Eine Frage des Speeds: Red Bull Honda ohne Jake Gagne

Von Ivo Schützbach
Jake Gagne fuhr erst zweimal in die Top-10

Jake Gagne fuhr erst zweimal in die Top-10

Zwei Top-10-Ergebnisse in 22 Superbike-WM-Läufen sind zu wenig, um sich für kommende Saison zu empfehlen. Red Bull Honda will für 2019 einen zweiten Spitzenfahrer neben Leon Camier – Jake Gagne muss sich umorientieren.

Ende Juni löste Honda Motor Europe (HME) die Option auf Leon Camier ein, der Engländer wird auch 2019 im Team Red Bull Honda starten. An seiner Seite soll der «schnellst mögliche verfügbare Fahrer» starten, wie es Chris Pike formulierte, bei HME für den Superbike-WM-Einsatz zuständig.

Oben auf der Wunschliste steht Ex-Weltmeister Tom Sykes, der nach neun Jahren das Kawasaki-Werksteam verlassen wird. Auch Lorenzo Savadori kommt in Frage. Eugene Laverty ist erwünscht, hat aber kein gesteigertes Interesse an der nach wie vor nicht siegfähigen Honda Fireblade.

«Die Honda muss an den Leistungen von Leon Camier gemessen werden», unterstreicht Pike. Der Engländer brauste dieses Jahr in 13 Rennen sechsmal in die Top-8, stürzte aber im ersten Rennen in Aragón und fiel verletzungsbedingt für den zweiten Lauf und die Events in Assen und Imola aus. Sein bestes Resultat: Rang 4 im März in Thailand.

Teamkollege Jake Gagne, ein Rookie in der Weltmeisterschaft, kann nach 22 SBK-Läufen erst zwei Top-10-Resultate vorweisen: Die Ränge 10 und 9 bei seinem Heimrennen im kalifornischen Laguna Seca Ende Juni.

In der Zeit als Camier verletzt fehlte, war Honda nicht konkurrenzfähig. Es rächte sich, dass nur ein Topfahrer unter Vertrag ist.

«Es ist etwas grausam, Jake nicht als Topfahrer zu bezeichnen», grübelte Pike. «Er ist ein Neuling in der Serie, ein Red-Bull-Athlet. Wir müssen die Leistung aus ihm herausholen, die Red Bull in seinem Talent sieht. Er verdient die Chance in der Superbike-WM. Deshalb würde ich Jake in diesem Zusammenhang gerne als Topfahrer bezeichnen.»

Siehst du das gleiche Potenzial in Gagne wie Red Bull? Pike: «Wenn du dir die Zeitenlisten anschaust, momentan nicht. Das heißt aber nicht, dass es nicht da ist. Es wäre unfair, ihn jetzt vor den Bus zu werfen. Ich sehe ein gewisses Talent in ihm, wir müssen ihm helfen, das auf der Strecke zu zeigen.»

Was niemand bei Honda Motor Europe laut ausspricht, um Gagne nicht zu demotivieren: Der 24-Jährige muss sich für 2019 nach einem neuen Job umsehen.

2017 stieß er als Ersatz für den tödlich verunglückten Nicky Hayden zum Team, für 2018 bekam er nach Fürsprache von Hauptsponsor Red Bull einen Fixplatz. Gagne kannte die Honda Fireblade aus der US-Meisterschaft, hatte aber keinerlei Erfahrung mit der Elektronik und kannte nur wenige WM-Strecken.

SPEEDWEEK.com sprach mit seinem Crew-Chief Mick Shanley, um sein Potenzial zu erörtern.

Mick, als Gagne zum ersten Mal auf euer Motorrad stieg sagte er, das wäre das beste Bike, das er jemals fuhr. Macht es diese Voraussetzung nicht schwierig, Fortschritte zu erzielen?

Das ist eine andere Situation als gewöhnlich, zum Teil aber auch eine gute. Er ist nicht voreingenommen, wir mussten ihm erst zeigen, was alles möglich ist. So wurde er Stück für Stück empfindlicher und kritischer, was die vielen Details betrifft. Und merkte, in welchen Bereichen sein Motorrad besser ist oder das der Gegner.

Wie kann ein Pilot ohne Erfahrung wissen, dass etwas deutlich besser arbeiten könnte?

So etwas kann er nicht wissen, das brachten wir ihm näher. Es braucht Zeit, um Erfahrung zu sammeln. Deshalb ist es wichtig, dass wir ihm eine gleichbleibende Abstimmung hinstellen. Wenn wir dann eine Änderung vornehmen, kann er diese deutlich spüren.

Hilft es Gagne, dass er mit Camier einen sehr schnellen und erfahrenen Teamkollegen hat?

In einigen Bereichen ja. Stellenweise unterscheiden sich die Abstimmungen aber stark. Camier ist deutlich größer und zehn Kilogramm schwerer, deshalb haben sie unterschiedliche Anforderungen.

Positiv ist, dass Gagne immer sehr motiviert und enthusiastisch ist. Wenn du die Vor- und Nachteile mit ihm gegeneinander aufwiegst, wo landest du?

Er verfügt definitiv über viel Potenzial und hat keine vorgefestigten Meinungen. Er wächst an seinen Aufgaben. Deshalb hoffen wir, dass er sich in der restlichen Saison weiter steigert.

Als wir mit ihm im Winter in den Tests begannen, waren die Aufgabenstellungen sehr spezifisch. Wir konzentrierten und auf einzelne Kurven, weil so viel neu für ihn war. Nach und nach gewöhnte er sich an alles und konnte deshalb auch mehr Informationen gleichzeitig verarbeiten.

Du hast jahrelang mit erfahrenen Piloten gearbeitet, die teilweise aus der MotoGP-Klasse in die Superbike-WM kamen und sehr ausgereifte Elektronik gewohnt waren. Ist es schwieriger mit einem Fahrer zu arbeiten, der sich ständig beschwert?

Es ist sicher leichter einem Fahrer neue Dinge beizubringen, als ihm das Gewohnte wegzunehmen. Fahrer gewöhnen sich an Dinge. Nimmt man ihnen diese weg, müssen sie ihren Stil ändern.

Gagne verfügt über Grundwissen. Je mehr wir ihm vermitteln können, desto mehr hilft es ihm. Er lernt ständig dazu, das ist positiv.

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