History: Happy Birthday – Keke Rosberg 70 Jahre jung

Von Mathias Brunner
​​Monaco 2018: Keke Rosberg im 80er Jahre Williams und Nico Rosberg im Silberpfeil gemeinsam auf der Bahn. Es war wie ein vorgezogenes Geburtstags-Geschenk – Keijo Erik «Keke» Rosberg ist 70.

Eine überaus hübsche Idee der Formel 1 und der monegassischen Organisatoren: Zwischen dem ersten und dem zweiten freien Training zum Grossen Preis von Monaco 2018 gingen Papa und Sohn Rosberg mit ihren früheren Autos auf die Bahn – Keke Rosberg in jenem Williams FW08, mit dem er sich den WM-Titel 1982 sicherte, Nico im 2016er Mercedes-Benz, mit dem er Lewis Hamilton geschlagen hat. Witziges Detail: Papa und Sohn Rosberg haben den Monaco-GP gewinnen können, aber nicht in ihrem WM-Jahr. Keke triumphierte 1983, Nico gleich drei Mal in Serie, 2013, 2014 und 2015.

An den Rennstrecken ist Keke in den letzten Jahren nur noch selten anzutreffen gewesen. Vor acht Jahren verabschiedete sich der frühere Kettenraucher aus dem Rampenlicht, um die Aufmerksamkeit ganz seinem Sohn zu überlassen. «Ich habe mich damals komplett zurückgezogen. Ich weiss, dass es die richtige Entscheidung war, denn ich merkte, dass ich mehr Aufmerksamkeit bekam, als mir zustand, nur weil ich die ganze Zeit zu meinem Sohn befragt wurde. Ich sagte: „So kann ich nicht weitermachen.“ Ich habe mit allem kategorisch aufgehört und wurde sozusagen zum Einsiedler.»

Allerdings ist Keke Rosberg dem Sport eng verbunden geblieben, er verpasst kein Rennen. Nico Rosbergs Titelgewinn in Abu Dhabi 2016 erzeugte eine echte Rarität: Keke nicht nur vor Ort, er sprach auch mit den Medien. Den Anfang des WM-Finales schaute Rosberg senior im Emirat Dubai. Der Grund ist klar: Wäre er im Fahrerlager gewesen, hätte er wohl keine ruhige Minute gehabt. Deshalb hatte er mit Nico kurz diskutiert und seinem Sohn klargemacht, dass es eher sinnlos sei, wenn er in Abu Dhabi weilte. Als der Titelgewinn schliesslich feststand, hielt es Rosberg Senior nicht mehr in Dubai, er fuhr zu den Feierlichkeiten an die Strecke von Yas Marina. Und gab einen seiner seltenen Einblicke in die Gefühlswelt eines stolzen Vaters.

«Das ist ein Meilenstein im Leben. Da wollten wir hin. Aber die letzten zwei Runden waren schon hart», sagte der fünffache GP-Sieger. Spezielle Ratschläge hatte er seinem Sohn vorher nicht gegeben. «Was sollte ich denn sagen? Drehe dich nicht in der ersten Kurve? Ich sagte eher etwas wie: Geniesse es, es ist ein Sport. Es muss genossen werden. Der Druck sollte immer kleiner sein als der Genuss.»

Die Diskussion um einen verdienten oder unverdienten Titelgewinn mit Hinweis auf Hamiltons technische Probleme will Rosbergs Vater nicht gelten lassen. «In der Formel 1 ist es ganz einfach. Wer die meisten Punkte hat, ist Weltmeister. Alles andere spielt doch keine Rolle.»

Auch die Diskussionen oder Einschätzungen, Rosberg habe sich in den vergangenen Jahren verändert, und zwar zum Positiven, habe die beiden Niederlagen gegen Hamilton in positive Energie umgewandelt, sieht Rosberg nicht ganz so. «Ihr vergesst zu schnell, dass er ja auch schon 2014 hier war und Weltmeister hätte werden können. Aber es klappt nicht immer. 2016 hat es geklappt, und das ist auch gut so.»

Kurz darauf verblüffte Nico Rosberg die Rennwelt und trat als Weltmeister ab. Für den Papa war die Rücktrittsankündigung zunächst ein Schock, wie er freimütig zugab: «Es kam ohne Vorwarnung, ich bekam eine Nachricht von meiner Frau, die von Nico mit einer SMS darüber informiert worden war. Der letzte Satz dieser Nachricht lautete: ‚Bitte sag es auch Dad.‘ So habe ich davon erfahren! Es fühlte sich wie ein Schlag in die Magengrube an, bei dem dir die Luft für eine Weile wegbleibt.»

