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Montreal-GP ausverkauft: Erfolgsrezepte der Kanadier

Von Mathias Brunner
Volle Hütte in Montreal

Volle Hütte in Montreal

​François Dumontier darf als Promoter des Kanada-GP die Früchte seiner Arbeit ernten. Ein Blick in volle Tribünen am Circuit Gilles Villeneuve drängt die Frage auf: Was machen die Kanadier eigentlich richtig?

Wieso kommen in Montreal jedes Jahr so viele Fans zum Rennen, und in Europa beklagen sich viele Veranstalter über stagnierendes Interesse? Vorab ein Blick in die Statistik: Basierend auf Umfragen der letzten Jahre teilt sich die Besuchermasse (beim Rennen rund 110.000 Fans) wie folgt auf: Fast die Hälfte der Fans kommt aus der Provinz Québec (die Hälfte davon wiederum aus dem Grossraum Montreal). Gut 20 Prozent aus dem restlichen Kanada. Weitere 23 Prozent reisen aus den USA an. Nur knapp jeder zehnte Besucher stammt von ausserhalb Nordamerikas.

Es fällt als Gast in der kanadischen Metropole auf: Montreal umarmt förmlich die Formel 1. Überall in der Stadt stolpert ein Besucher über Rennsport, ganze Strassenzüge werden gesperrt, um Feste zu feiern und Renn- oder Supersportwagen auszustellen, die Partys in der Rue Crescent sind legendär, laut und lang. Wer in Montreal nicht bemerkt, dass der Formel-1-Zirkus in der Stadt ist, der sollte vielleicht mal seinen Puls fühlen.

Zum Vergleich: Wer in Shanghai weiss schon davon, dass der GP-Tross da ist? Wo sind Rennwagen in den Ramblas von Barcelona? François Dumontier als Promoter hat begriffen: Werbung ist alles. Und Mund-zu-Mund-Propaganda ist die beste Werbung. Die Infrastruktur am Circuit Gilles Villeneuve ist bewährt, wenn auch ein wenig in die Jahre gekommen, die meisten Fans verlassen die Strecke happy – und kommen in den folgenden Jahren zurück.

Für 2016 ging François Dumontier einen neuen Weg: Um noch mehr Fans anzulocken, senkte er die Preise, im Schnitt um 20 Dollar (15 Euro) pro Eintrittskarte. Der Kartenverkauf für 2016 begann extrem früh, wer sich für für ein Ticket entschied, erhielt später ein Rennprogramm gratis hinzu.

François Dumontier hatte ebenfalls verstanden: Die Formel 1 hat ein Nachwuchsproblem. Also sind für Familienzonen eingerichtet worden, die besonders auf Paare mit Kindern zugeschnitten sind. François Dumontier: «Wir müssen es schaffen, unser Produkt den Kindern und Jugendlichen vorzustellen. Denn sie sind die Kunden von morgen.» Damit liegt er genau auf der Wellenlänge von Formel-1-Grossaktionär Liberty Media.

Nach dem Formel-1-Abschied von Jacques Villeneuve war Kanada jahrelang ohne GP-Piloten. Dumontier wurde erfinderisch: So organisierte er einen Formel-Ford-Einsatz des 63jährigen Jacques Villeneuve senior, Bruder des 1982 tödlich verunglückten Ferrari-Idols Gilles Villeneuve und Onkel des 1997er Formel-1-Champions Jacques Villeneuve. Jacques, der Ältere, bedankte sich mit zwei Siegen in der Seniorenklasse und balgte sich zur Gaudi der Fans mit Piloten, die seine Enkel sein könnten.

Lance Stroll, so hofft Dumontier, wird für den Kanada-GP auf Jahre hinaus zum Fan-Magneten. Der Williams-Fahrer hat in den Nachwuchsklassen bewiesen, dass er Rennen und Titel gewinnen kann. Ein GP-Sieger namens Stroll beim Heimrennen in Montreal, das wäre für Dumontier die Krönung seiner Arbeit.

Ein wenig träumen muss immer erlaubt sein.

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