Formel 1: Das war unangebracht von Hamilton

Belgien-GP: Sieg von Lewis Hamilton, Vettel im Pech!

Von Vanessa Georgoulas
Lewis Hamilton sicherte sich in Belgien seinen 39. GP-Sieg

Lewis Hamilton sicherte sich in Belgien seinen 39. GP-Sieg

Eine zweite Aufwärmrunde, eine peinlicher Reifen-Fehler und ein spannendes Duell um den dritten Platz: Der Formel-1-GP auf dem Circuit de Spa-Francorchamps bot viel Spannung. Lewis Hamilton gewann den elften Saisonlauf.

Mit besonders grosser Spannung wurde der GP-Start in Belgien erwartet, schliesslich mussten die Formel-1-Stars erstmals unter den neuen Regeln ins Rennen gehen. Diese geben den Piloten mehr Verantwortung in die Hände, denn sie müssen künftig bei der Bestimmung der Start-Drehzahl auf die Schützenhilfe des Teams verzichten.

«Das werden nicht alle gleich gut hinbekommen, wer es besser macht, werden wir sehen», erklärte Mercedes-F1-Vorstandschef Niki Lauda. Der dreifache Weltmeister betonte: «Ich erwarte, dass das jeder Pilot hinbekommt, denn Übung macht den Meister.»

Frühe Ausfälle

Für Nico Hülkenberg begannen die Probleme schon auf dem Weg zur Startaufstellung. Der Force India-Pilot beklagte den Verlust der Extra-Power des Energie-Rückgewinnungssystems und offenbar konnte das Team das Problem bis zur Aufwärmrunde nicht beheben. Deshalb mussten die Formel-1-Stars die 7,004 km lange Strecke noch einmal im Schleichgang durchfahren.

Hülkenberg war nicht der Einzige, der schon vor dem GP-Start vom Technik-Pech heimgesucht wurde. Auch Toro Rosso-Neuling Carlos Sainz meldete auf der Aufwärmrunde: «Etwas stimmt da nicht, ich habe keine Power mehr.» Das Team wies den Spanier an, nach der zweiten Aufwärmrunde die Box anzusteuern.

Einen starken Start legte Sergio Pérez hin. Der Mexikaner, der von der vierten Position ins Rennen starten durfte, reihte sich auf dem zweiten Platz vor Daniel Ricciardo, Valtteri Bottas und Nico Rosberg ein. Der Force India-Pilot griff Pole-Setter und Leader Lewis Hamilton auf den ersten Metern noch an, allerdings ohne Erfolg – der Mercedes-Pilot konnte nach einer spannenden ersten Runde einen kleinen Vorsprung herausfahren.

Schon in der zweiten Runde folgte der nächste Ausfall: Lotus-Pechvogel Pastor Maldonado, der mit seiner Qualifying-Leistung beeindruckt hatte, musste seinen Dienstwagen auf der Kemmel-Geraden abstellen. «Das war der Motor», funkte der 30-Jährige aus Venezuela enttäuscht. Derweil liess Ricciardo nichts unversucht, um am Force India-Renner vorbeizukommen.

Reifen-Panne von Williams

Schliesslich gab er auf und steuerte in der achten Runde die Box an. Der Australier funkte kurz davor, dass an Pérez kein Vorbeikommen sei. Force India reagierte gleich und holte den 25-Jährigen aus Guadalajara in der darauffolgenden Runde an die Box. Allerdings war das schon zu spät: Pérez kam hinter dem Red Bull Racing-Renner wieder auf die Strecke.

Für Aufregung sorgte das Williams-Team mit einem peinlichen Fehler: Der Rennstall aus Grove schickte Valtteri Bottas mit drei weichen und einem Medium-Reifen wieder auf die Strecke, was einen weiteren Stopp sowie eine Durchfahrtsstrafe zur Folge hatte.

Leader Hamilton holte sich in Runde 13 frische Reifen, und überliess Sebastian Vettel damit die Führung. Der Ferrari-Star hatte sich vom achten Startplatz nach vorne gearbeitet, durfte die geschenkte Führung allerdings nur zwei Runden lang geniessen, bevor auch er zum Reifenwechsel abbiegen musste.

