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«The Voice» hat Geburtstag: Jochen Luck wird 90

Von Günther Wiesinger
Hildegard und Jochen Luck 2015 beim Grand Prix in Brünn

Hildegard und Jochen Luck 2015 beim Grand Prix in Brünn

Am 23. September feiert Jochen Luck seinen 90. Geburtstag. Unter dem Künstlernamen «The Voice» wurde er in Deutschland als Streckensprecher legendär.

Jochen «The Voice» Luck. Man muss schon ein langjähriger Motorsportfan sein, um mit diesem Namen noch etwas anfangen zu können.

Er hat als Streckensprecher 1957 sein erstes Formel-1-Rennen kommentiert. Das erste Sandbahnrennen hat er 1949 in Kassel als Streckensprecher begleitet. Die Statistik liest sich eindrucksvoll: Bei 22 Formel-1-GP auf dem Nürburgring und Hockenheim hat Luck die Zuschauer als Streckensprecher informiert und unterhalten, die Begrüssungsformel für die Fahrer ging ihm in 16 unterschiedlichen Sprachen von der Hand.

Die klare, prägnante, feste Stimme war unverkennbar – und ist es bis heute.

Und Luck war vielseitig. Insgesamt hat er 32 Motorrad-GP in Deutschland kommentiert, dazu zehn Grand Prix in Assen/NL.
Er sass 19 Mal beim 1000-km-Sportwagenrennen auf dem Nürburgring vor dem Mikrofon. «Und meine Frau Hildegard hat 35 Jahre lang neben mir penibel die Rundenliste geführt», lobt Jochen Luck, Jahrgang 1925, seine wesentlich bessere Hälfte. Noch heute kutschiert er mit seinem Renault Espace samt Gattin wie in jungen Tagen zu den Motorrad-GP in Barcelona, Brünn, Assen oder Misano. Mit fast 90 Jahren! Er trägt ein T-Shirt von Marc VDS, Frau Luck eines von Márquez und Sponsor Estrella Galicia 0,0.

«Bei meinem ersten Formel-1-Rennen 1957 hat Fangio seinen fünften WM-Titel gewonnen», erinnert sich der Jubiliar. Und er hat den Argentinier sogar einmal besiegt – beim Kegeln. «Beim Nürburgring-GP hat immer ein Wettkegeln zwischen Journalisten und Rennfahrern stattgefunden», blickt der rüstige Senior zurück. «Ich konnte überhaupt nicht kegeln. Fangio hat alle Neune umgeworfen. Bei mir blieb ein Kegel stehen, ich hielt das für eine gute Leistung bei einem blutigen Anfänger. Dann hat mir jemand gesagt, das sei ein Kranz, ich hätte also gewonnen...»

Als Preis stand eine Schiffsreise oder ein Autoradio zur Auswahl. Doch Luck nahm sich lieber ein Bild von der Wand. «Denn wir haben uns damals gerade eine neue Wohnung eingerichtet. Pressechef Lucky Scheuer sagte: Was willst du mit dieser Feldherrenhalle? Er hat nicht gewusst, dass die Notre Dame abgebildet war. Viele Jahre später habe ich erfahren, dass das Bild sehr wertvoll ist...»

Luck lebte in seiner Jugend vier Jahre in Prag, weil sein Vater dort berufstätig war. Dort spielte er mit 16 Jahren Eishockey – und brachte es 1941 bis in die Jugendnationalmannschaft.

Jochen Luck machte den Kommentatoren-Job die vielen Jahre hindurch immer nebenberuflich; er war in Kassel 27 Jahre Verkaufsleiter bei Mercedes-Lkw und nachher elf Jahre Verkaufsleiter bei MAN in Kassel.

Für unser Foto lief er so lange durchs Fahrerlager, bis er einen hübschen MAN-Truck fand – vom Ducati-Werksteam. «MAN gehört ja inzwischen wie Audi und Ducati zum VW-Konzern», betonte Luck, der immer auf dem Laufenden ist und im GP-Sport immer noch das Gras wachsen hört.

Jahrelang hat er der Dorna günstige MAN-Deals für ihre Lkw besorgt, deshalb muss er sich keine Sorgen um seine permanenten Tickets machen. Reich geworden ist Luck mit dem Streckensprecher-Job nicht. «Meistens habe ich fürs Wochenende 500 Mark ohne Spesen bekommen, beim Formel-1-GP 2000 Mark», rechnet er vor. «Manchmal ist nach der Steuer nicht viel übrig geblieben.»

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