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Tom Sykes: «Musste BMW ein Kompliment machen»

Von Ivo Schützbach
«Ich mag die deutsche Mentalität», sagt Tom Sykes, der die Superbike-WM 2019 für das Werksteam von BMW Motorrad bestreitet. «Ich schätze ihre Vorstellung von Rennsport sehr.» Das exklusive Interview.

Es herrscht geschäftiges Treiben in der BMW-Box in Jerez, als SPEEDWEEK.com am Dienstagabend vorbeischaute. Die Stellwände sind weiß, als Farbtupfer dienen Hellblau, Dunkelblau und Rot – die Farben von M Sport. So werden auch die Motorräder aussehen, die im Rahmen des Portimao-Tests am kommenden Montag erstmals im neuen Design gezeigt werden.

Seit 2013 engagiert sich BMW wieder werksseitig in der Superbike-WM, das sieht man auf den ersten Blick. Das Logo von Partner Shaun Muir Racing ist nur klein angebracht, das Team heißt offiziell BMW Motorrad WorldSBK.

Am morgigen Mittwoch messen sich die BMW-Piloten Tom Sykes und Markus Reiterberger auf dem Circuito de Jerez erstmals mit der Konkurrenz, bis auf Honda sind alle Spitzenteams dabei. Nach zwei Testtagen auf dem Circuito Andalucia nahe Almeria ist es erst das zweite Mal, dass wir die neue S1000RR in Superbike-Konfiguration auf der Rennstrecke sehen.

SPEEDWEEK.com sprach vorab mit Tom Sykes, dem Weltmeister von 2013.

Tom, nach neun Jahren mit Kawasaki: Was ist bei BMW anders?

So genau kann ich dir das noch gar nicht sagen. Die letzten sieben Jahre war ich in der erfolgreichsten Box. Bei BMW ist es schon jetzt so, dass ich mit den höchsten Verantwortlichen gesprochen habe.

Ich fuhr meine ganze Rennkarriere für japanische Hersteller. BMW hat eine europäische Mentalität, ich mag die deutsche Mentalität. Ich schätze sehr, wie sie denken und ihre Vorstellung von Rennsport. Sie sind gerade heraus und haben einen Plan. Und wir können uns alle in fließendem Englisch unterhalten.

Alles bei BMW ist neu für mich, in gewissen Aspekten ist das sehr erfrischend. Rennchef Marc Bongers hat viel Hingabe für den Rennsport, wir wollen alle das Gleiche.

Es ist ganz klar, was BMW erreichen möchte und was sie dafür unternehmen. Und dann ist da noch das Shaun Muir Racing Team. Ein sehr gutes Team, ansässig in Nordengland, was ideal für mich ist. Ich kann auf die Schnelle bei ihnen vorbeischauen. Die Mentalität von SMR – ich glaube, dieses Team wird im Fahrerlager unterschätzt. Vielen Leuten ist nicht bewusst, auf welchem Level einige der englischen Teams sind. Das war schon früher so, als ich für Rizla Suzuki fuhr. Es gibt einige wenige britische Teams, die auf einem sehr hohen Level arbeiten. Shaun Muir hat heute ein sehr starkes Team in der Weltmeisterschaft.

BMW-Geschäftsführer Markus Schramm steht voll hinter dem neuen Werksauftritt, entsprechend hoch ist die Erwartungshaltung. Resultiert daraus Druck für dich, als Nummer 1 des Teams?

Ich fühle keinen Druck, ich habe genügend Erfahrung und bin das gewohnt. BMW ist hier, weil sie gute Resultate wollen. Warum würden sie sonst in die WM einsteigen? Dasselbe gilt für mich. Warum fahre ich Rennen? Weil ich gewinnen will. Ich bin mir sicher, dass Herr Schramm und alle anderem in diesem Projekt dabei sind, weil sie Leistung zeigen wollen.

Erfolg setzt Einsatz voraus. Das sind der nötige Stil und die Strategie und ich bin dankbar, dass das bei BMW so ist. Beim letzten Test in Andalucia war ich von vielen Dingen beeindruckt. Jetzt geht es darum, eine gute Basisabstimmung zu finden.

