David Datzer: «Ein Traum ist in Erfüllung gegangen»

Von Helmut Ohner
Noch nie waren die Voraussetzungen für einen Newcomer bei der Tourist Trophy so schwierig wie dieses Jahr, doch der Deutsche Supersport-Pilot David Datzer meisterte die speziellen Herausforderungen mit Bravour.

Anhaltender Regen und schlechte Sicht sorgten bei der diesjährigen Tourist Trophy dafür, dass die Rennfahrer nur wenige Trainingsrunden absolvieren konnten. Hauptleidtragende dieser noch nie dagewesenen Situation waren vor allem die Newcomer, für die es ohnedies schon schwierig war, sich die Tücken des über 60 Kilometer langen Snaefell Mountain Courses einzuprägen. Einer dieser Neulinge auf der Isle of Man war dieses Jahr der Deutsche David Datzer.

Bevor es für ihn zum ersten Mal auf die Strecke ging, wurden die von Colin Moore zur Verfügung gestellten Motorräder nochmals von seinen persönlichen Mechanikern Albrecht Wendritsch und Alexander Reitmeier komplett zerlegt und wiederaufgebaut. «Die Maschinen werden auf diesem Kurs besonders beansprucht, man muss jede Schraube einzeln sichern, damit sie nicht abfällt», erklärte der Bayer diese Vorsichtsmaßnahme.

Bereits die erste Trainingssitzung musste wegen Dauerregens von Samstag auf Sonntag verschoben werden, doch am Tag danach ging es für den 27-jährigen Motorradmechaniker endlich los. «Meine Hauptaufgabe war, die Strecke langsam zu lernen. Außerdem musste ich mich entscheiden, mit welchem Motorrad ich die Rennen bestreiten werde und welche der beiden Suzuki GSX.R600 als Ersatzmaschine dienen soll.»

«Es ist der absolute Wahnsinn», antwortete Datzer auf die Frage seines auf der Isle of Man lebenden Teamchefs, ob die ersten vier Runden Spaß gemacht hätten. «Dieser Kurs ist einfach mit nichts, was ich bisher gefahren bin, zu vergleichen. Nicht einmal im Traum habe ich mir das so vorgestellt. Es ist einfach alles nur verdammt eng und wahnsinnig schnell. Kaum nähert man sich einer der vielen Kurven an, ist sie auch schon wieder vorbei.»

Datzer gelang es, seine Rundenzeiten ständig zu senken. Dauerte die schnellste Runde im ersten Training noch 22:32 Minuten (Schnitt 100,39 Meilen pro Stunde), steigerte sich der Suzuki-Pilot im zweiten Qualifying auf 21:10 Minuten. Nach drei weiteren Qualirunden blieb die Uhr nach 20:53 zum ersten Mal unter der 21-Minuten-Marke stehen. Unter den schwierigen Bedingungen zeigten sich Fahrer und Team mehr als zufrieden.

Die Qualifikationshürde für die zwei Rennen der Klasse Supersport war damit klar übersprungen. «Für mich wurde die Trainingswoche zur speziellen Herausforderung. Als Fahrer bereitet man sich mental auf das Training vor und baut Spannung auf und dann kommt es doch wieder zur Absage. Normalerweise fährt ein Fahrer über die Trainingswoche im Schnitt zwischen 45 und 50 Runden. Bei mir waren es gerade einmal elf.»

Am 3. Juni war es dann endlich so weit. Das erste der beiden Rennen stand auf dem Programm. Vier Runden oder 242,9 Kilometer sollten von den 70 Fahrern zurückgelegt werden. Die Startrunde gelang Datzer sehr gut. Er konnte den zehn Sekunden vor ihm gestarteten Franzosen Jonathan Goetschy ein- und überholen. Statt des Boxenstopps bei Halbzeit wurde das Rennen wegen Regens abgebrochen und der Deutsche als 48. gewertet.

Das zweite Supersport-Rennen wurde von Anfang an auf zwei Runden verkürzt, weil man an einem Tag fünf Rennen durchpeitschen wollte. Datzer fand sofort einen guten Rhythmus. Der Vilsbiburger wurde als 54. abgewunken. In seiner letzten Runde auf dem Snaefell Mountain Course blieb der für das Team F.C. Moore Decorators Startende mit 19:58,571 (Schnitt 182,379 km/h) erstmals unter der magischen 20-Minuten-Schallmauer.

«Für mich ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Jetzt bin ich einfach nur glücklich, trotz der wenigen Runden. Mein Ziel war es, mich langsam an die Grenzen heranzutasten und in einem Stück nach Hause zu kommen. Ich habe dieses Ziel erreicht. Nach den eigenen Rennen konnte ich auch meinen Tränen für den am Montag tödlich verunglückten Daley Mathison, der in der IRRC ein geschätzter Kollege war, freien Lauf lassen. Ich möchte seiner Familie, seiner Frau Natalie und seiner Tochter Daisy mein herzlichstes Beileid ausdrücken in dieser schweren Zeit. Ride in Heaven Daley!»

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