Nachdem alle Piloten ihren ersten Stop absolviert hatten, belegten Hamilton, Nico Rosberg, Pérez, Ricciardo, Romain Grosjean, Vettel, Daniil Kyat, Felipe Massa, Kimi Räikkönen und Max Verstappen die Top-Ten-Positionen. Dahinter reihten sich Bottas, Marcus Ericsson, Felipe Nasr, Fernando Alonso, Jenson Button, Will Stevens, Roberto Merhi und Sainz ein.

Virtuelle Safety-Car-Phase wegen Daniel Ricciardo

Pérez, Grosjean, Nasr, Räikkönen, Verstappen, Alonso und Button waren auf den weichen Reifen unterwegs, alle anderen hatten sich die härtere Medium-Mischung aufziehen lassen. In der 20. Runde nutzte Grosjean den DRS-Trick um sich den dritten Platz von Pérez zu schnappen. Sky Sports F1-Experte und Ex-GP-Pilot Martin Brundle lobte: «Er überholt den Mann, der gerade alle anderen überholt hat.»

Nur eine Runde später war die Glanzleistung des Genfers vergessen, denn Ricciardo stellte seinen Renner Ausgangs der Bus-Stop-Schikane Eingangs der Start-Ziel-Geraden ab. Angesichts der On-Board-Aufnahmen analysierte Brundle: «Das sieht für mich nach einem Verlust des hydraulischen Drucks beim Runterschalten aus. Da ging plötzlich nichts mehr. Das ist sehr schade, er lag gerade auf dem fünften Platz.»

Nach nur zwei Minuten wurde die Strecke wieder freigegeben und die Piloten gaben wieder Gas. Sebastian Vettel erinnerte die Ferrari-Teamverantwortlichen in Runde 29 daran, über einen Extra-Boxenstopp nachzudenken, und Brundle schwärmte: «Das macht die ganz guten Fahrer aus – sie sind mitten im Rennen, verteidigen sich und konzentrieren sich aufs Fahren, und haben nebenbei noch die Möglichkeit, über die richtige Strategie nachzudenken. Das ist wirklich eine immense Leistung!»

Während Hamilton an der Spitze mit einem komfortablen Vorsprung von mehr als fünf Sekunden das Rennen anführte, jagte Grosjean den Ferrari von Vettel. In Runde 35 gab Sainz, der dem Feld mit zwei Runden Rückstand bis dahin gefolgt war, das Rennen auf. Der Spanier steuerte auf Anweisung des Teams die Box an.

39. Saison-Sieg von Lewis Hamilton

Einen beeindruckenden Gehorsam legte Kvyat an den Tag. Der junge Russe wurde vom Red Bull Racing-Team angewiesen, möglichst schnell an dem vor ihm fahrenden Ferrari von Räikkönen vorbeizuziehen – und tat, wie ihm befohlen und sicherte sich die siebte Position.

Vier Runden vor Schluss wurde es wieder spannend, während Grosjean Vettel unter Druck setzte, wurde Kvyat im Kampf mit Massa von seinem Team über Funk gewarnt, die Strecke nicht zu verlassen. Der Russe machte kurz darauf auch mit dem vor ihm fahrenden Pérez kurzen Prozess und arbeitete sich auf Platz 5 vor.

Der Kampf um den letzten Podestplatz endete mit einem Reifenschaden von Vettel. Der rechte Hinterreifen war so durchgefahren, dass er platzte. «Danke, Jungs», erklärte Vettel trocken, während er zur Box zurückschlich. So durfte sich hinter Sieger Hamilton und dem Zweitplatzierten Nico Rosberg Lotus-Pilot Romain Grosjean über den dritten Platz freuen. Dahinter komplettierten Kvyat, Pérez, Massa, Räikkönen, Verstappen, Bottas und Ericsson die Top-Ten. Nasr, Vettel, Alonso, Button, Merhi und Stevens komplettierten die Rangliste.

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