Razgatlioglu unbesiegbar: Trotz «schlechterer BMW»

Immer zu einem Scherz aufgelegt: Seriensieger Toprak Razgatlioglu
Mit solchen Leistungen von Toprak Razgatlioglu gehen uns langsam die Superlative aus. Den zwei Jahre alten Pole-Rekord von Garrett Gerloff (BMW) hat er am Samstagmittag um über eine halbe Sekunde verbessert. Und angesichts 8,597 sec Vorsprung auf den Zweiten Nicolo Bulega (Aruba.it Ducati) im ersten Rennen können wir uns nur ehrfürchtig verbeugen.
73 Siege hat Toprak inzwischen in der Superbike-WM erobert, lediglich der sechsfache Weltmeister Jonathan Rea hat mit 119 mehr. Magny-Cours ist die erste Piste, auf welcher der Türke mit drei Fabrikaten gewonnen hat: Nach Kawasaki und Yamaha jetzt auch mit BMW.
Seit zehn Rennen ist Razgatlioglu ungeschlagen, ohne die Aussetzer seiner BMW auf den letzten Metern des zweiten Hauptrennens in Brüx (Most) wären es schon 13. Was die Einstellung seines eigenen Rekords bedeuten würde – der aber auch so erreichbar ist. Dafür muss die BMW-Galionsfigur neben den beiden Sonntag-Rennen auf dem Circuit de Nevers Magny-Cours auch den ersten Lauf in Aragon gewinnen.
Seinen Vorsprung in der Weltmeisterschaft hat Toprak auf 31 Punkte erhöht, Schritt für Schritt kommt der nächstjährige MotoGP-Pilot seinem dritten Titel näher.
Der Triumph in Frankreich war nicht eine Sekunde in Gefahr, die Selbstwahrnehmung des WM-Leaders ist aber eine ganz andere, als sie Beobachter haben.
«Meine Pace war stark, ich habe aber auch ordentlich gepusht», erzählte Razgatlioglu beim Treffen mit einer Handvoll Journalisten. «Die ersten zehn Runden habe ich nie auf meine Boxentafel geschaut, sondern nur auf mein Dashboard. Ich wollte eine 1:35er-Runde nach der anderen drehen, auf dieses Ziel habe ich mich konzentriert. Ich muss aber auch sagen, dass ich mich letztes Jahr, mit den alten Regeln, deutlich stärker gefühlt habe. Vor allem, wenn der Hinterreifen nachlässt, da bekam ich Probleme mit der Motorbremse. Der Reifen blockierte mehrfach, das hat mich Zeit gekostet. Deswegen war meine Pace in den letzten Runden nicht mehr so gut, ich machte auch einige Fehler.»
Der 28-Jährige hat bereits am Freitag gegenüber SPEEDWEEK.com erläutert, wo er die BMW im Vergleich mit der Ducati in den Beschleunigungsphasen sieht – und dass er diesbezüglich Nachteile hat.
«Deswegen muss ich mehr pushen», verdeutlichte er. «Das Turning ist auch schlechter als letztes Jahr. Aber ich versuche das auszublenden, arbeite schwer und konzentriere mich auf mein Wochenende. Verglichen mit dem Saisonstart arbeitet unsere Motorbremse inzwischen auch viel besser. Und ich verstehe das Motorrad mehr und weiß, wie ich es zu fahren und wie ich zu bremsen habe. Manchmal muss man sich dem Stil des Bikes anpassen. Es läuft gut, im Motorsport ist aber alles möglich. Deswegen entspanne ich mich auch nicht, am Sonntag habe ich zwei weitere Rennen.»
«Wir dürfen nicht vergessen, dass Magny-Cours meine Lieblingsstrecke ist, hier bin ich immer stark», hob der Seriensieger hervor. «Mal sehen, wo ich in Aragon stehe, dort ist Ducati immer sehr schnell. Dass ich dieses Wochenende stark sein würde, wusste ich. Es kommen aber auch Wochenende, an denen Bulega stark ist. Ich will aber auch in Aragon um den Sieg kämpfen, dort habe ich noch nie gewonnen. Unser Test dort war gut, wir haben zahlreiche Abstimmungsvarianten für die Rennen probiert, es schaut nicht schlecht aus. Aber Rennen sind immer anderes, da legt jeder eine andere Mentalität an den Tag.»
ERGEBNISSE MAGNY-COURS RENNEN 1
WM-STAND