Paolo Simoncelli: Warum die Eltern das Problem sind

Von Waldemar Da Rin
Paolo Simoncelli

Paolo Simoncelli

SIC58-Teambesitzer Paolo Simoncelli glaubt zu wissen, was für Nachwuchsfahrer wichtig sei und woran manch einer auf dem Weg in die Motorrad-Weltmeisterschaft zu scheitern droht.

Paolo Simoncelli betreibt seit 2013 die SIC58 Squadra Corse im Namen seines verstorbenen Sohnes Marco. Mit seinem Rennstall will er jungen Talenten die Chance geben, sich in der Motorrad-Weltmeisterschaft zu beweisen. Als Vater eines Rennfahrers und seit 2017 auch als Besitzer eines Moto3-WM-Teams konnte er die Entwicklung vieler Fahrer mitverfolgen, so auch die Karriere von Marco Bezzecchi, der 2018 bis zum vorletzten Rennen mit Jorge Martin um den Moto3-Titel kämpfte und am Ende den dritten Rang belegte.

«Das Jahr von Bezzecchi ist eine Bestätigung, er hat als Kind schon gewonnen, auf einer Minimoto und in der italienischen Meisterschaft. Die Minimotos sind eine gute Schule, vielleicht verlassen sie die Fahrer zu schnell. Es gibt Zwischenklassen, die meiner Meinung nach überflüssig sind und nichts bringen», meinte Paolo.

«Auf den Minimotos kämpft man Ellenbogen an Ellenbogen und eine Kurve folgt auf die andere. In der 80er- und in der Pre-GP-Klasse hingegen fahren sie auf riesigen Strecken und sind immer am Gas, da entwickelt man den Kampfgeist nicht», ergänzte er.

«Die Entwicklung des Kindes erfolgt im Alter von acht, neun bis zu zwölf, dreizehn Jahren. Was du in dieser Zeit lernst, nimmst du für den Rest des Lebens mit», erklärte er die Bedeutung der Rennserien für Nachwuchsfahrer. «Auch der Rookies Cup ist eine schöne Meisterschaft, aber nur 20 Fahrer sind dabei.»

Simoncelli glaubt, ein Problem vieler junger Piloten erkannt zu haben: «Das größte Problem sind die Eltern, die verrückt sind. Sie wollen früh anfangen, weil es vielleicht ein Sport ist, der ihnen gefällt. Wenn sie dann das Glück haben, wie es bei mir der Fall war, einen Jungen zu haben, der schnell ist und Spaß dabei hat, dann geht es weiter. Es kommt aber zu Problemen, wenn es dem Kind nicht gefällt, und die Eltern weitermachen wollen.»

«Ich habe Burschen gesehen, die wollten gar nicht Rennen fahren, aber ihre Eltern glaubten, einen zweiten Rossi gezeugt zu haben. Anderseits habe ich Jungs kennen gelernt, die Talent hatten, aber ihre Eltern waren arm und konnten die Karriere nicht finanzieren», fügte er hinzu.

Die Kinder können auch später mit dem Motorsport beginnen, «aber mit den Minimotos wird es zum Spiel und alle fangen früh an. Das ist aber nicht unerlässlich. Meiner Meinung nach könnte das richtige Alter auch bei neun oder zehn Jahren liegen», betonte er.

Ein Max Biaggi habe zwar spät angefangen und wurde trotzdem vier Mal Weltmeister, die Zeiten haben sich jetzt aber geändert. «Valentino [Rossi], Poggiali, Melandri... Sie alle kamen von den Minimotos, da hat sich in den Köpfen der Eltern ein Schalter umgelegt: Alle wollten es so machen wie Valentino, Poggiali und Melandri. Es ist alles ihre Schuld», lachte der italienische Teambesitzer, der für den neunfachen Weltmeister anschließend lobende Worte fand.

«Valentino, was soll man über ihn noch sagen... Es gibt keine richtigen Worte, um ihn zu beschreiben. Vale hat immer noch seinen Wert. Ich weiß nicht, wie viele Leute auf der Welt das machen können, war er macht. Körperlich ist sein Einsatz außergewöhnlich, er trainiert viel – und hat großen Spaß dabei, das ist sein Vorteil, das treibt ihn an», schwärmte Paolo. «Einer, der an Siege gewohnt ist, tut sich schwer, wenn er nicht gewinnt. Aber er ist großartig, mehr kann man dazu nicht sagen.»

Von den SIC58-Honda-Piloten trainiert nur Niccolò Antonelli auf der berühmten Motor Ranch von Superstar Rossi: Der Italiener ist Teil der VR46-Riders-Academy, die in den letzten zwei Saisonen mit Franco Morbidelli und Francesco Bagnaia zwei Moto2-Weltmeister hervorgebracht hat.

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