Australien-GP: Was wurde aus «Fahrer des Rennens»?

Von Mathias Brunner
Rio Haryanto: Riesige Fangemeinde in Indonesien

Rio Haryanto: Riesige Fangemeinde in Indonesien

​SPEEDWEEKipedia: Leser fragen, wir finden die Antwort. Heute: Der Autoverband FIA wollte mit dem Saisonbeginn 2016 eine neue Auszeichnung einführen. Was wurde daraus?

In loser Reihenfolge gehen wir in Form von «SPEEDWEEKipedia» auf Fragen unserer Leser ein. Dieses Mal will Adam Keller aus Rheinfelden wissen: «Der Autoverband FIA wollte doch mit dem Saisonbeginn 2016 eine neue Auszeichnung einführen – Fahrer des Tages. Aber in Melbourne war davon weit und breit nichts zu sehen. Oder habe ich da was verpasst?»

Nein, haben Sie nicht, lieber Herr Keller. Die FIA hat das Projekt zurückgestellt. Passiert war dies: Um die Fans mehr ins Geschehen einzubinden und um einen erschreckenden Rückstand beim Umgang mit den sozialen Netzwerken ein wenig aufzuholen, verkündete der Autoverband FIA im vergangenen Februar die Auszeichnung «Fahrer des Tages» (Driver of the Day), die unmittelbar nach Schluss eines Grand Prix verliehen werden sollte.

Weltmeister Lewis Hamilton gab dem Ansinnen dann gleich mal eine volle Breitseite: «Fahrer des Tages – was soll das? Mir fällt wirklich nichts Positives dazu ein. Ich meine: Was ändert ein solcher Preis?»

Eigentlich sollten die Formel-1-Fans weltweit während des WM-Laufs über die beste Leistung abstimmen. Die Grundidee bestand darin, eine aussergewöhnliche Darbietung zu honorieren, aber nicht gezwungenermassen Piloten auf dem Siegerpodest.

Ein Beispiel: Wir könnten mit Fug und Recht behaupten, dass Romain Grosjean mit seiner tollen Fahrt zu Rang 6 im ersten Grand Prix von Haas ein möglicher Fahrer des Tages von Melbourne gewesen wäre.

Aber inzwischen ist die FIA über einige Hürden gestolpert. So sind die FIA-Experten darauf gekommen – wenn Millionen von Indonesier für ihren Rio Haryanto stimmen, dann kann Grosjean noch so gut fahren, er wird weniger Stimmen haben. Man muss ein anderes Prozedere finden, aber noch ist niemandem eine salomonische Lösung eingefallen. Auch die Abstimmungsplattform (eine Webpage? Facebook?) ist völlig unklar.

Gut möglich, dass dieser Preis nie kommen wird.

FIA: Peinliche Zangengeburt mit neuer Trophäe

Pünktlich zur Saison 2014 wurde ein neuer Preis eingeführt: Eine Trophäe für den Mann mit den meisten Pole-Positions. Was dann folgte, war eine einzige Peinlichkeit.

Die Formel 1, der schnellste Sport der Welt? Die Formel 1, das professionellste Sportspektakel auf unserem Planeten? Tatsächlich bewundern wir immer wieder die geistige Flexibilität vieler Fachkräfte in diesem Zirkus. Wie die Teams auf neue Herausforderungen im Rennen reagieren oder welche Entwicklungstempo in den Werken bewiesen wird, wie die Rennleitung in Sekundenschnelle Situationen einschätzen und handeln, das alles erfordert viel Hirnschmalz. Umso peinlicher, was sich der Autoverband FIA mit der so genannten «Pole Position Trophy» leistete, also mit einer Auszeichnung für den Mann mit den meisten Bestzeiten im Abschlusstraining über eine Saison.

