Ayrton Senna: Toleman von 1984 für 2 Millionen Euro?

Von Mathias Brunner
​Im kommenden Mai kommt der Sieger-McLaren von Ayrton Senna des Monaco-GP 1993 unter den Hammer. Jetzt gibt Bonhams bekannt: Auch der 1984er Toleman des legendären Brasilianers ist zu ersteigern.

Das Auktionshaus Bonhams versteigert im kommenden Mai jenen McLaren, mit dem Ayrton Senna 1993 in Monaco siegte. Nun ist bekanntgeworden: Auch ein anderes, legendäres Rennauto des unvergessenen Brasilianers ist zu ersteigern – jener Toleman TG184-Hard, Chassisnummer 2, mit dem der junge Senna eigentlich seinen ersten Grand Prix hätte gewinnen müssen!

Als vor 34 Jahren Monaco-Rennleiter Jacky Ickx das Regenchaos von Monte Carlo beendete, war Senna stinksauer. Er hatte in Siebenmeilenstiefelschritten auf Alain Prost im McLaren aufgeholt, der Südamerikaner war bis zu seinem Tod 1994 überzeugt davon, dass man ihm den Sieg gestohlen hatte. Unmittelbar nach der Zielflagge schoss Senna an Prost vorbei, zu spät.

Ayrton zeigte unfassbare Runden, teilweise drei Sekunden schneller als Leader Prost. Was viele bis heute ob seiner Aufholjagd vergessen: Hinter Senna war der Deutsche Stefan Bellof noch schneller unterwegs! Wir werden leider nie erfahren, wie das Duell Senna gegen Bellof ausgegangen wäre.

Was wir aber im kommenden Mai erfahren: Wer sich den Toleman von Senna sichert. Bei der Auktion vom 11. Mai wird dazu auch das Siegerauto von Ronnie Peterson beim Formel-3-Rennen von Monaco 1969 versteigert.

Die Auktionsspezialisten geben keine Schätzung für den Wagen von Senna an. Doch dieser Toleman wechselte 2015 für umgerechnet 1,13 Millionen Euro den Besitzer. Ein Verkaufspreis von rund 2 Millionen ist nicht abwegig, wenn wir daran denken, dass Experten für den Senna-McLaren einen Verkaufspreis von 6 Millionen Dollar erwarten.

Der McLaren MP4/8A mit Chassisnummer 6 kommt ebenfalls am 11. Mai in Monte Carlo zur Auktion. 1993 errang Ayrton Senna mit diesem Auto seinen sechsten Sieg im Fürstentum, keiner hat dort öfter gewonnen. Auf dem Stadtkurs machte sich das PS-Manko von Sennas Ford-V8-Motor gegenüber dem überlegenen V10-Aggregat von Renault in den Williams nicht so bemerkbar.

Senna fuhr Chassis Nummer 6 in der Saison 1993 bei acht WM-Läufen. Zuerst in Spanien, dann beim Monaco-GP. Ein Spaziergang war es nicht: Ein Problem mit der aktiven Radaufhängung führte zu einem Crash, der Brasilianer zog sich einen gestauchten Daumen zu, weil er das Lenkrad zu spät losgelassen hatte.

Senna qualifizierte sich auf Platz 3 hinter Pole-Mann Alain Prost (Williams-Renault) und Michael Schumacher (Benetton-Ford). Doch Prost leistete sich einen Frühstart, das gab eine 10-Sekunden-Strafe. Schumacher führte vor Senna, bis die Hydraulik im Benetton schlappmachte. Senna fuhr den Sieg locker nach Hause und brach damit den Rekord von Graham Hill, der den Monaco-GP fünf Mal hatte gewinnen können.

Senna fuhr den Wagen auch in Kanada, Frankreich, England, Deutschland, Belgien und Italien.

Seit Bonhams an die Öffentlichkeit gegangen wird, spriessen Spekulationen, für wie viel Geld der McLaren wohl den Besitzer wechseln wird und wer sich das gute Stück sichert.

Mark Osborne ist bei Bonhams für Versteigerungen von Rennsport-bezogenen Stücken verantwortlich. Der Sachverständige bestätigt, dass sich offenbar drei Parteien besonders intensiv darum bemühen, ihre Hand an den McLaren zu legen.

Heisses Gerücht aus England: Einer dieser Interessierten sei Formel-1-Champion Lewis Hamilton.

Wundern würde uns das nicht. Hamilton ist seit vielen Jahren ein grosser Bewunderer von Senna.

In Kanada 2017 erlebte Hamilton einen überaus emotionalen Moment: Die Familie Senna hatte für den Briten einen Helm von Ayrton organisiert für jenen Moment, wenn der Engländer die Pole-Position-Bestmarke von Senna erreicht. Eine Helm-Replika wurde dem komplett baffen Briten in Kanada überreicht, nachdem die 65. Pole erreicht war (der echte Helm wurde später geliefert).

Lewis brauchte in Montreal einige Momente, bis er seine Sprache wiederfand: «Ayrton Senna ist für mich bis heute eine Inspiration, ich kann der Familie Senna nicht genug danken für diese tolle Geste.» Anschliessend gab er den Helm nicht mehr aus der Hand.

«Ich weiss noch, wie ich als Junge nach Hause eilte, um ein weiteres Abschlusstraining von Senna auf Video zu sehen. Einmal sagte ich: Wenn ich in die Formel 1 komme, dann will ich so viele Poles wie Ayrton erreichen.»

Wie wichtig Senna für Hamilton ist, verriet der Brite auch nach dem Singapur-GP 2017. «Das war für uns alle eine massive Herausforderung. Ich hätte es leicht wegwerfen können», sagte Hamilton. Wie sein WM-Rivale Sebastian Vettel durch den desaströsen Start-Crash zum Beispiel. «Aber von Zeit zu Zeit kommt mir Senna in den Sinn. Sein Monaco-GP, als er in Führung lag und in die Mauer fuhr. Daran erinnere ich mich und daran, genau das nicht zu tun. Es, als ob er zu mir sagt: "Bleibt fokussiert, behalte alles im Griff"», so Hamilton.

Hamilton fährt deshalb mit einem weitgehend gelben Helm, weil Senna eine ähnliche Grundfarbe hatte.

Ein anderer Interessent könnte der langjährige McLaren-Chef Ron Dennis sein.

Mark Osborne sagt nichts darüber, wer die drei interessierten Parteien sind. «Aber einer davon will den Wagen zuvor sehen und den Motor laufen hören.»

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