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Carlos Ghosn: Renault findet verdächtige Zahlungen

Von Mathias Brunner
Carlos Ghosn

Carlos Ghosn

​Anfang Februar bestätigte der Autohersteller Renault: Im Fall des früheren Konzernchefs Carlos Ghosn sei die Justiz eingeschaltet worden. Nun hat Renault mehrere Verdächtige Zahlungen gefunden.

Die Vorwürfe gegen den früheren Spitzen-Manager Carlos Ghosn (65) werden immer umfangreicher. Der in Brasilien geborene Renault-Chef und Nissan-Sanierer steht im Verdacht, von 2011 bis 2015 systematisch Einkommen zu gering angegeben zu haben, in Höhe von insgesamt fast 40 Millionen Euro. Aber das ist nur ein Teil der angeblichen Vergehen.

Anfang Februar gab Renault bekannt, dass die Justiz eingeschaltet worden sei. Hier ging es beispielsweise um den Vorwurf angeblicher Bereicherung durch einen Sponsoring-Vertrag mit dem Schloss Versailles. Im Oktober 2016 hat Carlos Ghosn dort seine Carole geheiratet, die Kosten für den Mietvertrag des Schlosses sollen über das Sponsoring-Abkommen mit Renault abgerechnet worden sein. Renault teilte dazu mit: «Die bislang gesammelten Elemente erfordern eine zusätzliche Prüfung.» 2016 wurde zwischen Renault und dem Schloss Versailles ein Vertrag unterzeichnet, der dem Betreibern des Schlosses erlaubte, Restaurierungen über Renault zu finanzieren. Als Gegenleistung profitierte das Unternehmen von Dienstleistungen. Die Kosten der Hochzeits-Party in Höhe von 50.000 Euro soll Ghosn über seinen Arbeitgeber abgerechnet haben, so teilt Renault mit. Renault hat bestätigt, die Justiz eingeschaltet zu haben.

Ghosn beteuert «stets ehrenhaft und legal gehandelt zu haben. Ich werde falsch beschuldigt, ich werde zu Unrecht festgehalten, das alles basiert auf grundlosen Anschuldigungen.» Für Carlos Ghosn gilt die Unschuldsvermutung.

Gemäss der Nachrichtenagentur Agence France Presse (AFP) hat Renault der Justiz jetzt mehrere verdächtige Zahlungen in Millionenhöhe gemeldet. Diese Zahlungen gehen über die Hochzeit weit hinaus. Angeblich sind mehrere Millionen Euro an eine Vertriebsgesellschaft der Renault-Gruppe im Wüstenstaat Oman überwiesen worden. An Licht gekommen sind diese Zahlungen durch die interne Untersuchung bei Renault. Die Prüfenden, so AFP, seien bei der Durchsicht der Konten überrascht gewesen, dass Marketing-Ausgaben im Oman über die Kostenstelle der Konzernführung in Paris erfolgt seien. Solche Ausgaben würden normalerweise über das Budget der betroffenen Region abgewickelt.

Ähnliche Finanzflüsse waren bei Nissan entdeckt worden. Es gibt den Verdacht, dass sie für persönliche Ausgaben genutzt wurden, die in keinem Zusammenhang mit den Geschäften des Unternehmens stehen.

Carlos Ghosn kam Anfang März nach mehr als drei Monaten Haft auf Kaution frei. Die Höhe der Kaution betrug eine Milliarde Yen (rund 8 Millionen Euro). Ghosn darf das Land nicht verlassen und hat die Bedingung akzeptiert, dass am Eingang zu seinem Haus Überwachungskameras installiert werden. Seit 19. November befand sich der Franko-Brasilianer mit libanesischen Wurzeln in Tokio in Haft.

Schwere Vorwürfe

Es ist davon die Rede, dass der langjährige Renault-CEO Ghosn mit Firmengeld in verschiedenen Städten Luxuswohnungen gekauft haben soll, in Rio und Paris, in Amsterdam und Beirut. Verdächtig scheint auch ein 1,7-Millionen-Dollar-Beratervertrag für Ghosns Schwester. Es wird sogar behauptet, Ghosn habe sich seine Scheidung von der Firma finanzieren lassen. Es gibt Hinweise auf fragwürdige Geschäftspraktiken, dies mit Investoren aus Indien, dem Mittleren Osten und Lateinamerika. Es geht unter anderem um angebliche Zahlungen an den saudi-arabischen Geschäftsmann Khaled al-Juffali, deren Hintergründe unklar sind. Wie bei allen anderen Vorwürfen gegen Carlos Ghosn gilt die Unschuldsvermutung.

Carlos Ghosn war 1996 vom kriselnden Autohersteller Renault verpflichtet worden. Der gnadenlose Sanierer schaffte es, dass die Franzosen schon 1997 wieder schwarze Zahlen schrieben. Ab 2001 war Ghosn Vorstands-Chef von Nissan, seit 2005 auch Vorstands-Chef von Renault. Ab Dezember 2016 war er zusätzlich Verwaltungsrats-Vorsitzender von Mitsubishi, ab April 2017 sass er im Verwaltungsrat von Nissan.

Drei Tage nach der Festnahme wurde Carlos Ghosn als Nissan-Chef abgesetzt. Renault wurde zunächst übergangsmässig von Thierry Bolloré geleitet (zuvor Vizedirektodr). Dann bestätigte auch der Mitsubishi-Vorstandsvorsitzende Osamu Masuko die Absetzung von Ghosn. Am 24. Januar hat sich der Verwaltungsrat von Renault in Boulogne-Billancourt bei Paris versammelt, um die Nachfolge von Ghosn zu regeln, und die Lösung sieht eine Kompetenz-Teilung vor: Carlos Ghosns bisheriger Stellvertreter Thierry Bolloré (55) leitet nun als Generaldirektor ab sofort dauerhaft das operative Geschäft von Renault, er ist der neue CEO. Neuer Präsident des Verwaltungsrats wird Jean-Dominique Senard, seit 2012 CEO des Reifenherstellers Michelin. Die Zeiten eines Sonnenkönigs wie Carlos Ghosn als Verwaltungsrats-Chef und CEO in einer Person sind also vorbei.

Caroline Ghosn, die Tochter von Carlos Ghosn, wittert eine Verschwörung. Sie verbreitet die Theorie, wonach Nissan die von Ghosn geplante Fusion zwischen Renault und dem japanischen Autohersteller verhindern wollte. Nicholas Maxfield, Sprecher von Nissan, sagt dazu: «Diese Behauptungen sind haltlos. Die Familie Ghosn hatte keinen Einblick in Gespräche über die Zukunft von Nissan. Hier geht es nicht um eine Fusion, hier geht es um Fehlverhalten.»

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