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Was ist nur mit Toyota los?

Kolumne von Christian Schön
Verstehen sich prächtig – Toyota-Chef Akio Toyoda (links) und Ex-Weltmeister Tommi Mäkinen bei der Rallye Finnland 2014 (im GT86-Prototyp)

Verstehen sich prächtig – Toyota-Chef Akio Toyoda (links) und Ex-Weltmeister Tommi Mäkinen bei der Rallye Finnland 2014 (im GT86-Prototyp)

Seit Ex-Weltmeister Tommi Mäkinen als neuer Direktor des Rallyeteams präsentiert wurde, jagt ein Gerücht das nächste. Toyota-Chef Akio Toyoda krempelt gerade den Laden komplett um. Notbremse oder genialer Schachzug?

Zunächst die Fakten. Tommi Mäkinen ist Direktor des zukünftigen Teams von Toyota in der Rallye-Weltmeisterschaft. Der 51 Jahre alte Finne, von 1996 bis 1999 vier Mal in Folge Weltmeister und zuletzt im Geschäft mit seriennahen Gruppe-N-Autos, soll eine mindestens 100 Personen starke Mannschaft aufbauen. Dazu ist seine bisherige Firma wenige Kilometer außerhalb des finnischen Rallye-Mekka Jyväskylä definitiv zu klein. «Finnland wäre als Standort denkbar, aber kein Muss», sagte Mäkinen, der das volle Vertrauen von Toyota-Chef Akio Toyoda hat.

Das neue Team wird unter dem Label GAZOO geführt, unter dem seit April alle Motorsportaktivitäten von Toyota und Lexus vereint sind. Der Name erinnert an eine Internetplattform, über die der heute 59-jährige Toyoda in den 1990er Jahren zunächst gebrauchte Autos verkaufte und die er dann zum Online-Kaufhaus ausbaute. Von der Kölner Toyota Motorsport GmbH (TMG), die Toyota bei Sportwagenrennen wie zum Beispiel beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans vertritt und seit mehr als einem Jahr intensiv ein eigenes Toyota World Rally Car auf Basis des Yaris testet, ist in Mäkinens Plänen momentan nicht die Rede.

Die Umstrukturierung kommt keine 19 Monate vor dem geplanten WM-Comeback der Japaner. Aber ist es denn überhaupt eine Umstrukturierung? Toyota hatte nie TMG offiziell als Speerspitze für die Rallye-WM bestätigt. Die Fabrik in Köln ist riesig, ein Rallyeprojekt wäre hier in relativ kurzer Zeit zu stemmen. Auch logistisch sowie als Arbeitsplatz wäre Köln im Vergleich zu Finnland die deutlich bessere Wahl.

Aber TMG ist offensichtlich bei Toyoda in Ungnade gefallen. Japanische Quellen wollen wissen, dass die in aller Öffentlichkeit betriebene Testerei mit dem Yaris WRC – lange vor dem offiziellen OK aus Japan – dem Toyota-Chef zu nassforsch war. Die als Fahrer verpflichteten Junioren Eric Camilli und Teemu Suninen sind auch nicht gerade die Mannschaft, mit der man dem aktuellen Weltmeister Volkswagen Angst einjagen könnte. Außerdem kratzten die erneute Schlappe in Le Mans gegen Porsche und Audi sowie Probleme mit der Homologation des GT86 zuletzt arg am Ruf der TMG-Ingenieure.

Ob Tommi Mäkinen die Mammutaufgabe in den nächsten anderthalb Jahren bewältigt, bleibt abzuwarten. Ein vierfacher Weltmeister ist längst nicht auch ein guter Teamdirektor. Der Finne sucht gerade Personal. Er wolle «erst einmal» von seiner bisherigen Teambasis aus operieren. Aber welche Spitzenkraft, welcher Topingenieur würde zu einem Zeitpunkt anheuern, wo die genaue – und damit erst beurteilbare – Teamstruktur noch gar nicht feststeht? Vor diesem Hintergrund sind 19 Monate verdammt wenig.

Mäkinen, dessen kritische Beurteilung von TMG das ganze Theater angeblich erst ausgelöst hat, hat inzwischen teilweise zurückgerudert. Er baue auf Unterstützung durch TMG, vor allem in den Bereichen Motor und Aerodynamik. Einen Windkanal hat TMG nämlich. Tommi Mäkinen Racing dagegen hat sich zuletzt wegen des beinahe toten Geschäfts mit Gruppe-N-Subaru verkleinert. Ein Teil der Gebäude ist an den Kindergarten von Puuppola vermietet.

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