WM-Einstieg von ZXMoto würde einen Erdrutsch auslösen
Mit Kove Moto machte sich Zhang Xue 2023 einen Namen als engagierter Player in der Motorradindustrie. Der Chinese strebte sofort das Paddock der seriennahen Weltmeisterschaft als Marketing-Plattform an und stieg in die Supersport-WM 300 ein; dazu stellte er ein Rallye-Werksteam auf die Beine.
Nur ein Jahr später verließ Xue nach internen Unstimmigkeiten die Firma. Denn das Top-Management beschloss den werksseitigen Ausstieg aus der Nachwuchsserie. Nur eine Kove 321RR im privaten Team#109 blieb der Serie erhalten – und die führt mit Benat Fernandez die Gesamtwertung an! So entlarvt sich die Managemententscheidung als krasser Fehler.
Xue gründete derweil die neue Motorradmarke ZXMoto und war auch nicht verlegen um die Aussage, er möchte schnellstmöglich bei der Rallye Dakar antreten und auch im SBK-Paddock mitmischen.
ZXMoto hat jeweils ein passendes Modell für die neue Sportbike- sowie Supersport-WM im Portfolio. Viel versprechen sich die Chinesen von der jüngst vorgestellten 820RR, die mit einem Reihendreizylindermotor ausgestattet ist und in drei Versionen produziert wird. Das Topmodell, die 820RR-RS, ist die Basis für den Rennsporteinsatz und soll in Serie 150 PS leisten.
Seit Monaten verhandelt Xue mit dem Supersport-Topteam Evan Bros, das 2019 und 2020 die Weltmeisterschaft mit Randy Krummenacher und Andrea Locatelli gewann sowie 2021 und 2022 mit Steven Odendaal und Lorenzo Baldassarri Gesamtzweiter wurde.
Evan Bros ist dieses Jahr eines von drei von Yamaha unterstützten Teams, neben Ten Kate und GMT94. Doch Teameigentümer Fabio Evangelista war zuletzt nicht amüsiert, als ihm mitgeteilt wurde, dass sein Fahrer Can Öncü, derzeit Zweiter der Gesamtwertung, für 2026 zu Ten Kate transferiert wird und dort den angehenden Champion Stefano Manzi ersetzt, den der japanische Hersteller in die Superbike-WM hievt.
Evangelista sucht seit Jahren einen starken Partner – aus China. Den Deal mit QJ Motor hat sich Puccetti gesichert und CFMOTO ist zögerlich, was die seriennahe Weltmeisterschaft betrifft.
Evan Bros hat bereits mit ZXMoto getestet, die Verhandlungen sind weit fortgeschritten. Problematisch: Mit dem Indonesier Aldi Mahendra gibt es einen Vertrag für 2026, der wiederum ein Abkommen mit Yamaha hat. Sollte sich Evangelista für den Verbleib bei den Blauen entscheiden, wird es mit Mahendra und dem Italiener Alberto Surra weitergehen.
Doch findet der Markenwechsel wie erwartet statt, braucht Evan Bros ein neues Fahrerduo.
Die Entscheidung von Evan Bros hat große Auswirkungen auf das Team MV Agusta Reparto Corse des Schweizers Andrea Quadranti. Dieser würde nach zehn Jahren mit der Nobelmarke aus Varese gerne zu Yamaha wechseln, braucht dafür aber die Zustimmung von Promoter Dorna. Mit dem Vetorecht sorgt die spanische Agentur dafür, dass keine Marke auf dem Grid überhandnimmt.
Stand heute kann Quadranti, der seit Jahren mehr Unterstützung von MV Agusta erbittet und nicht bekommt, nur dann zu Yamaha, wenn Evan Bros zu ZXMoto geht.
Quadranti mit Yamaha – das würde eine Tür für Dominique Aegerter öffnen und dessen Verbleib bei seinem jetzigen Hersteller wahrscheinlich machen, wenn auch in der Supersport- statt in der Superbike-WM. In 35 seiner 44 Rennen in dieser Klasse stand der Rohrbacher auf dem Podium, davon 27 Mal als Sieger. 2021 und 2022 wurde er Weltmeister. Wichtig für Aegerter: Macht er mit Yamaha weiter, könnte er Sponsor iXS behalten, der zum Schweizer Yamaha-Importeur Hostettler gehört. Ginge er zu Kawasaki, wo Domi oben auf der Wunschliste steht, gestaltet sich das schwierig.
Teameigentümer Quadranti könnte sich auch eine Zusammenarbeit mit Triumph vorstellen. «Sie haben ebenfalls ein konkurrenzfähiges Motorrad», so der Tessiner gegenüber SPEEDWEEK.com. «Die MV ist bereits 13 Jahre alt und hat nur ein kleines Abstimmungsfenster, in dem sie optimal funktioniert. Die Yamaha ist derzeit das beste Motorrad.»