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Pat Symonds (Williams): «Erst Sorge um Felipe Massa»

Von Agnes Carlier
Williams-Technikchef Pat Symonds: «Es gibt gute und schlechte Regeln, aber das Wichtigste ist, dass die Regeln für alle gleich sind»

Williams-Technikchef Pat Symonds: «Es gibt gute und schlechte Regeln, aber das Wichtigste ist, dass die Regeln für alle gleich sind»

Williams-Technikchef Pat Symonds erklärt im SPEEDWEEK.com-Interview, warum der Podestplatz beim Österreich-GP kein Einzelfall bleibt und was Valtteri Bottas und Felipe Massa auszeichnet.
Pat Symonds, wie wichtig war der erste Podestplatz seit dem Spanien-GP von 2012 für Williams?

Der dritte Platz von Valtteri Bottas in Spielberg war sehr wichtig für das ganze Team – selbst für mich, obwohl ich noch relativ neu im Team bin. Persönlich ist mir ein Podestplatz auch sehr wichtig. Ich hatte im Rennen immer das Gefühl, dass mindestens ein Podestplatz möglich sein müsste, und es ist gut, dass es geklappt hat. Vor allem, wenn man sich anschaut, wo Williams noch vor einem Jahr war. Es ist eine grosse Motivation für alle 500 Williams-Mitarbeiter, die sehr lange und hart für diesen Erfolg gearbeitet haben.

In welchem Bereich hat sich das Team seit ihrer Ankunft am stärksten verändert?

Wir haben uns nicht verbessert, indem wir einen bestimmten Bereich verändert haben. Wir haben die Zuständigkeiten verändert. Wir haben den Fokus auf die Performance des Autos und die Prozesse gelegt. Was meine Arbeit ausmacht, ist nicht unbedingt, dass ich irgendwelche Komponenten besser entwerfe als irgendjemand sonst. Meine Fähigkeit liegt darin, die Prozesse festzulegen und zu optimieren. In der Aerodynamik muss man etwa sicherstellen, dass man die Probleme richtig löst. Das ist ein klassischer Fall. Man will sich ja nichts vormachen. Wir setzen also nicht darauf, für jedes Rennen einen neuen Flügel zu entwickeln. Wir stellen vielmehr sicher, dass das Auto sich insgesamt verbessert.

Welche Rolle bekleidet Rob Smedley bei Williams, und wie hat sich seine Ankunft im Team ausgewirkt?

Er ist ein wichtiger Bestandteil unseres Plans. Rob ist für die Fahrzeugperformance verantwortlich. Er ist kein Chefingenieur im klassischen Sinne. Die Performance stimmte nicht, als ich zu Williams stiess. Die ganze Teamstruktur musste umgekrempelt werden. Ich denke, es war der richtige Schritt, die Performance in den Mittelpunkt zu stellen. Das funktioniert gut, deshalb interessiere ich mich auch nicht für die Teamstruktur der anderen Rennställe.

Sie sind nur an ausgewählten Rennwochenenden vor Ort dabei. Wie gestaltet sich der Arbeitsalltag im Werk?

Ich kann nicht 19 oder 20 Rennwochenenden auswärts verbringen und gleichzeitig erwarten, dass die Dinge im Werk so laufen, wie ich sie mir vorstelle. Der Erfolg basiert zu einem grösseren Teil auf der Arbeit im Werk als auf dem, was wir an der Strecke machen. Wir gehen da einen anderen Weg als Renault, das mit zwei Technik-Teams arbeitet. Vielleicht müssen wir auch zu diesem Modell wechseln. Ich muss auch bei einigen Rennen vor Ort sein, um mir die Vorgehensweisen der Konkurrenten anzuschauen. Ich bin schliesslich dafür verantwortlich, die besten Prozesse für unsere Mitarbeiter festzulegen.

Wie hat sich der Motorenwechsel von Renault zu Mercedes gestaltet? Gab es Probleme?

Ich kann gar nicht genug betonen, wie gut die Zusammenarbeit mit den Mercedes-Ingenieuren funktioniert. Wir mussten viele neue Technologien lernen. Wir hatten in Bahrain ein Problem, und es dauerte einen ganzen Tag, bis wir es verstanden haben. Das ist viel Zeit, die verlorengeht. Doch die Mercedes-Leute sind fantastisch. Acht Mitarbeiter sind an der Strecke und dann gibt es auch noch ein paar, die zuhause im Werk arbeiten.

Auf welchen der kommenden WM-Strecken wird der Williams wieder so stark sein wie in Österreich?

Der Grand Prix auf dem Red Bull Ring ist kein Einzelfall. Auch in Kanada wäre ein gutes Resultat möglich gewesen. Wir werden diesen Erfolg wiederholen – auch wenn das Red Bull Racing-Chassis immer noch besser ist. Vielleicht nicht hier in Silverstone, hier werden die Renner von Sebastian Vettel und Daniel Ricciardo wohl stärker sein.

Was halten sie von den geplanten Regeländerungen für 2015? Wie stehen sie zum stehenden Re-Start?

Es gibt gute Regeln und schlechte Regeln. Aber das Wichtigste ist, dass die Regeln für alle gleich sind.

Viele Fahrer tun sich schwer damit, sich an die neuen Renner und die geforderte Fahrweise zu gewöhnen, und sagen, mit den neuen Autos sei pures Racing nicht mehr möglich. Wie sehen sie das?

Es fühlt sich nicht an, als hätte ich verschiedene Epochen in der Formel 1 erlebt, schliesslich hatte ich in den letzten 33 Jahren ja auch nie eine Pause eingelegt. Es war immer eine gute Zeit. Die Herausforderungen sind heute anders als noch in den 80er-Jahren. Ich liebe die Achtziger, wir waren so einfallsreich. Sie waren die besten Jahre. Heute sind die Möglichkeiten aber sehr viel besser. Heute testen wir sehr viel. Ich freue mich sehr, dass ich das machen kann, was ich auch mache. Es ist eine schöne Herausforderung, kreative Leute zu Bestleistungen zu motivieren.

Wie schätzen sie die Williams-Piloten Felipe Massa und Valtteri Bottas ein?

Valtteri hat mich erstaunt. Ich liebe es, mit ihm zu arbeiten. Sein Einsatz ist enorm. Wenn er etwas nicht auf Anhieb versteht, versucht er es immer wieder. Er ist ganz nach meinem Geschmack. Und er ist auch unglaublich schnell. Ein wunderbarer Finne! Massa kannte ich noch nicht so gut, deshalb erkundigte ich mich bei seinem früheren Ferrari-Teamkollegen Fernando Alonso, den ich gut kenne. Als ich Massa traf, merkte ich sofort, dass er ein grossartiger Teamplayer ist und ein guter Kerl. Er bringt sogar seinen Sohn mit an die Rennstrecke. Und auch er ist sehr schnell. Anfangs war ich noch etwas besorgt, aber wenn man ihm das richtige Umfeld zur Verfügung stellt, ist er sehr stark. Es kommt nicht oft vor, dass beide Piloten eine so gute Leistung abliefern. Alles läuft nach Plan: Wir haben die richtigen Fahrer, die nötigen Wechsel im Management übernommen und auf der technischen Seite in diesem Jahr eine starke Leistung erbracht. Wenn alle Elemente stimmen, kann man GP-Siege einfahren.

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