Mittwoch ist erst euer dritter Testtag mit dem Superbike. Auf welchem Level ist das Motorrad?

Schwer zu sagen. In Andalucia hatten wir keine Referenz für ein Superbike, nur Tito Rabat auf der MotoGP-Maschine. Wenn dessen Zeiten stimmen, dann sind wir konkurrenzfähig. Wir fuhren mit dem Standard-Motor und dem Standard-Chassis, deswegen war ich umso beeindruckter. In der letzten Stunde des Tests kam mein Gefühl auf dem Motorrad dem nahe, wie es sein soll.

Du hast nach dem Andalucia-Test um einige Änderungen für den Jerez-Test gebeten. Wo muss sich BMW verbessern?

Wir konnten umgehend von meiner Erfahrung profitieren. Einige elektronische Probleme konnten wir sofort beheben. Wir machten eine große Änderung an der Software, danach fühlte sich der Motor völlig anders an. Wir haben viele gute Leute in der Box, die schnell reagieren können.

Ich bin Perfektionist und wollte einige Kleinigkeiten am Lenker und den Fußrasten anders haben. Die Motoren werden eh laufend weiterentwickelt.

Die S1000RR als Serienmotorrad ist sehr beeindruckend. Das ist ein Vorteil für uns, weil die technischen Regeln die letzten Jahre immer seriennaher wurden. Deshalb gibt Ducati alles und hat ein sehr extremes Motorrad gebaut. Aber auch die Basis der BMW ist hervorragend, um Rennen zu fahren. Wir müssen noch etwas an der Leistungsentfaltung des Motors arbeiten und das Chassis und die Gabel verbessern. Damit musst du ins richtige Arbeitsfenster kommen, weil uns der neue Zeitplan wirklich plagt.

Die BMW ist ein neues Motorrad. Das ist kein Facelift, das ist eine neue Maschine. Drei freie Trainings am Freitag wären viel besser für uns, weil du dann zweimal dazwischen Zeit hast, um am Motorrad zu arbeiten. Jetzt haben wir aber wieder nur zwei freie Trainings.

Ich griff gleich zum Telefon und fraget die Dorna-Leute, ob sich das nicht umkehren lässt. Ich und auch viele Leute bei BMW hätten es bevorzugt, am Freitag drei Trainings zu haben.

Abgesehen von Markus Reiterberger haben sich seit 2014 alle Fahrer über die BMW-Elektronik beschwert. Du bist die letzten sieben Jahre im Kawasaki-Werksteam mit der Elektronik von Magneti Marelli gefahren: Wo steht BMW im Vergleich?

Noch haben wir einige Einschränkungen mit der Elektronik, weil wir nicht genügend Zeit hatten. Aber einer meiner ersten Kommentare war ein Kompliment an BMW für die Elektronik. Einige Probleme, die ich in der Vergangenheit in Schräglage hatte, habe ich jetzt nicht.

Natürlich brauchen wir Zeit, im Moment gibt es aber keine größeren Probleme.

Du machst dir also keine Sorgen, dass du nach zehn Runden den Hinterreifen ruiniert hast?

Im Moment nicht.

Die letzten sieben Jahre war Marcel Duinker dein Crew-Chief. Ist es nicht sehr seltsam, jetzt ohne ihn zu arbeiten?

Das ist es. Ich sah ihn am Dienstagmorgen und sagte «Hi Marcel». Dann kam mir in den Sinn, dass ich ja weiterlaufen muss mit meinem neuen Crew-Chief PJ, mit dem ich schon früher gearbeitet habe. Zehn oder 15 Minuten unterhielten wir uns gut, dann sagte ich ihm «bis später».

Es ist wirklich seltsam. Beim letzten Test war es fein, da waren wir alleine. Aber jetzt musste ich mir erst mal klar werden, dass ich jetzt in einer anderen Box bin.

Es gab viele Änderungen in meinem Leben, ich genieße mein jetziges Umfeld. Alles ist sehr professionell und wir haben die gleichen Ziele.

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