Champion Toprak Razgatlioglu: Das Lebensziel erreicht
Ein Künstler auf Rädern: Toprak Razgatlioglu
Die Motorsport-Karriere von Toprak Razgatlioglu wurde maßgeblich von Supersport-Rekordweltmeister Kenan Sofuoglu bestimmt, der für seinen Landsmann früh als Mentor und Trainer, später auch als sein Manager fungierte.
Nach dem Yamaha-Cup und Rookies-Cup sorgte Sofuoglu 2015 für den Wechsel ins Paddock der Superbike-WM, wo der damals 17-Jährige mit dem Gewinn der Supersport-600-EM zum ersten Mal auch international auf sich aufmerksam machte. Nach zwei Jahren in der Superstock-1000-EM (Vizemeister 2017) stieg Razgatlioglu in die Superbike-Kategorie auf.
Bereits in seiner ersten Saison 2018 verblüffte er mit dem zweiten Platz in Donington Park und Rang 3 in Argentinien. In der Saison 2019 brauste das Riesentalent in Imola, Jerez und Laguna Seca als Dritter aufs Podium, in Misano wurde er im zweiten Hauptrennen Zweiter, in Donington Park ebenfalls, dazu im Sprintrennen. In Magny-Cours fuhr er im ersten Rennen seinen ersten WM-Sieg ein und triumphierte auch im Sprintrennen. Nur 26 Punkte hinter dem WM-Dritten beendete Razgatlioglu die Saison als Gesamtfünfter.
Im Juli 2019 war Razgatlioglu auch im Kawasaki-Werksteam beim 8h Suzuka vorgesehen, kam beim Sieg aber nicht zum Einsatz. Darüber erzürnt transferierte sein Manager Kenan Sofuoglu den Youngster für die Superbike-WM 2020 ins Pata-Yamaha-Werksteam an die Seite von Michael van der Mark.
Viele Experten bezweifelten, dass der aggressive Fahrstil des Türken mit der Yamaha R1 harmonieren würde, doch Razgatlioglu bewies mit dem Sieg im Auftaktrennen auf Phillip Island das Gegenteil. Die Saison 2020 beendete der damals 24-Jährige als WM-Vierter.
In der Superbike-WM 2021 lieferte Razgatlioglu endgültig den Beweis ab, dass er fahrerisch und mental zu den besten Piloten gehört. Standen zu Saisonbeginn Rekordweltmeister Jonathan Rea (Kawasaki) und Scott Redding (Ducati) im Fokus, kam der Yamaha-Pilot spätestens mit seinem ersten Saisonsieg in Misano in Schwung. Mit weiteren Siegen in Donington Park übernahm Razgatlioglu die WM-Führung.
Fortan lieferten sich der Yamaha-Pilot und Rea auf und abseits der Rennstrecke einen spannenden Schlagabtausch um den Titel. Aber selbst treue Anhänger des sechsfachen Weltmeisters geben zu, dass Razgatlioglu dabei souveräner agierte. Während Rea selbst verschuldet stürzte und durch einen Protest gegen Razgatlioglu im Superpole-Race in Magny-Cours einen verzweifelten Eindruck machte, blieb der zehn Jahre jüngere Türke cool und fehlerfrei. Seine drei Nuller gehen nicht auf sein Konto: In Assen wurde er von Markenkollegen Garrett Gerloff abgeschossen, in Barcelona und Portimão streikte seine Yamaha.
Dennoch gelang es Rea, die Entscheidung bis zum Saisonfinale auf dem neuen Mandalika Street Circuit offen zu halten. Der Nordire kam mit 30 Punkten Rückstand nach Indonesien, nach Regen am Samstag wurde der Titelkampf im auf Sonntagvormittag verschobenen ersten Lauf entschieden. Von Platz 1 startend fuhr Razgatlioglu hinter Rea auf Platz 2 und krönte eine großartige Saison mit dem verdienten WM-Titel.