Honda-Star Marc Márquez: «Ich wollte das alles nicht»

Von Colin Young
Weltmeister Marc Márquez

Weltmeister Marc Márquez

Honda-Werksfahrer Marc Márquez wird mit nur 25 Jahren schon mit Legenden wie Mick Doohan verglichen. Der Erfolg habe aber auch seine Schattenseiten, erzählte der MotoGP-Weltmeister ganz offen.

Weltmeister Marc Márquez ist in Cervera geboren und aufgewachsen. Auch als siebenfacher Weltmeister lebt er noch in seiner Heimatstadt, die 110 km von Barcelona entfernt im Herzen von Katalonien liegt. Er braucht keinen Monaco-Glamour, kein Schweizer Steuerparadies, auch keines in Andorra und keine Südsee-Insel.

«Ich mag Spanien und auch Italien, das mir sehr gut gefällt, aber für mich gibt es keinen anderen Platz», betonte der Honda-Star. «Über allem steht das Essen, aber auch das Klima und die Lebensweise. Es ist perfekt für mich.»

Sein Haus ist nur fünf Gehminuten von seiner Mutter entfernt. «Ich kann Nudeln kochen und vielleicht eine Hähnchenbrust grillen, aber fragt mich bloß nicht nach einem Risotto – dafür gehe ich immer noch zu meiner Mutter nach Hause», lachte der MotoGP-Weltmeister, der es auch in seiner Freizeit sportlich mag. «Ich treibe gerne Sport: Skifahren im Winter oder Fußball. Ich habe gar keine Hobbys, die nichts mit Sport zu tun haben.»

Marc Márquez kann aber nicht immer der ganz normale Marc Márquez sein: Ein unkomplizierter junger Mann, der sich – oft gegen seinen Willen – in der Welt der prominenten Sportler wiederfindet. Er ist der jüngste Fahrer aller Zeiten, der fünf Titel in der «premier class» holen konnte, allesamt auf Honda. Seit er 2013 in die MotoGP-WM kam, ist er dem japanischen Hersteller treu – das bleibt bis mindestens Ende 2020 so.

Márquez fasziniert nicht nur mit seinen 44 MotoGP-Siegen bei 108 Starts in nur sechs Jahren: Es ist sein unbändiger Siegeswille, der Tanz auf der Rasierklinge, wenn er auf seiner RC213V wieder einmal die physikalischen Gesetze ignoriert, der weltweit für Begeisterungsstürme sorgt.

Dieser unglaubliche Erfolg hat seinen Preis: «Es ist interessant, weil ich vor fünf Jahren noch dachte, dass sich mein Lifestyle nie verändern wird. Ich glaubte nicht daran, dass ich einmal ein großes Haus, einen privaten Jet oder den VIP-Bereich in einem Nachtclub brauchen würde. Ich wollte das alles nicht», versicherte der Spanier, den Fans nicht nur in seiner Heimat, sondern in ganz Europa und Asien sofort erkennen.

«Das Leben führt mich in diese Richtung. Ich baue gerade ein neues Haus, ein großes, weil ich meine Privatsphäre brauche. Manchmal reise ich auch in einem Privatjet, vor allem im Sommer in Europa, weil ich mich nicht frei bewegen kann. Ich reise gerne normal, aber stellt euch vor, wie viel am Flughafen von Barcelona in der Ferienzeit los ist – ich habe im Vorjahr fast einen Flug verpasst, weil ich so lange brauchte, um durch die Menge zu kommen!»

«Ich mag es auch nicht, im Nachtclub an meinem VIP-Tisch zu sitzen, weil ich viel lieber mit meinen Freunden auf der Tanzfläche wäre, aber ich kann nicht. Das Leben hat sich so entwickelt. Ich mag es nicht und ich will es nicht», fügte er hinzu.

«Das fehlt mir am meisten, ich versuche immer noch normal zu sein und in meiner Heimatstadt zu leben. Ich kann aber kein normaler Junge sein. Ich bin eigentlich umgänglich und wäre gerne von Menschen umgeben, aber ich musste einsehen, dass es unmöglich ist.»

Mit 25 Jahren hat der Repsol-Honda-Pilot seinen Höhepunkt als Rennfahrer noch nicht erreicht und ist auf dem besten Weg, in den Kreis der ganz Großen des Motorsports aufzusteigen: Namen wie Giacomo Agostini, Mike Hailwood, Angel Nieto und Mick Doohan drängen sich auf.

«Ich will nicht an Namen wie Agostini, Hailwood und Nieto denken, weil sie MotoGP-Legenden sind», entgegnete Márquez.

Die Alpinestars-Stiefel und Handschuhe, die er beim Australien-GP trug, waren im Doohan-Replica-Design gehalten. Nur eine Woche zuvor war der Spanier beim Japan-GP mit seinem fünften MotoGP-Titel bei der Anzahl der Titelgewinne in der Königsklasse mit dem Helden seiner Kindheit gleichgezogen.

«Micks Marke einzustellen, war sehr merkwürdig, weil er der erste Fahrer war, den ich im Fernsehen sah. Doohan, der mit Alex Crivillé kämpft, ist eine meiner ersten Erinnerungen überhaupt, nicht nur, wenn es um Motorräder geht. Ihn zu erreichen ist sehr speziell. Aber ich habe keine Ahnung, wo ich zwischen diesen großen Namen stehe», zeigte sich der aktuelle MotoGP-Weltmeister bescheiden.

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