Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Michael Schumacher – ein Jahr danach

Von Andreas Reiners
Michael Schumacher

Michael Schumacher

In seinem Rennfahrerleben hat er so ziemlich alles gewonnen, Motorsport-Geschichte geschrieben, sieben WM-Titel gewonnen. Seinen härtesten Kampf trägt Michael Schumacher aber immer noch aus.

Vor einem Jahr veränderte sich sein Leben schlagartig, als er beim Skifahren in Méribel stürzte. SPEEDWEEK.com zeichnet das vergangene Jahr nach.

29. Dezember 2013

Gegen 11.00 Uhr: Schumacher erleidet bei einem Unfall in Meribel ein Schädel-Hirn-Trauma. Der 44-Jährige prallt auf einen Felsen, sein Helm rettet ihm nach Meinung der Ärzte das Leben. Passiert ist das Unglück am Berg Saulire zwischen der blau markierten Piste Biche und der rot markierten Piste Mauduit. Die Ärzte sprechen von einem «mächtigen Aufprall» mit «hoher Geschwindigkeit».

11.50 Uhr: Schumacher wird per Hubschrauber ins Krankenhaus nach Moutiers geflogen.

12.45 Uhr: Weil sich die Verletzungen als gefährlicher erweisen als zunächst angenommen, wird er in die Universitätsklinik nach Grenoble verlegt. Dort trifft er um 13:30 Uhr ein.

Ab 13.30 Uhr: In Grenoble werden umgehend weitere Tests vorgenommen, darunter auch eine Computer-Tomographie (MRT) des Schädels. Um den durch mehrere Hämatome hervorgerufenen Druck auf das Gehirn zu verringern, wird Schumacher umgehend operiert. Daneben wird seine Körpertemperatur auf 34 bis 35 Grad Celsius heruntergefahren, um Stimulierungen des Gehirns von außen so gering wie möglich zu halten. Durch diese Maßnahme könne das Gehirn besser mit Sauerstoff versorgt werden. Seine Familie, also Frau Corinna und die beiden Kinder, sind bei ihm. Die Polizeibehörden vor Ort beginnen mit den Ermittlungen zu dem Unfall.

Ab 17.00 Uhr: Die Gerüchte überschlagen sich. Während die Skistation Meribel, wo sich der Unfall ereignet hatte, davon sprach, er schwebe nicht in Lebensgefahr, berichten französische Medien wenig später von Hirnblutungen und akuter Lebensgefahr.

22:00 Uhr Die Klinik gibt ein erstes medizinisches Bulletin heraus und bestätigt die schlimmsten Befürchtungen. Schumacher habe ein schweres Schädel-Hirn-Trauma erlitten, das «umgehend eine neurochirurgische Behandlung erforderte». Schumacher befinde sich in einem «kritischen Zustand».

30. Dezember 2013

Genesungswünsche trudeln mittlerweile minütlich ein, die Anteilnahme auf der ganzen Welt ist riesig. Weggefährten, Kollegen und Freunde melden sich, um den 44-Jährigen bei seinem Kampf zu unterstützen, darunter auch Bundeskanzlerin Angela Merkel, Weltmeister Sebastian Vettel sowie zahlreiche andere Piloten.

10.55 Uhr: Die erste Pressekonferenz der Klinik-Leitung und der verantwortlichen Ärzte im Krankenhaus in Grenoble. Die Lage ist weiterhin kritisch, Schumacher liegt weiterhin im Koma und schwebt immer noch in Lebensgefahr. Prognosen wollen die Mediziner keine abgeben.

13.00 Uhr: «Wir möchten uns beim Ärzteteam bedanken, von dem wir wissen, dass es alles tut, um Michael zu helfen. Außerdem danken wir den vielen Menschen aus der ganzen Welt, die ihr Mitgefühl ausgedrückt und beste Wünsche für Michaels Genesung übermittelt haben», ließ Schumachers Ehefrau Corinna mitteilen.

Gegen 22:00 Uhr: Die zweite Operation bei Schumacher. Sein Zustand hatte sich leicht verbessert und ein kurzes Zeitfenster für die Ärzte geöffnet. Die nutzten die Chance und entfernten ein großes Hämatom aus dem Gehirn. Der zweistündige Eingriff verläuft ohne Komplikationen.

31. Dezember 2013

11.00 Uhr: Die zweite Pressekonferenz findet statt. Ganz vorsichtiger Optimismus macht sich breit. Schumachers Zustand habe sich leicht verbessert. Der 44-Jährige schwebe aber weiter in Lebensgefahr. Man habe die Situation aber nun besser unter Kontrolle. Schumacher habe zahlreiche weitere Hämatome im Hirn, eine dritte Operation sei derzeit nicht vorgesehen. «Die Situation ist eher unter Kontrolle als gestern, aber ich kann nicht behaupten, dass Michael Schumacher ausser Lebensgefahr ist. Wir haben lediglich Anzeichen einer Stabilisierung. Der Zustand hat sich also nicht verschlechtert, und das ist zu diesem Zeitpunkt eine gute Nachricht. Der Eingriff ist bei einem Patienten in diesem Stadium nichts Ungewöhnliches, sondern dient dem weiteren Druckabbau im Hirn, der überdies durch das Einsetzen einer besonderen Messvorrichtung überwacht wird», erklärte Professor Jean-François Payen.