SPEEDWEEK.com-Leser erinnern sich: Zur Saison 2014 wurden einige Regeln eingeführt, die viel zu diskutieren gaben. Die viel zu komplexen Strafen für den Einbau neuer Turbo-Motoren oder von Teilen der Antriebseinhzeiten (von den Fans bis heute unverstanden), die doppelten WM-Punkte zum Finale von Abu Dhabi (von den Fans gehasst), fixe Startnummern für die Fahrer (woran wir uns gewöhnt haben) und eben – eine Trophäe für jenen Fahrer, der in einer Formel-1-Saison am meisten Pole-Positions erobert. An sich eine nette Idee. Wieso nicht den Schnellsten der Schnellen erküren?

Diesen Pokal haben sich seither zwei Silberpfeilfahrer verdient: Nico Rosberg 2014 mit stattlichen elf Poles und Lewis Hamilton, der mit Monza auf elf Bestzeiten kam. Danach stand nur noch Nico Rosberg auf Pole, doch der Deutsche konnte in der Pole-Wertung seinen englischen Stallgefährten nicht mehr einholen.

Im vergangenen August ergab sich aus der Pole-Trophäe dann eine kleine Kontroverse. Nico Rosberg erklärte nämlich in Spa-Francorchamps: «Ich habe nie einen Preis erhalten», und dann, zu Lewis gewandt: «An deiner Stelle würde ich also nicht darauf warten.»

Pardon, keinen Preis erhalten? Kann das sein? Ja, teilte uns auf Nachfrage Rosbergs Mediendelegierter mit, er habe ihn tatsächlich nie erhalten, bedauerlicherweise.

Die FIA konnte sich schlecht herausreden, es habe an Möglichkeiten gefehlt: Bei der grossen FIA-Gala von Dezember 2014 in Doha (Katar) waren die ersten Drei der WM brav anwesend – Weltmeister Lewis Hamilton, der WM-Zweite Nico Rosberg, der WM-Dritte Daniel Ricciardo. Sie alle erhielten für ihre Leistungen eine Auszeichnung. Rosberg ist unseres Wissens auch bei allen WM-Läufen mit dabei, man hätte den Preis also bequem nachreichen können. Aber das ist nicht passiert.

Artikel 6.7 des Sportreglements 2014 besagt jedoch schwarz auf weiss: «Eine Trophäe wird jenem Piloten verliehen, der im Laufe einer Saison die meisten Pole-Positions erreicht.»

Was also ist vorgefallen?

Die FIA konnte uns keine Auskunft darüber geben, wieso die Vergabe dieses Preises letztlich im Sand verlaufen ist.

Lewis Hamilton war das alles einerlei. Der Engländer sagte damals: «Ich finde die Pole-Trophäe nicht besonders aufregend. Der WM-Titel, das ist mein Ziel. Ich würde alles andere – meine Pole-Positions und auch die Auszeichnung dafür – sofort herschenken für einen weiteren Titel.»

Aber es geschehen noch Wunder, auch in der Formel 1. Nico Rosberg hat im Februar getwittert: «Habe endlich die 2014er Pole-Position-Trophy von Bernie erhalten.» Dazu stellte der Mercedes-Star das Hashtag «Lieberspätalsnie» und ein Emoticon, das sich vor Lachen ausschüttet.

In den sozialen Netzwerken hat es viel Häme für die FIA abgesetzt. Einen Preis verkünden und dann nicht überreichen? Peinlich.

Formel-1-WM

3. April: Bahrain (Sakhir)
17. April: China (Shanghai)
1. Mai: Russland (Sotschi)
15. Mai: Spanien (Barcelona)
29. Mai: Monaco (Monte Carlo)
12. Juni: Kanada (Montreal)
19. Juni: Europa (Aserbaidschan, Baku)

3. Juli: Österreich (Spielberg)
10. Juli: Grossbritannien (Silverstone)
24. Juli: Ungarn (Budapest)
31. Juli: Deutschland (Hockenheim)
28. August: Belgien (Spa-Francorchamps)
4. September: Italien (Monza)
18. September: Singapur
2. Oktober: Malaysia (Sepang)
9. Oktober: Suzuka (Japan)
23. Oktober: USA (Austin)
30. Oktober: Mexiko (Mexiko-Stadt)
13. November: Brasilien (Sao Paulo)
27. November: Abu Dhabi (Insel Yas)

Siehe auch

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