Berlin Spandau, BMW-Werk am Juliusturm, 15. Januar 2025: Die Abteilung BMW Motorrad Motorsport stellt das Team der World Superbike vor. Ein schöner und angemessener Ort, im Produktionswerk für BMW Motorrad werden die Triebwerke für den Einsatz in den unterschiedlichen Rennsportklassen montiert, eine Präzisionsaufgabe höchsten Ranges. Das neue Motorrad für die Saison 2025 wird ebenfalls gezeigt: Ein schönes Bike, dazu schöne und knackige Jungs… – auf geht’s in die Saison 2025! Anwesend sind die wichtigsten Vertreter des World-Superbike-Teams, die Fahrer Michael van der Mark und Weltmeister Toprak Razgatlioglu. Die Leitung von BMW Motorrad Motorsport wird repräsentiert durch Sven Blusch, zusammen mit dem Technischen Direktor Chris Gonschor. Viele fragen sich: Wo ist Marc Bongers, der Kopf und Macher des ersten WM-Titels für BMW Motorrad in der über 100-jährigen Firmengeschichte? Auf Nachfragen zu seiner Abwesenheit erhalte ich nur vage und unklare Aussagen. Infolgedessen überlege ich, welche Gründe dafür verantwortlich sein könnten, dass Marc Bongers bei diesem wichtigen Termin nicht persönlich anwesend ist und auch nirgends erwähnt wird. Mir kommen sechs Szenarien in den Sinn: 1.) Er war/ist krank. 2.) Er war anderweitig mit dringenden und zeitlich nicht verschiebbaren Aufgaben beschäftigt. 3.) Er hat eine neue Aufgabe innerhalb des Motorsports bei BMW Motorrad übernommen (z.B. MotoGP?). 4.) Er hatte keine Lust. 5.) Man konnte ihn nicht dabeihaben, weil nicht mehr im Team. 6.) Man wollte ihn nicht dabeihaben. Zu den Möglichkeiten 1, 2 und 3 gibt es die anständigen sowie gebräuchlichen Gepflogenheiten bei der Pressebetreuung, zumindest ein Bild von Bongers abzudrucken und einen passenden Quote im Pressetext zu platzieren. So viel Platz und Flexibilität ist immer gegeben. Ebenso hätten die anwesenden Teamvertreter eine abgestimmte Aussage verlauten lassen können. Selbst das Thema MotoGP ist ja von der Heeresleitung BMW Motorrad vorkommuniziert, sodass auch hier geschlossene Geheimniskrämerei unnötig wäre und in einem Nebensatz die gegebenenfalls übertragene Aufgabe an Marc erwähnenswert sein könnte… – wenn dem so wäre. Zu Möglichkeit 4: Das ist beim besten Willen nicht vorstellbar, denn das ist seine Truppe und sein Baby, die sich zur Titelverteidigung präsentiert. Zu Möglichkeit 5: Wenn dem wirklich so wäre, dann ist er nicht mehr bei BMW Motorrad Motorsport, dazu war beziehungsweise ist allerdings nirgends in der einschlägigen Presse etwas zu lesen. Auch wird seitens BMW hierzu nichts laut. Zu Möglichkeit 6: Diese Option mag ich mir gar nicht vorstellen, dass man ihn z.B. gezielt zur Seite schieben und entsorgen will, oder dass das bereits geschehen ist. Das wäre der Gipfel der Schäbigkeit. Hat er vielleicht etwas Unverzeihliches ausgefressen? Ist es vielleicht ein Machtkampf zwischen Blusch und Bongers, der gerade abläuft? Auch das wäre schwer zu ertragen für ihn und die Mannschaft, denn der Sieger steht von vornherein fest, da offensichtlich Blusch das Mandat von BMW-Chef Markus Flasch hat, die Regierung in der Motorsporttruppe zu führen. Wie er es umsetzt, das ist nun sein Job und mit seiner Vorgehensweise. Wenn dem wirklich so wäre, dann vernichtet Blusch nicht nur Marc Bongers, sondern zerbombt sich das ganze Team ohne Wenn und Aber. Wie reagiert Toprak auf das Fehlen von Marc in Berlin? Toprak ist ein knallharter Profi, aber auch ein hochsensibler Mensch und keine Maschine, auch wenn er auf dem Bike manchmal so agiert und wirkt. Toprak pflegt, seit er bei BMW ist, eine sehr enge Bindung zu Marc Bongers – das ist bekannt. Denn Marc machte mit seiner Mannschaft alles für den Titelgewinn möglich. Er hat alles in die Waagschale geworfen, sich übermenschlich reingehängt und aufgeopfert, um siegfähig zu werden. Es wurde sogar der größtmögliche Erfolg mit dem Gewinn des WSBK-Fahrertitels. Wenn Marc nun abgesägt wäre, und das schimmert mehr und mehr durch, dann ist zu befürchten, dass das Leistungskonstrukt um Toprak Risse bekommt, wovon nur die Konkurrenz profitieren wird. Egal was der Grund ist, Marc Bongers ist und bleibt der Vater des historischen Rennsporterfolgs bei BMW Motorrad und des bisher einzigartigen Gewinns der WSBK 2024. Marc Bongers ist der entscheidende Coup gelungen, Toprak an Bord zu holen und mit seinem Team die Grundlage in der Entwicklung des passenden Fahrzeugs für den Gewinn der WM zu schaffen. Die Voraussetzungen waren gut für ihn, Marc hat den richtigen Weg eingeschlagen, als die Sterne für ihn gutstanden. Diese entscheidenden Grundlagen wurden aufs Gleis gesetzt, lange vor der Verpflichtung von Toprak und auch lange vor der Verantwortungsübernahme im Rennsport durch Sven Blusch. Die inzwischen gute Kutsche brauchte final den richtigen Kutscher und den holte Marc Bongers ins Team. Ich will wissen: Was ist mit Bongers? Marc ist in den Pressemeldungen, Interviews, im Paddock, quasi immer und überall sympathisch und kollegial rübergekommen. Und dann ist plötzlich bei so einem wichtigen Termin wie der Teampräsentation 2025 und der Veranstaltung in Berlin nichts von ihm zu sehen und zu lesen. Das hat ein erhebliches Gschmäckle, hier stinkt etwas unangenehm und gewaltig zum Himmel. Das bleibt nicht unbemerkt. Für das Premiumimage von BMW Motorrad kann so etwas nicht gut sein. Auch wenn Marc vielleicht Fehler gemacht hat, in Ungnade gefallen ist oder irgendwie im Weg steht: Es gebietet der Anstand, der hoffentlich noch im Hause BMW herrscht, fair mit ihm umzugehen. Marc Bongers ist beliebt in seiner Truppe. Wie wird diese Art der Behandlung eines führenden Teammitglieds mit diesem Erfolg in seiner Vita von der Mannschaft aufgenommen, die wieder Höchstleistung bringen soll? Wer ist der nächste, der zur Entsorgung ansteht? Es sind Menschen und kein Stückgut, die alle eine angemessene und anständige Behandlung verdienen, gerade wenn sie zusammen solch einen grandiosen Erfolg für das Unternehmen BMW erkämpft haben. Anständigkeit ist ein dehnbarer Begriff. Nur, wenn das eintritt, nach was es mehr und mehr aussieht, sind die Grenzen der Anständigkeit weit überschritten. Und für solche Überschreitungen sind Menschen verantwortlich.