Morddrohungen wegen Alonso-Strafe

Petter Solberg rettet die Ford-Ehre

Von Toni Hoffmann
Petter Solberg in Mexiko

Petter Solberg in Mexiko

Ford-Werkspiloten gewinnen die Hälfte der Wertungsprüfungen in Mexiko, Jari-Matti Latvala lag auf Podestkurs, musste nach einem Überschlag jedoch kurz vor Schluss aufgeben.

Die Ford-Werkspaarung Petter Solberg und Chris Patterson beendete die Rallye Mexiko, den dritten von 13 Läufen zur Rallye-Weltmeisterschaft 2012, auf einem Podestplatz. Der Norweger und sein britischer Beifahrer gewannen in ihrem Ford Fiesta RS WRC zudem die so genannte Power Stage und sicherten sich damit drei Bonus-Punkte für die Weltmeisterschaft.

Die Teamkollegen Jari-Matti Latvala/Miikka Anttila mussten zwei Wertungsprüfungen (WP) vor Schluss nach einem Unfall aufgeben. Auf WP 22 wurden sie von einem an der Strecke stehenden Fahrzeug abgelenkt, touchierten eine Böschung und überschlugen sich. Latvala fuhr zunächst weiter, doch weil der Überrollkäfig seines Fiesta RS WRC beschädigt war, stellte er den Allradler sicherheitshalber ab. Das finnische Duo – das bei dem Zwischenfall unverletzt blieb – lag zu diesem Zeitpunkt auf Podestkurs.

Der dritte Lauf zur diesjährigen Rallye-WM war gekennzeichnet von Hitze jenseits der 30 Grad Celsius sowie sehr anspruchsvollen und teils extrem langen Wertungsprüfungen auf Schotter. Diese Bedingungen stellten die Technik des Fiesta RS WRC und die Schotterreifen von Michelin auf eine harte Probe. Gleich zum Auftakt gewann Petter Solberg am Donnerstagabend die Zuschauerprüfung durch das frühere Tunnelsystem in der malerischen Altstadt von Guanajuato. Auf der Freitagsetappe rutschte der 37-Jährige dann zweimal von der Strecke – die beiden resultierenden Reifenschäden warfen ihn bis auf Rang 13 zurück. Mit einer Reihe schneller WP-Zeiten arbeitete er sich am Freitag auf Platz fünf vor und beendete den Samstag trotz kleinerer Bremsprobleme als Vierter. Der Ausfall von Teamkollege Latvala bescherte Solberg am Sonntag dann den dritten Platz. Er krönte seine erste Schotter-Rallye im Fiesta RS WRC mit einem Sieg in der abschliessenden Power Stage.

«Wir konnten während der gesamten Rallye ein sehr gutes Tempo gehen», bilanziert der Norweger, der insgesamt drei WP-Bestzeiten erzielte. «Es ist nur ärgerlich, dass Jari-Matti und ich so viel Pech hatten, denn der Fiesta lief das ganze Wochenende über fantastisch. Das Team hat vor der Rallye noch einmal tolle Fortschritte erzielt und mir ein Auto hingestellt, mit dem ich vom ersten Kilometer an schnell fahren konnte. Die Power Stage wollte ich unbedingt gewinnen, weil die Bonuspunkte für die WM sehr wichtig sind. Mit diesen drei zusätzlichen Zählern nehme ich genauso viele Punkte mit wie der Zweitplatzierte. Bei den ersten drei Saisonläufen habe ich den Fiesta RS WRC jetzt auf drei verschiedenen Fahrbahnbelägen kennen gelernt und mich unter allen Bedingungen im Auto wohl gefühlt. Das gibt mir Zuversicht für den weiteren Saisonverlauf.»

Jari-Matti Latvala führte die Rallye am Freitag lange an, bis er sich an einem Stein die Vorderradaufhängung beschädigte. Der Zeitverlust von rund 90 Sekunden warf ihn auf Platz acht zurück, doch mit drei aufeinanderfolgenden WP-Bestzeiten kämpfte sich der Finne wieder bis auf Rang vier vor. Mit vier weiteren Bestzeiten eroberte er zwischenzeitlich einen Podestplatz. Der Unfall auf der 54,30 Kilometer langen WP 22 «Guanajuatito» beendete dann jedoch die eindrucksvolle Darbietung des vielleicht schnellsten Mannes der Mexiko-Rallye.

«Wir fuhren auf eine schnelle Rechtskurve zu, die in eine Abfolge von Links-Rechts-Kombinationen überging. Dann sah ich das Unfallauto von Evgeny Novikov auf dem Dach liegen und glaubte, es läge auf der Strasse», berichtet der 26-jährige Latvala. «Ich habe zu hart gebremst, das Auto touchierte eine Böschung, wurde ausgehebelt und überschlug sich zweimal. Der erste Einschlag zerstörte den linken Vorderreifen. Wir wechselten das Rad und fuhren die Prüfung in langsamem Tempo zu Ende.» Obwohl der Fiesta RS WRC weiterhin fahrbereit war, bedeutete dieser Schreckmoment das Aus für das finnische Duo. «Ich fuhr zum Nachtanken. Dort bemerkte ein FIA-Funktionär, dass der Überrollkäfig an der Fahrerseite vorn leicht eingedrückt war. Als wir zur nächsten WP fahren wollten, sagte er mir, der Schaden sei an den Rallye-Leiter gemeldet worden. Ich wäre gern weitergefahren, denn die Delle im Käfig war wirklich klein. Doch die Offiziellen stuften sie als Sicherheitsrisiko ein – so mussten wir aufgeben», erklärt Jari-Matti Latvala. «Ich bin extrem enttäuscht. Aber wir müssen das jetzt hinter uns lassen und uns auf die kommenden Rallyes konzentrieren.»

Malcolm Wilson, Direktor des Ford World Rally Teams, bewertete das hohe Tempo beider Werksfahrer als ermutigend: «Wir haben elf der 22 Wertungsprüfungen gewonnen. Das ist gemessen an den Vorjahren, als wir öfters Probleme mit der Höhenlage hatten, ein beachtlicher Fortschritt. Petter spielte nach den Rückschlägen des Freitags seine ganze Erfahrung aus und wurde mit einem Podestplatz belohnt. Jari-Mattis Aus nach dem Unfall war sehr enttäuschend. Aber wenn wir diese Pace in den kommenden Schotterläufen wiederholen können, bin ich sehr zuversichtlich.»

Gerard Quinn, Motorsportchef von Ford Racing, sagte: «Ich freue mich, dass Petter und Chris es aufs Podium geschafft und die Power Stage gewonnen haben. Aber unser Gesamtergebnis wird natürlich von Jari-Mattis Ausfall getrübt. Wir scheinen mit dem Fiesta auf Schotter einen grossen Fortschritt erzielt zu haben. Das motiviert uns für den Rest der Saison, denn ein Grossteil der Läufe findet auf losem Untergrund statt.»

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