Jarvis: Dritter Sieg in Folge beim Hell's Gate

Von Carsten Steffen
Graham Jarvis: Einmal mehr der Zäheste

Graham Jarvis: Einmal mehr der Zäheste

Das Extrem-Enduro-Rennen in der Toskana brachte auch die Weltklasse-Piloten an ihre Grenzen. Andreas Lettenbichler erreichte den sechsten Rang.

In einem kleinen Dorf nicht weit von Florenz versammelt die italienische Enduro-Legende Fabio Fasola alljährlich im Februar die Welt-Elite des Extrem-Enduro. Sein Hell's Gate genanntes Spektakel in den toskanischen Hügeln gleicht einem höllischen Auswahlprozess, an dessen Ende nur die tatsächlich Härtesten den Hell's Peak genannten Zielhang erreichen. Und bei der diesjährigen 10. Ausgabe siegte - ja, richtig - wieder der britische Dominator der Szene, Graham Jarvis, auf seiner Husaberg.

Doch der Reihe nach: 129 Fahrer waren angetreten, um kurz nach Sonnenaufgang in die 5 Qualifikationsrunden zu starten. Wer mit der Toskana sanfte Hügel und warmes Wetter verbindet, der wird von Fabio eines besseren belehrt. Denn schon in der Qualifikation am Vormittag ist die Rennstrecke alles andere als sanft und der Wettergott war dieses Jahr eher ein Wetterteufel. Schnee hatte es in den Tagen vor dem Rennen in rauhen Massen gegeben, sodass in Verbindung mit den satten Minusgraden während der Nacht äusserst sorgsam mit dem Gasgriff umgegangen werden musste.

Jonny Walker (GB, KTM) liess auf der schnellen Strecke keinen Zweifel daran, dass er seinem Landsmann Jarvis beim Hell's Gate die Hölle richtig heiss machen will und katapultierte sein Arbeitsgerät in beeindruckender Manier auf den ersten der 30 Startplätze des Hauptrennens am Nachmittag. Jarvis belegte Rang 2, gefolgt vom stark auffahrenden US-Boy Cody Webb (Beta). Der Deutsche Andreas «Letti» Lettenbichler (Husqvarna) fuhr eine kontrollierte Quali und belegte einen durchaus respektablen sechsten Platz.

Während die Strecke am Vormittag für Extrem-Enduro-Verhältnisse nicht allzu selektiv war, wurden die 30 Piloten während des Hauptrennens schnell an ihre Grenzen gebracht. Vereiste Bachbetten hoch und runter, steilste Auf- und Abfahrten und knackigste Single-Trails im Wald waren dem wieder einmal in einer eigenen Klasse fahrenden Ausnahmekönner Graham Jarvis willkommenes Terrain, um seine Konkurrenten gepflegt zu distanzieren.

Fatal im Fall des Hell's Gate, da jeder Fahrer, der an einem beliebigen Checkpoint mehr als 30 Minuten hinter den Führenden zurück fällt, aus dem Rennen genommen wird. Während nach der ersten Runden noch 20 Fahrer im Feld verblieben waren, konnten die zweite Runde nur noch 11 beenden - zwei Drittel des Feldes war also zur Halbzeit schon ausgestiegen. In der dritten und vorletzten Runde waren es nur noch sechs Fahrer. Lettenbichler schaffte es zwar noch bis in die letzte Runde, musste aber mit Kupplungsproblemen kämpfen und rieb daran seine Kräfte auf, sodass er den legendären, Hell's Peak genannten Zielhang nicht erreichte.

Hell's Peak ist in der Extrem-Enduro-Szene einmalig: Dieser Zielhang ist derart steil, dass er auch für die Weltelite nicht fahrbar ist. Also ist es nicht nur legal, sondern ein gewolltes Spektakel, wenn Hunderte italienischen Fans die Auffahrt säumen, um mit Muskelkraft und Seilen die Fahrer mitsamt ihrer Motorräder auf die Spitze zu befördern und ihre Ankunft in einer grandiosen italienischen Art frenetisch zu bejubeln.
Jarvis hatte vom Start an mächtig Druck gemacht und gab sich als erster zwar gezeichnet, aber vergleichsweise frisch dem Jubel der Fans auf dem Hell's Peak hin: «Hier zum dritten Mal in Folge zu gewinnen, ist schon der Hammer. Aber ich habe mich am Vormittag nicht verausgabt und bin mit den Verhältnissen hier auf meiner Husaberg perfekt klar gekommen.»

Cody Webb und das britische Supertalent Jonny Walker (Sieger des Erzbergrodeo 2012) hatten sich hinter Jarvis einen packenden Kampf geliefert. Etwa zur Halbzeit hatte sich Walker an Webb vorbei gekämpft und musste bis ins alles geben, um den zweiten Platz zu halten. Im Ziel – gute 12 Minuten hinter Jarvis – angekommen, reichte es gerade noch dafür, die Arme kurz nach oben zu reissen. Danach aber sackte der gleichsam sympathische wie austrainierte Athlet völlig verausgabt und entkräftet in sich zusammen. Cody Webb bestätigte mit dem dritten Platz beim Hell's Gate seine grossartige Form und man hofft, dass Beta ihn 2013 zu mehr Rennen nach Europa schicken wird.

Resultat Hell’s Gate 2013 Castelvecchio Pascoli/Italien
1. Graham Jarvis (GB), Husaberg, 4 Runden
2. Jonny Walker (GB), KTM, 12:17 min
3. Cody Webb (USA), Beta, 17:32
4. Alfredo Gomez (E), Husaberg, 21:52
5. Ben Hemingway (GB), KTM, 29:28
6. Andreas Lettenbichler (D), Husqvarna, 1 Runde zurück
7. Michael Vukcevic (B), Sherco, 2 Runden
8. Diego Nicoletti (I), KTM, 2 Runden
9. Melcior Faja (E), KTM, 2 Runden
10. Xavi Galindo (E), Husaberg, 2 Runden

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