Ex-F1-Arzt über Schumi: Lungenentzündung wäre normal

Von Petra Wiesmayer
Dr. Gary Hartstein war von 2004 bis 2012 der offizielle Formel-1-Arzt

Dr. Gary Hartstein war von 2004 bis 2012 der offizielle Formel-1-Arzt

Der ehemalige Formel-1-Arzt Dr. Gary Hartstein ist von der Nachricht, dass Michael Schumacher angeblich an einer Lungenentzündung leide, nicht überrascht. Damit hätte er gerechnet, sagt Hartstein.

Seit gestern kursiert die Nachricht, dass bei Michael Schumacher vergangene Woche eine Lungenentzündung diagnostiziert worden sein soll. Offizielle Mitteilungen vonseiten der behandelnden Ärzte gibt es nicht und Schumachers Managerin Sabine Kehm wollte die Aussage weder bestätigen noch verneinen. «Wie immer in solchen Fällen lautet meine Antwort, dass Meldungen zu Michaels Gesundheitszustand, die nicht von den behandelnden Ärzten oder seinem Management stammen, als Spekulation angesehen werden müssen», sagte Kehm gegenüber der Nachrichtenagentur dpa.

Sollte Schumacher, der seit 46 Tagen in künstlichen Koma liegt, sich aber tatsächlich eine Lungenentzündung zugezogen haben, wäre das nicht ungewöhnlich, erklärt der ehemalige FIA-Arzt Dr. Gary Hartstein. «Ich glaube, ich habe bereits gesagt, dass ein oder mehrere Anfälle von Lungenentzündung unvermeidlich sind. In so einem Fall ist das eher die Regel als die Ausnahme», schrieb der Amerikaner auf Twitter. «Wenn ein Patient aber jung und gesund ist, ist das nur ein kleiner Stolperstein auf dem Weg.»

Komapatienten sind meist intubiert, liegen ständig und können auch nicht abhusten, wodurch sich in der Lunge leichter Bakterien ansammeln können. «Dadurch wird der natürliche Abwehrmechanismus unterbrochen und die Atemwege sind in der Regel innerhalb von 72 bis 96 Stunden nach der Intubation kolonisiert. Man kann nicht sechs Wochen lang intubiert sein, ohne eine Lungenentzündung zu bekommen», erklärte der 58-Jährige. Michael Schumacher sei aber durch seinen vor dem Unfall sehr guten gesundheitlichen Zustand in einer guten Lage, auch das zu überstehen, betont Hartstein. «Da kommt ihm ganz sicher seine ausgezeichnete Verfassung sehr zugute, die er vor dem Unfall hatte.»

Dr. Michael Synowitz, der Leitende Oberarzt und stellvertretende Direktor der Klinik für Neurochirurgie Charité Berlin, erklärt ebenfalls, dass die Gefahr einer Lungenentzündung steige, je länger ein Koma andauere. «Es gibt kein bestätigtes Krankheitsbild. Aber grundsätzlich ist die Gefahr einer solchen Pneumonie umso größer, je länger der Patient im Koma liegt. Sollten die Spekulationen zutreffen, kann man davon ausgehen, dass es sich um eine beatmungsassoziierte Pneumonie, also eine Entzündung des Lungengewebes bedingt durch die Beatmung handelt», sagte der Mediziner bei N24.

«Man kann bei einer solchen Pneumonie davon ausgehen, dass Keime aus dem Krankenhaus die Entzündung verursachten. Das Problematische daran ist, dass die Behandlung dieser Keime sehr viel komplizierter ist als bei einer normalen Pneumonie», fuhr Dr. Synowitz fort. Der Einsatz von Antibiotika bei einer beatmungsassoziierten Pneumonie sei in der Regel breiter und stärker und würde auch die Aufwachphase verzögern.

Im Gegensatz zu Dr. Hartstein, der eine Lungenentzündung nur als «Stolperstein» bezeichnete, sieht der Berliner Spezialist noch eine weitere Gefahr. «Es besteht die Gefahr einer Sepsis, also dass die Entzündung auf andere Organe überspringt. Das Ziel der Ärzte ist dann erst einmal, die Entzündung auf das eine Organ zu beschränken.» Um das zu erreichen, sei eine ganz individuelle Therapie nötig, erklärte er. «Der Schleim, den der Patient absondert, wird eingeschickt. Es wird ein Antibiogramm erstellt. Anhand der Ergebnisse wird eine gezielte Antibiotikatherapie durchgeführt.»

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