Allerdings brauchte Keke nicht viel Zeit, um sich an den Gedanken zu gewöhnen: «Der Schock dauerte nicht lange, es war nur die erste Reaktion, weil ich nicht damit gerechnet hatte. Ich dachte mir dann: Es ist sein Leben, seine Wahl und seine Karriere. Wenn er entschieden hat, dass es Zeit ist für seinen Abgang, dann ist das schon richtig so.»

Die Diskussion um einen verdienten oder unverdienten Weltmeister hatten wir schon einmal: bei Keke Rosberg 1982. Denn der in Schweden geborene Finne ist bis heute eine echte Kuriosität – 1981 beendete Keke die WM im Rennstall von Emerson Fittipaldi als punkteloser 21., 1982 war er Weltmeister im Williams!

Vielleicht ist kein Formel-1-Rennfahrer unerwarteter Formel-1-Champion geworden als Keke Rosberg. Der Finne hatte 1978 mit Theodore und ATS keinen WM-Punkt holen können, das klappte auch 1979 bei Wolf nicht. 1980 im Fittipaldi-Team profitierte er von Rang 3 in Brasilien, davon abgesehen fuhr er nur in Monza in die Punkte (als Fünfter), das ergab insgesamt sechs WM-Zähler und Schlussrang 10. 1981 blieb er bei Fittipaldi, aber erneut gab es eine punktelose Saison.

Dann jedoch erbte Rosberg den Platz von Alan Jones bei Williams, und ein Formel-1-Märchen begann: Dank regelmässiger Spitzenleistungen wurde Keke Rosberg Weltmeister 1982, mit nur einem Saisonsieg. Keke passte perfekt zum Beuteschema von Frank Williams und Patrick Head: ein gnadenloser Gasgeber mit irren Reflexen, ein No-bullshit-guy, der Klartext sprach, hart zu sich selber, noch härter mit seinen Gegnern, dabei aber immer fair.

In den folgenden Jahren war entweder das Williams-Chassis selten konkurrenzfähig oder der Honda-Turbomotor zu anfällig. Spritsparen mit den Turbo-Motoren, das war nicht, was der liebe Gott für Keke Rosberg vorgesehen hatte

Wenn alles klappte, konnte Rosberg jederzeit einen Grand Prix gewinnen. Besonders dann, wenn die Umstände ein wenig verrückt waren – so wie beim Hitze-GP von Dallas 1984. Wir wissen nicht, wer damals die Schnapsidee absegnete, ausgerechnet im Juli nach Texas auszurücken. Wir wissen nur, dass sich bei Temperaturen jenseits von 40 Grad im Schatten die Piste aufzulösen begann. Schnellhärtender Beton war nur teilweise die Lösung. Reifentechniker von Goodyear trauten ihren Augen kaum, als sie die Pistentemperatur massen – 66 Grad! Keke Rosberg trotzte der Hitze am Besten und gewann. Dies auch dank Psycho-Spielchen: Während andere Fahrer sich vor dem Grand prix in den Schatten verdrückten und mit Kühlwesten ins Auto stiegen, stand Keke oben ohne in der Sonne und rauchte dazu eine Zigarette. Er hatte schon vor dem Start gewonnen.

1985 wurde Rosberg mit Williams nochmals WM-Dritter, dann wechselte er zu McLaren, wo er mit dem für Alain Prost untersteuernd abgestimmten Wagen nicht zurechtkam.

Rosberg zog sich Ende 1986 aus der Formel 1 zurück, wurde ein Teil des Langstrecken-WM-Teams von Peugeot, später fuhr Keke DTM und gründete ein eigenes Team. 1995 hängte er seinen Helm an den Nagel und kümmerte sich um die Karriere seines Sohnes Nico sowie um finnische Fahrer wie Mika Häkkinen und JJ Lehto.

Nico Rosberg ist ein Familienmensch, das sind Werte, die Keke und Sina Rosberg eingepflanzt hatten. Nach seinem Titelgewinn twitterte Nico ein ergreifendes Video mit Bildern aus seiner Kindheit, untermalt zu den Klängen von Ed Sheeran («Thinking out loud»). «Danke Mama und Papa», schrieb er dazu und versah die Nachricht mit zwei Herzen.

Mit dem Video wollte Rosberg den Anteil seiner Eltern an seinem grössten sportlichen Erfolg verdeutlichen. Auf der Pressekonferenz nach dem Rennen verriet er, dass er in der Nacht vor jedem Rennen eine Nachricht von seinem Vater bekam. «So nach dem Motto: „Pedal to the metal!“ Aber sie haben beide einen so grossen Anteil. Meine Mutter auf der privaten Seite, und mein Vater für die Karriereschritte und die ganze Unterstützung.» so Nico Rosberg.

Ein Doppel-Interview mit Keke und Nico Rosberg aus Monaco 2018 hat der Sohn später auf seinen sozialen Netzwerken veröffentlicht.



Das Video aus Nicos Kindheit sehen Sie hier:

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