«Wehe, einer will mir imponieren!»

Von André Zengler
Sébastien Loeb

Sébastien Loeb

Sébastien Loeb im Interview: Der Ausserirdische des Rallyesports über Trödler im Straßenverkehr, seine erste Liebe und den Weihnachtsmann.

Der Mann kann offenbar alles erreichen, wenn er nur will. Als Kind war er Meister im Bodenturnen - dabei hat er, wie [*Person 391 Sébastien Loeb*] erzählt, jenes Gleichgewichtsgefühl verinnerlicht, mit dem er ein Rallyeauto im Grenzbereich unter Kontrolle hält. Und wie er das tut: Der gebürtige Elsässer (35) wurde heuer zum sechsten Mal en suite Weltmeister und ist, wenn man alle Kategorien des Motorsports betrachtet, der erfolgreichste Rennfahrer, der je gelebt hat.

Mögen Sie eigentlich Froschschenkel?
Die letzten hatte ich vor zehn Jahren. Sie waren okay, aber ich erinnere mich nicht, wie sie schmeckten.

Und was ist mit Schnecken?
Die liegen nicht so weit zurück wie die Froschschenkel. Sie schmecken leider nicht nach sehr viel - am meisten nach Knoblauch.

Glauben Sie an Gott?
Ich vermute, aber ich gehe nicht in die Kirche. Ich glaube an etwas, aber fragen Sie mich nicht, woran, weil ich es nicht weiß.

Wird es nicht Zeit, mit dem Siegen aufzuhören?
Nein. Ich denke nicht, dass mir das jemals fad wird. Wenn es mich einmal langweilt, dann höre ich auf, aber das wird noch eine Weile dauern.

Kommt in einem Rallyeauto je Langeweile auf?
Lange Überlandfahrten auf Verbindungsetappen können schon eintönig sein, ebenso der Stadtverkehr. Aber eine Sonderprüfung? Niemals. Und wenn doch, dann bist du nicht schnell genug unterwegs.

Sie haben bereits eine Menge Champagner gekostet: Welche ist Ihre Lieblingsmarke?
Wenn ich eine Rallye gewonnen habe, schmeckt mir jeder, aber ich setze mich nicht hin und analysiere die unterschiedlichen Sorten. Ich bin kein großer Champagner-Liebhaber. Ich bin besser, wenn es um normale Rot- und Weißweine geht.

Gäbe es eine Wiedergeburt: Als was würden Sie gerne auf die Erde zurückkehren?
Könnte ich als Tier zurückkommen, dann sicher als Vogel. Da meine ich jetzt aber nicht einen Sperling, sondern einen ordentlichen Vogel, etwa einen Adler. Wenn ich als Mensch zurückkommen müsste? Schwieriger. Ich habe da keinen speziellen im Auge. Kann ich nicht als Sébastien Loeb zurückkommen und alles noch einmal so machen?

Die erste Liebe?
Das klingt jetzt ein bisschen traurig, aber mein erster Schwarm war ein Moped. Ich war als Teenager so damit beschäftigt, dass alles andere an mir vorübergegangen ist, Mädchen inklusive.

Was ist Ihre nervigste Eigenheit?
Da könnte ich eine Menge aufzählen - und die Menschen rund um mich noch viele mehr. Meine schlimmste Angewohnheit ist wahrscheinlich, dass ich mich immer verspäte, speziell am Morgen.

Können Sie kochen?
Natürlich, ich bin Franzose! Meine Spezialität sind Fertigmenüs und alles, was aus der Dose kommt. Im Ernst: Was ich wirklich gut kann, sind Rinderrippen. Die liebe ich, die sind meine Leibspeise. Blutig bis rosa müssen sie sein. Das Letzte, was ich brauche, ist zäh durchgebratenes Fleisch.

Welcher Typ von Beifahrer sind Sie?
Das hängt davon ab, wer fährt. Ganz allgemein macht mich nichts nervös, außer der Fahrer ist unaufmerksam oder - ganz schlimm - versucht, mir zu imponieren. Das hasse ich, und unglücklicherweise ist das schon oft vorgekommen.

Welche Unart im Alltagsverkehr geht Ihnen am meisten auf die Nerven?
Menschen, die offensichtlich überfordert sind. Menschen, die trödeln, obwohl die Straße frei ist. Menschen, die unaufmerksam sind. Diese drei Dinge sind oft in einem Menschen vereint.

Ihre Lieblings-Straßenautos?
Ich hatte einige: Porsche, Lamborghini - jeder war auf seine Art in Ordnung. Ich habe häufig Autos gewechselt, damit die Sache interessant bleibt.

Erzählen Sie uns etwas über sich, was die Menschen überraschen könnte.
Ich mag keine Insekten und vor allem keine großen Spinnen. In Europa komme ich ganz gut zurecht, aber im Dschungel könnte ich nicht glücklich werden.

In Ihrer Jugend waren Sie ein guter Turner: Können Sie noch einen Salto springen?
Das ist einfach.

Was bringt Sie zum Lachen?
Valérie, meine Tochter. Einige Dinge, die sie sagt oder tut, sind absolut komisch, besser als jede TV-Show. Vielleicht sehe ich deswegen so wenig fern.

Tragen Sie manchmal das Kreuz der Ehrenlegion?
Weshalb? Es ist nicht gerade praktisch. Ich habe es einmal getragen, als man es mir verliehen hat, heuer im Mai. Lustig: Ich kann mir keine andere Gelegenheit vorstellen, um es wieder zu tragen. Ich besuche nicht allzu viele Staatsbankette.

Der berühmteste Mensch, den Sie je getroffen haben?
Michael Schumacher.

Wie bereiten Sie sich auf eine Rallye vor?
Nicht speziell. Ich bin ja schon etliche gefahren, also ist der Ablauf ziemlich routiniert. Du schaust, dass du ein gutes recce hast (kurz für: reconnaissance, Besichtigung der Sonderprüfungen in zivilem Tempo, Anm.), ein gutes Gebetbuch und dass du ausgeschlafen bist. So gesehen war auch mein letzter Titel der schwierigste. Es hat sich alles auf den letzten Tag der letzten Rallye zugespitzt, das war ziemlich stressig.

Vor drei Jahren haben Sie sich bei einem Sturz mit dem Mountainbike den rechten Arm an vier Stellen gebrochen. Tut's noch weh?
Es ist wieder tadellos in Ordnung, obwohl die Heilung lange gedauert hat. Ich war überrascht, wie lang, aber es war auch ein komplizierter Bruch meines Oberarms, dort, wo er an der Schulter ansetzt.

Klingt blöd, wenn man sich als Rallyefahrer beim Mountainbiken verletzt ....
Ja. Ich bin mir nicht gerade sehr schlau vorgekommen, als ich mein Team anrufen musste, um zu erklären, was passiert war.

Was halten Sie von Journalisten?
Das hängt von den Journalisten ab. Ich kenne ein paar schreckliche und ein paar recht gute. Aber am Ende machen sie alle nur ihren Job. Insgesamt gesehen behandeln sie mich nicht allzu schlecht.

Kennen Sie den Text der Marseillaise auswendig?
Nein.

Seit wann glauben Sie nicht mehr an den Weihnachtsmann?

Was - es gibt keinen Weihnachtsmann?!
 
Quelle: Red Bulletin

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