Formel 1: Carlos Sainz zurück zu Ferrari?

Ferrari, Aston Martin, Mercedes: Rätsel gelüftet

Von Mathias Brunner
​Ab 12. März testen die GP-Teams ihre neuen Rennwagen auf dem Bahrain International Circuit. Wir sagen, wie die Fahrzeuge genau heissen und was hinter teilweise rätselhaften Bezeichnungen steckt.

Das Spiel wiederholte sich in vielen Jahren: Die Tifosi diskutierten leidenschaftlich darüber, wie das neue Rennauto aus Maranello wohl heissen könnte. Denn Ferrari machte aus der Bezeichnung der roten Göttin immer wieder ein Staatsgeheimnis. Dieses Mal wählt Teamchef Mattia Binotto einen pragmatischen Ansatz: Schon Mitte Januar wurde fast beiläufig erklärt – der Renner von Charles Leclerc und Carlos Sainz wird SF21 heissen, für Scuderia Ferrari und das Jahre 2021.

In der Vergangenheit betrat Ferrari in Sachen Rennwagen-Kennzeichnung oft merkwürdige Wege: Die auf den ersten Blick rätselhafte Bezeichnung des 2017er Renners, SF70H, schlüsselte sich so auf – Scuderia Ferrari, 70 für den 70. Geburtstag der Firma, H für Hybridtechnik. 2018 dann hiess der Wagen SF71H. Folgerichtig hätte das Auto für die Saison 2019 SF72H heissen müssen, aber was ist bei Ferrari schon folgerichtig? Prompt wurde der 2019er Ferrari von Sebastian Vettel und Charles Leclerc SF90 genannt, für 90 Jahre Scuderia Ferrari. 2020 folgte dann der SF1000, weil Ferrari in Mugello 2020 den 1000. Formel-1-WM-Einsatz feierte.

Enzo Ferrari selber mochte Typenbezeichnungen, die auf Zylinderzahl und Hubraum Rückschlüsse liessen. Der legendäre Ferrari 312 hiess so, weil er einen Dreiliter-Zwölfzylindermotor aufwies, der Haifischmaul-156er hiess so, weil im Heck ein 1,5-Liter-V6-Motor arbeitete.

Aber wie schaut das bei den anderen Rennwagenherstellern aus?

Mercedes nannte 2019 den Weltmeisterwagen F1 W10 EQ Power+, um an die glorreiche Rennvergangenheit anzuknüpfen, wie den W25 der Dreissiger Jahre oder den W196 der Fünfziger Jahre, das W steht schlicht für Wagen. 2021 wird der W12 folgen, mit voller Bezeichnung Mercedes-AMG F1 W12 E Performance, dies um die sportlichen Modelle von AMG und die Leistungsfähigkeit der elektrischen Mobilität in die Auslage zu stellen.

Red Bull Racing ist ganz pragmatisch: Auf RB16 von 2020 folgt logischerweise der RB16B, als Evo-Modell mit identischem Chassis.

Beim Rennstall aus Silverstone hat sich in den vergangenen Jahren viel getan. Bei Force India bezog sich VJM11 von 2018 auf den Namen von Mitbesitzer Vijay Mallya, doch im Sommer 2018 wurde das Team aus Enstone verkauft. Mehrheitsbesitzer wurde eine Gruppe kanadischer Investoren, daher fand die Präsentation des 2019er Autos in Toronto statt. Die Farbe Pink blieb, weil der Wagen damit einen hohen Wiedererkennungswert aufweist. Aber sonst wurde alles anders: Der Wagen hiess fortan RP19 für Racing Point und das Jahr 2019, 2020 folgte naheliegend der RP20. Aber zum Jahreswechsel wurde aus Racing Point neu Aston Martin, und damit beginnt auch bei der Rennwagenbezeichnung ein frisches Kapitel. Der Wagen von Sebastian Vettel und Lance Stroll wird AMR21 heissen, für Aston Martin Racing und das Jahr 2021.

McLaren stellte vor wenigen Jahren um. Der McLaren MP4-31 war 2016 der 30. Wagen von «Marlboro Project Four» – der ursprüngliche Rennstall von Ron Dennis. Die Zahl blieb, das Kürzel änderte: Um den Neuanfang beim britischen Traditionsrennstall zu zeigen, hiess der 2017er Bolide MCL32 (MCL für McLaren), daher folgten MCL33, 34 und 35. Ab 2021 fährt McLaren mit dem 2020er Chassis, jedoch erstmals seit 2014 wieder mit Mercedes-Power. Kürzel des Wagens von Daniel Ricciardo und Lando Norris daher – MCL35M.

AlphaTauri (vormals Toro Rosso) setzt ein Modell des Typs AT21 ein.

Wie bei Racing Point und Aston Martin gab’s auch beim Rennstall aus Enstone einen Neuanfang: Renault ist offiziell von der Formel-1-Bühne abgetreten, damit ist auch das Kürzel R.S. (für Renault Sport) Vergangenheit. Das Team mit Werken in England (Chassis) und Frankreich (Motor) tritt 2021 als Alpine F1 Team an, der Wagen von Fernando Alonso und Esteban Ocon wird A521 heissen, als Knicks vor der Historie, weil Renault 1975 das erste Prototypen-Chassis für den Formel-1-Einstieg Alpine A500 nannte.

Haas begann sein Formel-1-Abenteuer mit dem Modell VF-16. Das VF bezieht sich auf die ersten CNC-Maschine des Unternehmers Gene Haas, die damals VF-1 genannt wurde. VF steht für vertikales Fräsen, intern wurde gewitzelt, die VF-1 bedeute die Allererste (very first one). So oder so: Der 2021er Renner von Haas heisst VF-21.

Im Sommer 2020 ist der Traditionsrennstall Williams verkauft worden: Sir Frank Williams und seine Tochter Claire traten ab, die Investmentfirma Dorilton Capitol übernahm. Die US-Amerikaner machten aber klar: Die Renner werden weiterhin Williams heissen. Daher ist auch die Typenbezeichnung geblieben, 2021 mit dem Modell FW43B.

Sauber ist ein Sonderfall, nicht nur wegen des Standorts Schweiz. Das Team heisst offiziell Alfa Romeo Racing Orlen, aber die Autos werden bei Sauber Motorsport in Hinwil gebaut, und die Rennwagenbezeichnung von Peter Sauber ist geblieben. Das C des 2021er Rennwagens vom Typ C41 bezieht sich auf einen Menschen – auf die Ehefrau von Firmengründer Peter Sauber, Christiane.

Aufmerksame Leser horchen auf: Wieso 41? Wäre nach dem C39 von 2020 nicht der C40 dran gewesen? Grund für den scheinbar fehlenden 40er: So wird das Projekt für die GP-Saison 2022 bezeichnet, wenn in der Formel 1 mit einer neuen Rennwagengeneration gefahren wird.

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