2024: (Un)realistische Prognosen
Formel 1
Realistische Prognose: Max Verstappen wird Weltmeister.
Die anderen Teams kommen ihm zwar hie und da nahe, aber am Ende holt der Holländer seinen vierten WM-Titel en suite. Red Bull Racing bleibt dominant, Mercedes, Ferrari und ein weiteres Team (eher nicht Aston Martin) gewinnen Rennen. Daneben werden Mücken zu Fliegen aufgeblasen. Übliche Verdächtige: das Transfer-Karussell («Darf Checo Perez bei Red Bull Racing bleiben?», «Wer wird zweiter Mercedes-Fahrer?», «Macht Fernando Alonso weiter?»), die Glaskugel («Wie motiviert ist Lewis Hamilton bei Mercedes noch?», «Wo landet Guenther Steiner?», «Ist Kimi Antonelli der neue Max Verstappen?»), und das gute alte früher war alles besser («Wie lange fahren wir noch in Spa und Monza?», «GP von Tuvalu könnte Monaco ersetzen», «Experte fordert: Nürburgring-Nordschleife zurück in den Renn-Kalender!»). Hinter den Kulissen stellen sich die Teams für das technische Reglement ab 2026 auf und machen sich gegenseitig Schlüsselpersonal abspenstig.
Optimistische Prognose: Max Verstappen gewinnt jedes einzelne Saisonrennen.
Warum das gut für den Sport wäre? Nun, es wäre historisch, ein absoluter Superlativ in einer Sportart, in der es keine absoluten Superlative gibt, nur asymptotische Annäherungen. Man kann immer noch schneller fahren, aber mehr Rennen gewinnen als es gibt: das kann man nicht. Sollte das geschehen, und zwar in der längsten Saison der Geschichte: Wer würde das verpassen wollen? Es wäre die Mondlandung, die Entdeckung des Feuers und die Erfindung des Butterbrotes, das immer auf die richtige Seite fällt, zugleich. Und was fast noch wichtiger ist: Die F1 müsste sich danach neu erfinden. Bisher war sie einzig auf die Suche nach Perfektion aus. Das war ihr Wesenszweck. Was aber, wenn Perfektion plötzlich erreicht worden wäre? Sie müsste sich anders ausrichten als bisher, hin zu etwas Neuem. Zu mehr Show? Mehr Geschwindigkeit? Mehr von etwas, das wir heute noch nicht kennen? Eine WM mit einem Sieger aller Rennen würde eine Epoche beschließen. (Wird aber nicht passieren, da legen wir uns schon heute fest).
MotoGP
Realistische Prognose: Ein Italiener oder ein Spanier auf einer Ducati gewinnt die WM.
Jeder darf seinen Lieblingsfahrer hier frei nach Geschmack einfügen. Aprilia gibt den sympathischen Underdog, unterliegt aber doch dem No-Nonsense-Zugang von KTM im Fight um Platz 2. Honda schlägt Yamaha deutlich. Wir sprechen weiterhin über Aero-Devices, Luftdruck in Vorderreifen sowie die Schwierigkeit des Überholens und beschäftigen uns ansonsten mit der verrückten Situation, dass bloß eine Handvoll Fahrer bereits weiß, was sie 2025 macht. Der Rest spielt «Reise nach Jerusalem» auf der Suche nach dem heißesten Sitz für die kommende Saison.
Optimistische Prognose: Plötzlich nimmt man Racing wieder persönlich.
Der Grund: Einer streut Juckpulver in die Rennleder der Gegner. Dieser eine ist natürlich Marc Márquez, der wie schon Valentino Rossi früher fahrerische Macht mit politischer kombiniert. Nur so ein Szenario: Nach wenigen Rennen räumt er mit der Gresini-Ducati im Lager der Roten auf und führt sich auf wie der Fuchs im Hühnerhaus. Die Liebe seiner Bosse fliegt ihm zu, während der eine Teil der aktuellen Piloten einsieht, dass sie gegen Marc auf Ducati keine Chance haben und flüchten – immer in der Hoffnung, hie, dort und da mittelfristig bessere Perspektiven zu bekommen, anstatt beim selben Hersteller hinter MM93 anstehen zu müssen. Der Rest nimmt den Fight auf und hofft, sich mit dem Fast-Schon-Altstar auf gleichen Waffen erfolgreich anlegen zu können. Es gibt Intrigen, Abspaltungen, Geheim-Pakte, meinetwegen Stiefel-Tritte wie in der Rossi-Ära und einen verbissen geführten WM-Kampf Leder an Leder bis zur letzten Kurve des letzten Rennens. Ein bisschen Räudigkeit täte der aktuellen MotoGP ganz gut zwischendurch. Realistisch? Wir werden sehen.