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Jacques Villeneuve: Kein Nacktbaden am Strand

Von Rob La Salle
​​Der kanadische Formel-1-Weltmeister Jacques Villeneuve weiss, wie viel Druck beim Montreal-GP auf dem Lokalhelden lastet. «Keine Woche ist intensiver als jene beim Heimrennen. Das ist der Preis des Ruhms.»

Auch am kommenden GP-Wochenende in Montreal wird es spielend leicht sein, Jacques Villeneuve zu finden. Einfach nach einer stattlichen Menschentraube Ausschau halten. Der heute 47jährige Formel-1-Champion des Jahres 1997 ist als TV-Experte für Sky und Canal+ so kontrovers geblieben wie zu seiner Rennkarriere, die ihm aus 162 Grands Prix elf Siege eingebracht hat.

Der Indy-500-Sieger und IndyCar-Meister von 1995 freut sich immer aufs Montreal-GP-Wochenende. Er weiss aber auch, welche Wellen auf seinen jungen Landsmann Lance Stroll zurollen, denn jahrelang stand Villeneuve in der kanadischen Metropole im Brennpunkt des Interesses. Rund um den Brillenträger entstand jeweils ein Medienzirkus mit Dutzenden einheimischer Berichterstatter, die sich um exklusive Wortspenden balgten. Jacques war schon damals klug genug zu wissen, wie er am besten auf dem Medienklavier klimpert.

Villeneuve blieb auch dann weitgehend geduldig, wenn die Boulevardmedien nach saftigen Geschichten aus seinem Privatleben Ausschau hielten oder die TV-Kollegen live provokante Fragen stellten, um ihn aus der Reserve zu locken.

Villeneuve war nie um eine knallige Antwort verlegen – auf die Gefahr hin, einigen Leuten tüchtig auf den Schlips zu treten. Was heute in Montreal passiert, hat mit dem Villeneuve-Fieber von damals wenig zu tun. Dazu ist Lance Stroll, wie vor 20 Jahren Jacques Pilot bei Williams, als Formel-1-Fahrer im zweiten Jahr zu wenig kantig.

«Die Montreal-Woche war jedes Mal anstregend, der Druck der Medien liess nie nach», sagte Jacques meinem Kollegen Louis Butcher vom Journal de Montréal. «Das Leben des Formel-1-Piloten war damals ein anderes. Wir waren zwischen den Rennen ständig in private Testfahrten eingebunden, die gibt es heute nicht mehr. Die heutigen Fahrer haben mehr Freizeit. Das Ganze hat mich physisch ausgelaugt, der Rummel begann eine Woche vor dem Montreal-GP und liess bis nach dem Rennen kaum nach.»

«Wir haben dann immer am Dienstag vor dem Grand Prix eine grosse Pressekonferenz organisiert, das hat ein wenig Druck vom Kessel genommen. Ich fand, ich kann mich danach besser auf meine Aufgabe konzentrieren. Aber das wahre Ausmass dieses Wirbels habe ich erst später ganz verstanden.»

Jacques Villeneuve hat immer darauf geachtet, dass seine Berühmtheit nicht dazu führt, einen Groll zu hegen oder die Fans zu meiden.

«Die GP-Anhänger waren für mich nie ein Problem. Klar stand ich im Mittelpunkt, aber ich fand, dass die Menschen mit mir immer respektvoll umgegangen sind. Wenn du anfängst, dich nur noch mit zwei Leibwächtern zu bewegen, dann musst du dich nicht wundern, wenn du dich den Fans entfremdest. Klar kamen unablässig Leute für ein Foto oder eine Unterschrift. Aber ich finde: Du hast einfach nicht das Recht, nein zu sagen. Du willst vielleicht eben im Restaurant eine Gabel zum Mund führen, da stehen Fans vor dir. Du musst das mit einem Lächeln parieren. Denn es ist deine Pflicht als Sportler oder als Künstler, den Menschen etwas zurückzugeben. Du musst dir klar sein, dass dir die Leute folgen oder dich aushorchen. Das ist der Preis des Ruhms. Wenn du dich dann beim Nacktbaden am Strand erwischen lässt, dann bist du eben selber schuld.»

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