Ferrari als Trost: Der Formel 1 fehlt Valentino Rossi

Von Mathias Brunner
​​Die Zweiradfans freuen sich in der MotoGP auf den überragenden Valentino Rossi, dazu auf Iannone, Dovizioso, Petrucci und Morbidelli. Die italienischen Formel-1-Fans haben nur – Ferrari.

Der langjährige Formel-1-Fahrer Riccardo Patrese (63) sagte einst bitter: «Die Tifosi kennen nur eines, Ferrari. Wenn du als Italiener in einem englischen Auto sitzt, bist du nichts wert.»

Als Beweis für seine These verwies er auf unfassbare Szenen, als er einst beim Grand Prix von Imola 1983 in Führung liegend mit seinem Brabham von der Bahn rutschte. Durch sein Pech wurde ein Ferrari auf den ersten Platz gespült. Was taten die Fans? Sie beklatschten den Ausfall von Patrese.

Heute sieht es in der Formel 1 für die Tifosi trübe aus. Die Zweiradfans dürfen sich in der Königsklasse der Motorrad-WM auf den überragenden Valentino Rossi freuen, dazu haben sie Andrea Iannone, Andrea Dovizioso, Danilo Petrucci und Franco Morbidelli. Die italienischen Formel-1-Fans hingegen haben nur Ferrari, denn Antonio Giovinazzi hat für 2018 keinen Stammplatz im GP-Sport bekommen.

Verblüffend: Bis Giovinazzi in Australien 2017 bei Sauber für den verletzten Sauber-Fahrer Pascal Wehrlein einsprang, hatte Italien fünf Jahre lang keinen Fahrer am Start! Der letzte italienische GP-Pilot vor Giovinazzi: Tonio Liuzzi beim WM-Finale von Brasilien 2011.

Die Fahrermisere in Italien wurzelt tief und ist für Rennfans südlich der Alpen schwer zu verdauen. Denn die goldenen Stunden liegen schmerzlich weit zurück: Die einzigen beiden Weltmeister aus Italien – Nino Farina und Alberto Ascari in den 50er Jahren. Der letzte italienische Sieger in Monza – Ludovico Scarfiotti 1966. Der vorderhand letzte italienische GP-Sieger – Giancarlo Fisichella in Malaysia 2006.

Die Hochblüte des italienischen Engagements liegt 25 Jahre zurück: Ende der 80er und anfangs der 90er Jahre tummelte sich mehr als ein Dutzend italienischer Piloten in der Formel 1! Was ist dann nur passiert? Wieso die derzeitige Flaute?

Das Grundproblem liegt darin, dass die Nachwuchsförderung in Italien jahrelang verschlampt worden ist. Die schwächelnde Wirtschaft in Italien hat auch nicht geholfen. Viele Rennställe sind auf Fahrer mit Mitgift angewiesen, und in der Regel können italienische Piloten keinen Geldkoffer vorweisen – das war auch der Grund, wieso GP2-Champion Davide Valsecchi trotz Testfahrer-Jobs bei Lotus 2013 keine Formel-1-Zukunft hatte. Heute ist er zwar in der Formel 1: aber nur als GP-Experte der italienischen Sky.

Der frühere Formel-1-Fahrer Jarno Trulli schimpft: «Die jahrelange Fahrermisere geht auf die Tatsache zurück, dass unsere Talente nicht gezielt gefördert werden. Wir hätten durchaus viele begabte junge Piloten. Aber irgendwann kommen sie aus finanziellen Gründen nicht mehr weiter. Erst so langsam erkenne ich Besserung.»

Bei Ferrari sind entsprechende Weichen gestellt worden, in Form des Nachwuchsförderprogramms «Ferrari Driver Academy». Aber nicht alle geförderten Italiener zeigen so gute Ansätze wie Giovinazzi (2018 Test- und Reservefahrer) und Antonio Fuoco (21), der in der kommenden Saison in der Formel 2 antreten wird (2017 wurde er Gesamtachter).

Ein paar Italiener wurden im Laufe der Jahre aussortiert, weil sie zu wenig Potenzial boten: Mirko Bortolotti, Daniel Zampedri, Raffaele Marciello.

Der 24jährige Giovinazzi ist von den jungen Italienern am weitesten. Gute Ansätze zeigt auch der 22jährige Luca Ghiotto, der 2017 in der Formel 2 Gesamtvierter wurde und im Sommer auf dem Hungaroring einen Williams testen durfte.

In der GP3 brachte sich Alessio Lorandi (19) mit vielversprechenden Rennen ins Gespräch – vier Podestränge, Sieg in Jerez, siebter Schlussrang.

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