12:00 Uhr: Schumachers Managerin Sabine Kehm präsentiert neue Details zum Unfallhergang. «Ich glaube – ich betone, ich glaube – dass Folgendes passiert ist: Michael fuhr mit der Gruppe auf normaler Piste. Dazwischen war ein Bereich mit Tiefschnee. Da fuhr Michael rein. Er war aber nicht schnell, weil er wohl einem Freund geholfen hat, der gestürzt war. Also fuhr Michael gerade wieder an, fuhr in den tiefen Schnee und ist dann wohl – wie wir vermuten – auf den Felsen getroffen, als er eine Kurve fuhr. Michael war nicht allzu schnell unterwegs. Aber leider offenbar bei der Schwungauslösung – das nehmen wir an – hat er den Felsen getroffen und dann hat es ihn hochkatapultiert und er ist mit dem Kopf voran auf einen Felsen geschlagen. Das ist eine extreme Verkettung von extrem unglücklichen Umständen. Das ist ein großes, großes Unglück gewesen. Das ist nicht darauf zurückzuführen, dass er zu schnell war», erklärte Kehm.

1. Januar 2014

10.50 Uhr: Managerin Sabine Kehm tritt vor die versammelte Presse. «Michael wird die ganze Zeit überwacht. Sein Zustand ist stabil, an seinem Zustand hat sich nichts verändert. Für den Moment ist sein Zustand stabil. Er ist unverändert, aber auch unverändert kritisch. Es kann sich immer alles ändern», so Kehm im Rahmen einer Fragerunde, die teilweise chaotisch verlief.

3. Januar 2014

Schumacher wird 45. Über hundert Ferrari-Fans pilgern nach Grenoble und huldigen ihrem ehemaligen Piloten.

4. Januar 2014

Managerin Kehm teilt mit: Schumachers Zustand bleibt stabil, aber kritisch. Die Helmkamera, die Schumacher beim Unfall trug, wurde zudem den Untersuchungsbehörden übergeben.

6. Januar 2014

Der Zustand ist unverändert: stabil, aber kritisch.

7. Januar 2014

Schumachers Frau Corinna fordert die Medien auf, Ärzte und Familie in Ruhe zu lassen und das Krankenhaus zu verlassen.

8. Januar 2014

Die Untersuchungen ergeben vorläufig: Schumacher ist bei seinem Unfall nicht mit erhöhter Geschwindigkeit gefahren. Die Aufnahmen von Schumachers Helmkamera werden weiter ausgewertet.

17. Januar 2014

Kehm erklärt, dass der Zustand Schumachers «unverändert stabil» sei.

30. Januar 2014

Schumacher wird aus dem künstlichen Koma geholt. "Michaels Narkosemittel werden seit kurzem reduziert, um ihn in einen Aufwachprozess zu überführen, der sehr lange dauern kann", teilt seine Managerin mit.

17. Februar 2014

Die Ermittlungen sind beendet: Die Staatsanwaltschaft teilt mit, dass es keine Hinweise auf ein Fremdverschulden gibt und kein strafbares Verhalten vorliegt.

12. März 2014

Schumachers Familie erklärt: «Wir sind und bleiben zuversichtlich, dass Michael da durch gehen und aufwachen wird.»

16. März 2014

Mercedes widmet den Formel-1-Saisonauftaktsieg in Australien durch Nico Rosberg seinem ehemaligen Piloten Schumacher.

4. April 2014

«Michael macht Fortschritte auf seinem Weg. Er zeigt Momente des Bewusstseins und des Erwachens», teilt Kehm mit.

16. April 2014

Michael Schumacher liegt nicht mehr im Koma. Er hat die Klinik in Grenoble verlassen, um «seine lange Phase der Rehabilitation fortzusetzen», so die Mitteilung.

23. Juni 2014

Managerin Kehm bestätigt, dass Schumachers Krankenakte gestohlen wurde. Wenig später wird sie verschiedenen Medien für rund 50.000 Euro angeboten.

6. August 2014

Der mutmaßliche Dieb der Schumacher-Akte, ein hochrangiger Mitarbeiter der Schweizerischen Rettungsflugwacht, wird einen Tag nach seiner Festnahme tot in seiner Zelle in Zürich aufgefunden.

9. September 2014

Schumacher verlässt nach mehr als acht Monaten die Klinik und setzt seine Reha zu Hause fort. «Michaels Rehabilitation wird von nun an von zu Hause aus fortgeführt werden. Er hat in den vergangenen Wochen und Monaten der Schwere seiner Verletzung entsprechend Fortschritte gemacht, aber es liegt weiterhin ein langer und harter Weg vor ihm», hieß es in einer offiziellen Mitteilung.

13. November 2014

20 Jahre nach seinem ersten WM-Titel wird die Homepage von Michael Schumacher komplett neu präsentiert. Über den Zustand des Rennfahrers ist nichts zu erfahren. Die Familie lässt lediglich mitteilen: «Noch immer erreichen uns täglich Genesungswünsche für Michael, und noch immer macht uns das Ausmass der Anteilnahme sprachlos. Wir können nur immer wieder Danke sagen dafür, dass ihr mit ihm und uns gemeinsam kämpft. Wir bleiben zuversichtlich und hoffen das Beste für Michael. Eure Kraft hilft uns dabei, ihn weiterhin in seinem Kampf zu unterstützen.» 

Schumacher wird zum 20. Jahrestag seines ersten WM-Titels mit dem Millennium-Bambi ausgezeichnet. Managerin Kehm und Schumachers langjähriger Wegbegleiter Ross Brawn nehmen den Preis entgegen, die bewegende Laudatio hält Sebastian Vettel.

23. November 2014

Sabine Kehm sagt in einem TV-Interview, dass Schumacher Fortschritte mache, die der Schwere der Verletzung angemessen seien. Einen seriösen Ausblick über Schumachers Genesungsprozess könne sie aber nicht geben: «Das ist einfach nicht möglich in dieser Situation.»

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