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Stefan Bradl warnt «Diggia»: «Momentan hartes Brot»

Von Ivo Schützbach
SPEEDWEEK.com erkundigte sich bei Stefan Bradl nach seiner Einschätzung zum möglichen Márquez-Nachfolger Fabio Di Giannantonio. Klar ist: Die Ducati sei viel benutzerfreundlicher als die aktuelle Honda.

Stefan Bradl testete am Dienstag und Mittwoch dieser Woche in Jerez, der Fokus lag dabei auf der Saison 2024. Im Hinblick auf das kommende Jahr ist der zweite Platz im Repsol-Honda-Werksteam neben Joan Mir noch zu vergeben. Als aussichtsreichster Kandidat gilt – auch mangels Alternativen – aktuell Fabio Di Giannantonio, der bei Gresini Racing für Marc Márquez Platz machen muss.

Der 25-jährige Römer setzte in seinen ersten eineinhalb Jahren in der Königsklasse mit Ausnahme seiner Pole-Position beim Italien-GP 2022 in Mugello (unter speziellen Bedingungen auf halbnasser Strecke) kaum Highlights, trumpfte aber zuletzt mit Platz 4 in Mandalika und besonders dem dritten Rang auf Phillip Island auf.

Wie schätzt Stefan Bradl Fabio «Diggia» Di Giannantonio ein? «Er kommt von der Ducati, die sehr benutzerfreundlich ist», schickte der Honda-Testfahrer im Gespräch mit SPEEDWEEK.com voraus. «Ich weiß es nicht, aber sollte es eintreten, dass er ins Honda-Werksteam kommt, wird es eine riesige Herausforderung für ihn werden. Dann zeigt sich, ob er dem gewachsen ist. Aber wenn er sich das antut oder wenn er diese Chance ergreift, muss er sich schon bewusst sein, dass es momentan ein hartes Stück Brot ist.»

Traut der Deutsche beim Umstieg auf die RC213V einem jungen Fahrer oder einem erfahrenen Mann wie Johann Zarco, der von Pramac kommt und für zwei Jahre bei LCR unterschrieb, mehr zu? «Das kann man so nicht sagen», entgegnete der 33-jährige Bayer. «Entweder ist es eine Chance – der junge Fahrer denkt nicht so viel nach und hat auch nicht so viel Erfahrung auf einem anderen Motorrad. Er fährt einfach und das kann funktionieren. Bei Zarco ist es aber auch so, dass er mit der Erfahrung vielleicht sagt: ‚Bei Ducati wurde das so oder so gemacht, probiert das einmal.‘ Er kann also die längerfristige Entwicklung etwas beeinflussen.»

«Diggia weiß von der Ducati bestimmt auch einige Sachen, aber er kennt auch nichts anderes und ist noch relativ jung. Manchmal ist er schnell, vielleicht weiß er aber auch gar nicht, warum er schnell ist», grübelte Bradl. «Am Ende wird man dann sehen müssen, ob es so kommt und wie er sich dann schlagen wird. Das Motorrad, das wir im Moment haben, ist eben nicht auf dem Niveau der Ducati.»

Die Desmosedici GP ist ganz klar benutzerfreundlicher. «Alle Fahrer mit verschiedenen Fahrstilen sind damit jetzt vernünftig schnell. Drei Ducati-Piloten sind in der Meisterschaft vorne, sie gewinnen mit verschiedenen Fahrern ein Rennen nach dem anderen», zählt Bradl auf. «Natürlich haben sich jetzt die WM-Favoriten ein bisschen herauskristallisiert, weil das Selbstbewusstsein, das Momentum und die Selbstverständlichkeit da sind. Das spielt im Kopf ja auch eine Rolle.»

Anders dagegen gestalte es sich mit der RC213V: «Bei Honda macht Marc das, was er kann. Er ist ein Ausnahmetalent und kommt in Australien trotzdem nur auf P15 ins Ziel. In Thailand hat er ein sensationell gutes Rennen gezeigt und wird damit Sechster. Dass dort die harte Karkasse am Hinterreifen da war, die uns ein bisschen entgegenkommt, müssen wir auch berücksichtigen», ergänzte Bradl. «Es ist sehr spezifisch geworden, aber die Ducati funktioniert grundsätzlich überall und verschiedene Fahrer mit verschiedenen Fahrstilen können damit Rennen gewinnen oder auf das Podium fahren. Bei Honda dagegen ist das unmöglich.»

Nur Marc Márquez, der allerdings nur noch drei Rennwochenenden in der Repsol-Honda-Box vor sich hat, holt aktuell das Maximum aus der RC213V heraus. «Ja, das Maximum ist das, was Marc zeigt», pflichtete Bradl bei. «Man sieht ja auch nach wie vor, wie risikofreudig er ist. Und man sieht, dass Mir andauernd auf der Schnauze liegt. Es ist ja nicht so, dass er das absichtlich macht, sondern weil er einfach kein Gefühl hat.»

Ein Problem, das auch der Bayer sehr gut kennt. «Ich weiß das schon lange. Und deshalb gibt es bei Wetterbedingungen wie in Jerez für mich keinen Grund, auch nur daran zu denken, ein Risiko einzugehen», verwies er auf die feuchten Stellen auf dem Circuito de Jerez nach dem Regen am Dienstagnachmittag, der die Testarbeit an den vergangenen Tagen teilweise einschränkte. «Denn ich weiß genau, das würde uns nur zurückschmeißen. Ich könnte mir wehtun, das Testprogramm würde komplett über den Haufen geschmissen… Ich muss schon schauen, dass ich flott unterwegs bin, aber eine Rundenzeit zu fahren, nur damit es auf dem Tableau gut aussieht, das bringt einfach null.»

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