Die Klischeevorstellung des Formel-1-Saisonbeginns in Australien: Die Europäer fliegen, von einem langen und harten Winter genervt, nach "down under" und geniessen endlich etwas Sonne. Die Realität: Am Dienstag fiel in Melbourne so viel Regen wie in manchen Gegenden im ganzen Monat März. Teile von Melbourne wurden überflutet, zahlreiche Strassen mussten gesperrt werden. Die Luftfeuchtigkeit betrug zeitweise 100 Prozent, Verhältnisse wie in einer Waschküche. Am Mittwochmorgen ist es grau und nieselig, erst ab Donnerstag ist mit allmählicher Besserung zu rechnen. Dann geht es aufwärts: Freitag bis Sonntag ist mit Bewölkung zu rechnen, aber die Regenfälle lassen nach, für den Renntag wird mit freundlichem Wetter bei 27 Grad gerechnet – ideale Verhältnisse. Das Thema Wasser passt zu Lokalheld Daniel Ricciardo. Der 27-Jährige aus Perth hat ein streng durchgetaktetes Programm in Australien. Am Mittwochmorgen hat er sich auf dem Yarra ein Bootsrennen mit Max Verstappen geliefert, ganz ohne PS geht es auch in der Freizeit nicht. Ricciardo und Verstappen sind gut drauf. Bei einer improvisierten Pressekonferenz beginnt Daniel: "Darf ich euch vorstellen? Der Junge neben mir heisst Max Verstappen, er hat eben die Schule beendet." Zum Bootsrennen grinst Ricciardo: "Ich glaube, Max hat einen Frühstart gezeigt. Aber mir ist lieber, nicht zu früh zu kommen und länger durchzuhalten ..." Zum Heim-GP meint Daniel: "Melbourne ist jedes Mal ein Riesenspektakel, aber es gibt auch immer sehr viel zu tun. Seit Montag habe ich PR-Termine. Ich versuche, so viel als möglich zu machen, aber ich darf dabei auch nicht meinen wichtigsten Job vernachlässigen." "Allein schon am jeden Morgen zur Strecke zu kommen, ist eine Schau, die Fans sind stets so enthusiastisch. In diesem Jahr gibt es sogar im Albert-Park eine Tribüne, die meinen Namen trägt. Das ist eine Extraspritze Motivation. Ich freue mich irre aufs Wochenende und will es auch geniessen können. Und natürlich hoffe ich, dass die Fans am Sonntag etwas Besonderes zu feiern haben." Am Dienstag war Ricciardo Star-Gast bei einem Cocktail von Red Bull Racing-Sponsor TAG Heuer, nach PR-Terminen den ganzen Dienstag durch (samt Präsentation seiner eigenen Kleiderlinie) wird er am Dienstagabend bei der VIP-GP-Party von Puma im edlen Crown-Hotel erwartet. "Ich bin bereit, um einige meine Gegner zu zerstören", lachte Ricciardo bei TAG Heuer. "In Australien wird Renault aufdrehen, und wir haben auch noch ein paar neue Teile auf Lager. Wenn die Startampel erlischt in Australien, sollten wir nicht auf Rang 6 liegen. Ferrari ist stark. Wir haben das Potenzial für mehr, aber wir haben es noch nicht erschlossen." Die GP-Veranstalter setzen voll auf ihren Helden. Andrew Westacott, Geschäftsleiter der Australian Grand Prix Corporation (AGPC): "Wir hoffen auf die zusätzliche Magnetkraft durch Daniel, der hoffentlich um einen Podestplatz kämpfen kann, und durch die schnelleren Autos." Am kommenden Wochenende werden im Albert Park von Donnerstag bis Sonntag mehr als 350.000 Menschen erwartet.