Jean Todt (FIA): Keine V8- oder V10-Motoren ab 2020!

Von Mathias Brunner
​Erfolgs-Teamchef Ross Brawn regte in Sachen Formel-1-Triebwerke ein Umdenken an – wenn Ende 2020 das heutige Motorenreglement ausläuft. Aber FIA-Präsident Jean Todt will davon nichts wissen.

Die heutigen 1,6-Liter-V6-Hybridmotoren werden in der Formel 1 gemäss Reglement noch bis Ende 2020 verwendet. Was dann? Keiner bezweifelt, dass die derzeitigen Formel-1-Motoren wahre Wunderwerke der Technik sind: Aus den verblüffend kompakten 1600-ccm-Motoren in V6-Anordnung wird dank Mehrfach-Energierückgewinnung bald 1000 PS geschöpft, in Sachen Effizienz ist das vorbildlich. Aber viele Fans bleiben unbeeindruckt: Sie vermissen auch bei den Wintertestfahrten hier in Barcelona das ohrenbetäubende Kreischen der früheren V8-Saugmotoren.

Sie sind nicht alleine. Formel-1-Star Fernando Alonso: «Ich sehne mich nach dn V10-Motoren. Die Formel 1 hat heute einen Sound, den sie nicht verdient.»

Ross Brawn, früher Technikchef von Ferrari und Mercedes-Benz, kümmert sich für Formel-1-Grossaktionär Liberty Media um die Entwicklung des GP-Sports, was Rennformate und Technik angeht.

Der Engländer dachte laut nach: «Was in der Formel 1 in den vergangenen Jahren versucht wurde – mehr Serienrelevanz zu erreichen. Aber wir stecken mitten in einer Revolution, und in zehn Jahren werden die Serienfahrzeug wieder ganz anders sein. Können wir technische Hochgradigkeit behalten, es aber wagen, uns wieder von der Serie weg zu bewegen? Falls nicht, wäre das logische Ende ein Elektroantrieb. Aber diese Nische wird bereits von der Formel E abgedeckt. Formel 1 hingegen, das ist für mich nicht nur High-Tech, sondern auch ein Zirkus, im positivsten Sinne des Wortes. Wir müssen uns wirklich in Ruhe überlegen, wie wir den bewahren.»

«Möglicherweise ist es an der Zeit, sich zu sagen – gut, wir hatten nun diese technischen Zauberwerke, aber ist das wirklich das Ideale für die Formel 1? Wir müssen uns mit allen Parteien zusammensetzen, mit den Motorherstellern, den Teams, den kommerziellen Leitern des Sports, wir müssen definieren, was wir über 2020 hinaus möchten. Vielleicht den Motor von heute als Basis, aber weniger komplex und kostengünstiger, denn die heutigen Motoren sind zu teuer.»

«Wir haben dank der Hybridmotoren die Autowerke wieder begeistern können, nun aber ist es an der Zeit, die Zukunft ins Visier zu nehmen. Denn um einen Motor auf die Reihe zu bekommen, brauchen wir zwei Jahre Vorlaufzeit. Bis Ende 2017 müssen wir also wissen, mit welchen Aggregaten wir ab 2020 fahren.»

Klar träumen viele Fans von einer Rückkehr zu den herrlichen V8- und V10-Kreissägen. Aber FIA-Präsident Jean Todt würgt die Erwartungen vieler Formel-1-Freunde ab wie ein Turbo den heutigen Motoren-Sound.

Im Monatsmagazin «Auto», das die FIA selber herausgibt, hält der 71jährige Franzose am Trend der Industrie zu kleineren Motoren fest: «Grössere und lautere Motoren zurückzubringen, das würde von der Gesellschaft nicht akzeptiert. Ich bin auch davon überzeugt: Würden wir sagen, lasst uns wieder Triebwerke verwenden, wie wir sie vor zehn Jahren gehabt haben, dann würden viele Autohersteller nicht mitziehen. Drei von vier Herstellern würden gehen.»

Der FIA-Präsident hat ein anderes Ziel im Auge: «Stabilität ist ganz massgeblich. Wir brauchen so viel Wettbewerb als möglich, denn wir müssen die Investionen schützen. Wir können nicht verlagen, dass die Hersteller jedes Jahr in neue Technik investieren. Das ist finanziell untragbar. Die heutigen Kosten in der Formel 1 sind absurd.»

Todt sagt auch, das heutige GP-Format sei «nicht ideal. Darum müssen wir uns kümmern. Aber bislang haben wir keine ideale Lösung gefunden. Ich schultere uns da die Verantwortung gerne auf. Ich will bei Entscheidungen immer Gemeinsamkeit erreichen. Aber es ist nie einfach, einen gemeinsamen Nenner zu finden.»

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