Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Warum Toppiloten auf England verzichten

Von Jan Sievers
Nicki Pedersen

Nicki Pedersen

2008 trat das ein, was niemand zuvor auch nur zu denken wagte. Zum ersten Mal verzichtete ein Speedway-Weltmeister freiwillig auf die englische Profiliga.

Da es in Polen und Russland für weniger Rennen wesentlich mehr Geld zu verdienen gab und der Terminkalender eines Grand-Prix-Fahrers sowieso eng ist, kehrte Weltmeister Nicki Pedersen der Insel den Rücken.

Viele Leute lästerten, dass dies das Ende von Pedersens Titelverteidigungsträumen sein wird. Wer auf die englische Liga und deren über 30 Rennen verzichtet, dem wird die nötige Schärfe fehlen, um um die WM-Krone mitfighten zu können, sagten viele.

Dass dieser Fall nicht eintrat, wissen nun alle. Der 9-fache GP-Sieger verteidigte seinen Titel im letzten Jahr und war sogar froh, an die 30 Rennen weniger gehabt zu haben.

Ganz im Gegenteil war sogar zu beobachten, dass Pedersen aufgrund des Verzichts auf England seine Lockerheit wiedergewann und den Fokus noch mehr auf die elf Grands Prix richten konnte. Seinem Beispiel folgten in diesem Jahr weitere Stars der GP-Szene.

Vizeweltmeister Jason Crump und der WM-Fünfte Hans Andersen verzichten 2009 auf die englische Liga, um sich mehr auf den GP sowie die Rennen in der polnischen und schwedischen Liga konzentrieren zu können.

Neben dem Novum des Vorjahres, kam es in diesem Jahr zu einem weiteren. Zum ersten Mal wird die englische Liga ohne den englischen Einzelmeister stattfinden. Scott Nicholls möchte sich diese Saison in der WM-Wertung verbessern und hofft, diesem Ziel mit der Entsagung der englischen Liga näher zu kommen. «Es hat nichts mit finanziellen Dingen zu tun, genau wie Jason Crump brauche ich einfach eine Veränderung. Ich hoffe, dass ich durch die Aufgabe der englischen Liga physisch als auch psychisch besser in der GP-Serie dastehe. Dadurch bleibt mir auch mehr Zeit für Sophie und Mia. Unser Rennkalender ist einfach zu hektisch», sagt der beste Speedwayfahrer Englands.

Bis vor einer Woche sah es so aus, als wenn Nicki Pedersen in diesem Jahr auch in der polnischen Liga nicht zum Einsatz kommt. Sein Verein Tschenstochau teilte ihm drei Tage vor dem ersten Rennen mit, dass der Hauptsponsor aufgrund der Finanzkrise das Budget drastisch gekürzt hat. Insider sprechen von einer Antrittsgage für die polnische Liga in Höhe von 650.000 Euro. Der Club sah sich nicht in der Lage, den Vertrag zu erfüllen und bot dem Weltmeister einen neuen Kontrakt zu erheblich verminderten Konditionen an. Nach zähem Ringen konnten sich beide Parteien nicht einigen. Dadurch fanden die ersten beiden Rennen in der härtesten Liga der Welt ohne den aktuellen Weltmeister statt.

Pedersen blieb Zeit, sich nach einem neuen Verein umzuschauen und erhielt viele Angebote. Letztendlich kam es dann doch zu einer Einigung mit dem alten Arbeitgeber. Zu verminderten Konditionen, die jedoch nicht so drastisch ausfielen, wie zunächst vom Verein vorgeschlagen. «Ich hatte einige Optionen, doch in Tschenstochau weiterzumachen ist für mich die beste Lösung. Hier habe ich beides: die sportliche Herausforderung, die ich brauche, und die Fortsetzung der guten Beziehungen mit dem Verein, die ich seit jeher habe», sagt Pedersen.

Am vergangenen Sonntag traf Pedersen in der polnischen Liga auf Breslau, für die sein härtester Widersacher Jason Crump fährt und bewies, dass er nichts von seiner Schärfe verloren hat. Aus fünf Läufen (bei einem Sturz) steuerte Pedersen elf Punkte zum 43:45-Auswärtssieg seiner Mannschaft bei.

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