der Grand Prix in Asien steigt, muss man früh aufstehen, wenn der in den USA abgehalten wird, dann später. Ich verfolge die MotoGP und mag sie wirklich gerne, aber ich kapiere da vieles nicht mehr. Am Samstag jammert der Fahrer, am Sonntag ist er aber wieder glücklich. Du kommst da nicht mehr mit. Das taugt mir überhaupt nicht. Die MotoGP zeigt gerade, wie man es nicht macht.»

Carlos Ezpeleta, Chief Sporting Officer der Dorna, dem Inhaber der kommerziellen MotoGP-Rechte, verteidigte im Gespräch mit SPEEDWEEK.com das Konzept der «Formel 1 auf zwei Rädern».

«Jeder hat seine eigene Meinung, und es ist schwierig, objektiv zu urteilen, besonders wenn du selbst in diesem Business beschäftigt bist», stellte Carlos Ezpeleta fest. «Ich stimme zu, dass es sehr wichtig ist, die grundlegenden Bestandteile des Sports möglichst einfach und leicht verständlich zu halten. Das war einer der Beweggründe, warum wir uns für dieses neue MotoGP-Format entschieden und die Sprints 2023 bei allen Events integriert haben. Der Zeitplan sieht bei allen Events identisch aus, das Qualifying gilt für beide Rennen. Der Sprint geht über die halbe Distanz und deshalb werden nur die halben Punkte verteilt, also zwölf für den Sieger und so weiter bis Platz 9.»

In der Formel 1 sieht der Zeitplan und das Programm unterschiedlich aus, je nachdem, ob der Grand Prix ein Sprint Race beinhaltet oder nicht.

«In der Formel 1 qualifiziert man sich am Freitag für den Sonntag, am Samstag qualifizierst du dich für den Samstag, du bekommst einen Punkt für die schnellste Rennrunde und so weiter. Keiner kann behaupten, das sei leichter zu verstehen als das MotoGP-Konzept», entgegnete der Dorna-Sportdirektor.

Carlos Ezpeleta anerkennt aber gern, dass die Formel 1 durch die attraktive Netflix-Dokumentation «Drive to Survive» vor eineinhalb Jahren stark an Popularität gewonnen hat. «Sie haben beim Bemühen, neue Fans zu gewinnen, großartige Arbeit geleistet», räumt der Dorna-Manager ein. «Das ist unbestritten. Eine Menge Leute behaupten weiter, der Sport spiele keine Rolle, die Leute würden durch die Show und das Package angezogen. Ich weiß nicht, wie lange sie weitere Zuwächse erreichen können bei einem Zustand des Sports, wie er sich heute darstellt und in dem ein Fahrer Rennen mit einer ganzen Minute Vorsprung gewinnen kann...»

Ezpeleta weiter: «Ich stimme zu, es ist sehr wesentlich, eine gute Show und ein anständiges Marketing-Konzept zu präsentieren. Auch wir strengen uns an, das Marketing zu verbessern. Aber wenn man einen spektakulären, spannenden Sport präsentieren kann, macht das einen Riesenunterschied. Und wir sind auch bei der Qualität des Sports mit unserem Latein noch nicht am Ende.»

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