Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Andrea Iannone: «Ich weiß, wie man Márquez besiegt»

Von Frank Aday
2015 ist Andrea Iannone auf der Ducati ein Überraschungspaket. Er könnte die MotoGP-Klasse aufmischen. «Ich strebe jeden Tag nach dem Sieg», sagt Iannone.

Auf der Pramac-Ducati sammelte Andrea Iannone in der vergangenen Saison bereits Führungskilometer und glänzte mit starken Qualifying-Leistungen – Startplätze 2, 3, 2, 3, 2 in Mugello, Brünn, Misano, Aragón und Valencia.

Da Cal Crutchlow die Ausstiegsklausel seines Zwei-Jahres-Vertrags nutzte und zu LCR wechselt, rückt Iannone 2015 in das Ducati-Werksteam auf. 2014 belegte er WM-Rang 10 und landete in elf von 18 Rennen unter den Top-10. In einem Interview mit der «Gazetta dello Sport» sprach der Italiener nun über Teamkollege Dovizioso, Weltmeister Marc Márquez und seine Persönlichkeit.

Andrea, der erste Schritt war, sich eine Werksmaschine zu verdienen. Und jetzt?

Ich fahre seit zehn Jahren Rennen und habe erstmals ein Werk im Rücken. Das wollte ich schon immer. Das habe ich jetzt in der wichtigsten Klasse geschafft und bin stolz darauf. Für mich ist es das Größte. Es ist ein wichtiges Ziel, aber nur eine Zwischenstufe, das Schöne kommt jetzt.

Beim Test in Jerez hast du eine fantastische Rundenzeit von 1:39 geschafft, acht Zehntel hinter der Pole-Zeit von Marquez. Bedeutet das was?

Die Zeiten im Winter bedeuten gar nichts, aber mit dem harten Reifen war ich nur eine Zehntel langsamer als mit dem weichen. Das zählte für mich mehr. Wir arbeiten an sehr vielen Details, das war eine schöne Bestätigung dafür. Schon 2013 hatte ich den technischen Rückhalt und wir hatten vieles ausprobiert. Beim letzten Test wollten wir herausfinden, ob wir uns auf dem richtigen Weg befinden. Jetzt haben wir die Gewissheit.

Die GP15 wird erst Anfangs Februar für die Tests in Sepang bereit sein. Ist sie das Ass im Ärmel, um die Lücke zu Honda und Yamaha zu schließen?

Das Ziel ist es schon, wir sind ja nicht so weit davon weg. Wenn wir weiterhin so gut arbeiten, dürften wir es schaffen. Ich bin überzeugt, dass Ducati ein gutes Motorrad hinstellen wird. Die Fahrer, die Ingenieure und auch die Mechaniker müssen davon überzeugt und zuversichtlich sein.

In der letzten Saison bist du dreimal von Startplatz 2 ins Rennen gegangen, aber die beste Platzierung waren Rang 5 am Sachsenring, in Brünn und Misano. Wie weit weg ist das Podest?

Es lag zwischendurch in Reichweite, entwischte mir aber aus verschiedenen Gründen. Ich muss mich als Fahrer verbessern und an mir arbeiten. Auf Details muss ich mich mehr konzentrieren. Es ist ein Prozess.

Und der erste Sieg in der MotoGP-Klasse?

Danach strebe ich jeden Tag in meinem Leben. Denke darüber nach, wie ich es schaffen, wie ich reifen kann. Ich hoffe, dass dies schon bald der Fall sein wird, aber man darf nichts überstürzen. Keine Hast haben. Die MotoGP ist schwierig, es braucht Ruhe und Geduld.

2011 und 2012 hast du Márquez vier Mal mit einem unterlegenem Motorrad besiegt. Wie macht man das?

Ich weiß, wie man ihn bekämpfen und besiegen kann. Aber Marc hat sich in den letzten zwei Jahren unglaublich weiterentwickelt. Sicher, auch ich bin viel besser geworden. Ja, ich habe ihn besiegt, aber das ist jetzt nur noch Erinnerung. Die Zukunft zählt, um zu siegen, muss man erst Marc besiegen, aber es ist eben nicht nur er alleine.

Die MotoGP-Klasse ist ein Wespennest. Mit Rossi, Lorenzo, Dovizioso, Pedrosa….

Extrem starke Fahrer. Leute, die schon Titel gewonnen haben. Die Latte liegt sehr hoch, aber ich werde es versuchen, mit allem was ich habe.

Rossi nimmt seinen zehnten Titel in Angriff, Dovizioso ist der Leader bei Ducati, Iannone nur eine potenzielle Überraschung. Kannst du die Hierarchie der Italiener in der MotoGP umstürzen?

Das wünsche ich mir. Vale und Dovi sind zwei außergewöhnliche Champions, ihr Talent ist unumstritten. Ich kann nur lernen, möchte schnell und siegreich werden und das Bestehende und Gefestigte aus dem Gleichgewicht bringen

Ist Dovizioso ein Gegner oder Teamkollege?

Wir fahren keine Ducati-Trophy, sondern um an der Spitze zu sein oder es wenigstens zu versuchen. Ich habe großen Respekt vor Andrea, er ist in vielen Bereichen sehr stark und vielleicht hilft es mir dadurch, an seiner Seite reifer zu werden. Wir werden uns sicher gegenseitig helfen, die GP15 soweit nach vorne zu bringen wie nur möglich.

Von dir sagen manche, dass du dich abseits der Piste gerne vergnügst, durchwachte Nächte, schöne Autos, Wahnsinn… Andere sagen, dass du alles bis ins Detail geordnet liebst. Wer ist Andrea?

Es stimmt, ich bin sehr pünktlich und präzise. Ich überlasse nichts dem Zufall. Ich möchte, dass alles seine Ordnung hat. Auf der Strecke und auch abseits davon.

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