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Cal Crutchlow bei Ducati: «Schwachstellen ausmerzen»

Von Günther Wiesinger
Cal Crutchlow blieb seinem neuen Teamkollegen Andrea Dovizioso dicht auf den Fersen. Aber er ist sich bewusst: Es liegt bei Ducati viel Arbeit vor ihm.

Cal Crutchlow stellte sich nach seinem ersten Arbeitstag auf der Ducati Desmosedici GP13 den Fragen der Journalisten. Von Begeisterung war nichts zu sehen. Er hatte mit 1:32,054 min die sechstbeste Zeit erzielt und nur 0,111 min auf seinen Teamkollegen Andrea Dovizioso verloren. Zur Bestzeit von Lorenzo fehlten ihm 0,797 Sekunden.

Aber: Mit der Tech3-Yamaha hat der 27-jährige Brite am Samstag im Quali eine Zeit von 1:31,113 min hingeknallt.

Cal, wie war dein erster Arbeitstag?

Es war nett, endlich die Arbeit mit dem Ducati-Team beginnen zu können. Wir haben meine Sitzsposition angepasst, es war alles neu für mich, ganz anders als bisher, ja, eine neue Herausforderung.
Aber ich habe einige positive Aspekte gesehen. Das ändert nichts an der Tatsache, dass wir in den nächsten zwei Tagen noch viel Arbeit zu erledigen haben.
Ich habe auch bei der Sitzposition noch Ideen, die ich probieren möchte.

Beim Set-up haben wir heute genau das genommen, was Nicky hier am Wochenende ausgetüftelt hat. Wir haben am ersten Tag nichts geändert. Ich habe einfach 39 Runden abgespult...
Ich habe mir immerhin im Team heute schon ein paar neue Namen eingeprägt... Jetzt muss ich noch rausfinden, wer welche Aufgabe hat.

Wie ist dein erstes Gefühl vom Motorrad?

Auf jeden Fall anders... Ich bin jetzt drei Jahre dasselbe Motorrad gefahren. Selbst beim Wechsel von der 800er auf die 1000er hat sich nicht viel geändert. Ich habe bisher kein anderes MotoGP-Motorrad gekannt. Jetzt lerne ich etwas ganz anderes.
Das wird sicher Zeit beanspruchen. Du kannst nicht einfach auf ein anderes Bike springen und sofort komplett komfortabel und happy damit sein. Es gibt ein paar positive Punkte an diesem Motorrad. Aber es hat auch negative Seiten, das wissen wir alle.
Ich will die Ducati gar nicht mit meinem alten Motorrad vergleichen. Wir wollen aus der Ducati kein völlig anderes Motorrad machen.
Ich fahre jetzt für Ducati. Dieses Motorrad hat ein paar sehr positive Seiten. Und wie gesagt: Manches muss verbessert werden.

Wo liegen die Stärken der Ducati?

Beim Bremsen auf den Geraden ist sie sehr gut, besser als mein bisheriges Bike. Die Beschleunigung lässt wenig zu wünschen übrig. Das Getriebe ist ganz anders als das, das ich bisher gewöhnt war.
Ich habe jetzt erstmals eine «seamless gearbox».
Und wir werden als Team zusammen versuchen, die Schwachstellen auszumerzen.
Ich gebe dem Team Informationen und berichte, wie sich das Bike in gewissen Situationen verhält und was ich im Vergleich dazu bisher gewöhnt war.

War der erste Eindruck so, wie du es erwartet hast?

Ich habe mir nicht den Kopf zerbrochen, ob die Ducati schlechter oder besser sein würde als mein bisheriges Motorrad. Ich wusste, sie wird anderes sein. Und sie ist anders.
Ich muss jetzt einfach drei Tage mit diesem Motorrad fahren und mich damit anfreunden. Ich muss es kennenlernen.Die Ducati war heute völlig fremd für mich. Die Kupplungshebel, die Bremshebel, alles fühlt sich unterschiedlich an, obwohl sie an derselben Stelle sind und vom selben Hersteller kommen.

Es ist wirklich ein merkwürdiges, fremdes Gefühl auf ein anderes Motorrad zu springen.
Heute ging es nicht um Rundenzeiten. Ich muss das Personal kennenlernen, ich musste mich mit dem neuen Cockpit zurechtfinden und mit dem neuen Dashboard.
Ich habe mehrmals vergessen, den Schalter für den Boxengasse-Limiter zu betätigen.

Dein Abstand zur Spitze mit der Ducati ist geringer als jener von Rossi vor drei Jahren. Wie beurteilst du die Schlagkraft der Ducati?

Ich habe zu meiner Crew gesagt: Mir macht es nichts aus, den ganzen Tag in 1:32,5 min rumzukurven. Aber Lorenzo wird den ganzen Tag lang 1:31,5 fahren...
Wenn ein anderer statt mir auf dieses Motorrad hüpfen würde, wäre er vielleicht schneller, vielleicht auch langsamer, ich weiss es nicht. Ich kümmere mich im Moment nicht um mein Ergebnis und nicht um meinen Speed. Ich will einfach Feedback für die Ingenieure liefern.
Ich habe auch einige Diskussionen mit Dovi geführt. Einige meiner Eindrücke waren deckungsgleich mit seinen. Das ist grossartig für das Team.

Sie bekommen von zwei Fahrern mit zwei komplett unterschiedlichen Fahrstilen zwei völlig identische technische Inputs.
Wir haben beide sehr ähnliche Gefühle und Eindrücke. Das ist positiv, weil die Techniker dann bei der Entwicklung nicht Gefahr laufen, in zwei unterschiedliche Richtungen marschieren müssen.
Und wenn wir einen starken Punkt an der Ducati entdecken, reden wir beide über denselben starken Punkt.
Ich habe für diesen Test keine konkreten Ziele, nicht für den Dienstag und nicht für den Mittwoch.
Ich will einfach das Motorrad fahren und es besser kennenlernen. Je mehr Runden ich fahre, desto vertrauter werde ich mit der Ducati.

Valencia-Testzeiten Montag:

1. Jorge Lorenzo (E), Yamaha, 1:31,257 min
2. Valentino Rossi (I), Yamaha, +0,093 sec
3. Stefan Bradl (D), Honda, +0,494 sec
4. Andrea Iannone (I), Ducati, +0,668 sec
5. Andrea Dovizioso (I), Ducati, +0,686 sec
6. Cal Crutchlow (GB), Ducati, +0,797 sec
7. Michele Pirro (I), Ducati, +1,441 sec
8. Yonny Hernandez (CO), Ducati, +1,488 sec
9. Hiroshi Aoyama (J), Honda, +1,763 sec
10. Pol Espargaró (E), Yamaha, +1,930 sec
11. Scott Redding (GB), Honda, +2,938 sec
12. Michael Laverty (GB), Aprilia, +3,121 sec
13. Martin Bauer (A), BMW, +3,858 sec
14. Mike di Meglio (F), Kawasaki, +5,047 sec 

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