Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Luca Montezemolo über Schumacher: «Leben ist seltsam»

Von Mathias Brunner
Luca Montezemolo, Michael Schumacher und Ross Brawn nach dem Titelgewinn 2002 in Magny-Cours

Luca Montezemolo, Michael Schumacher und Ross Brawn nach dem Titelgewinn 2002 in Magny-Cours

​Der langjährige Ferrari-Präsident Luca Montezemolo verblüfft mit einer Aussage über seinen langjährigen Piloten Michael Schumacher. Hat er sich von Emotionen hinreissen lassen?

Die Familie von Michael Schumacher und Managerin Sabine Kehm schützen die Privatsphäre des Rennidols mit aller Macht. Immer wieder sind Mutmassungen darüber feilgeboten worden, wie es Michael Schumacher wirklich geht. Managerin Sabine Kehm sprach wiederholt von kleinen Fortschritten, «aber immer gemessen an der Schwere der Verletzungen».

Alles weitere sind lediglich Mutmassungen. Nur die Familie und enge Freunde wissen, wie es wirklich um Michael Schumacher steht.

Dem langjährigen Ferrari-Chef Luca Montezemolo geht das Schicksal von Michael Schumacher sehr nahe. Zusammen haben sie für Ferrari Erfolge eingefahren, wie es vielleicht nie wieder ein Rennfahrer schaffen wird – fünf WM-Titel in Folge für Ferrari, das klingt nach einem Rekord für die Ewigkeit.

Im vergangenen November besuchten die Kollegen von RTL den charismatischen Manager. Natürlich wurde Montezemolo dabei auch auf Schumi angesprochen und sagte: «Michael war für Ferrari, für mich, für unser Leben fundamental. Er ist ein aussergewöhnlicher Mensch, eine Person, die immer für das Team gearbeitet hat, ein Mensch, der sich gerade in den schwierigen Momenten als absoluter Teamplayer gezeigt hat. Er ist der Pilot in der Geschichte von Ferrari, der so viel wie kein anderer gewonnen hat. Er stellt einfach etwas Einzigartiges dar.»

«Ihn heute in dieser Situation zu sehen, ist furchtbar. Du weisst nicht mehr, was du machen sollst. Also versuche ich, mir die so zahlreichen grossartigen Momente noch einmal ins Leben zu rufen, die wir gemeinsam gefeiert haben. Ich denke immer an ihn, als einen aussergewöhnlichen Piloten, Menschen und Freund. Ich muss auch zugeben, dass ich den Mut und die Kraft der Familie, von Corinna und den Kindern, bewundere, wie sie Michael helfen. Vom tiefsten Herzen hoffe ich ständig, bald gute Nachrichten zu hören.»

In Mailand hat Montezemolo nun den «Preis Gianni Mazzocchi» erhalten. Die Auszeichnung erinnert an den Gründer des Monatsmagazins, das seit sechzig Jahren erscheint. Der Preis wird Persönlichkeiten verliehen, die sich in der Autobranche besonders verdient gemacht haben.

Während der Preisverleihung liess sich Montezemolo möglicherweise von seinem Emotionen hinreissen, als er er eine Frage zu Michael Schumacher gestellt bekam und daraufhin von «keinen guten Nachrichten» sprach, was Michael Schumacher angehe, ohne jedoch weiter darauf einzugehen, worauf er damit anspielt. Eine seltsame Aussage, denn Nachrichten über den Gesundheitszustand von Michael Schumacher werden grundsätzlich von der Familie veröffentlicht oder von Managerin Kehm, aber nicht vom früheren Ferrari-Chef. Insofern gilt weiterhin: Wenn die Familie nichts anderes veröffentlicht, dann gibt es zum Zustand von Michael Schumacher auch nichts Offizielles zu sagen.

Der Italiener meinte lediglich, wie seltsam das Leben bisweilen doch sei. Schumacher sei der erfolgreichste Ferrari-Pilot gewesen und habe in seiner Karriere nur einen schweren Unfall gehabt, 1999. Aber ein Sturz beim Skilaufen habe gravierende Folgen gehabt.

Michael Schumacher: Anspruch auf Privatsphäre

Vor Weihnachten hat eine Geschichte der Zeitschrift «Bunte» über Michael Schumacher weit über die Grenzen von Deutschland hinaus Schlagzeilen gemacht. Fast auf den Tag genau zwei Jahre nach seinem schweren Skiunfall zeigt das: Die Fans nehmen noch immer enorme Anteilnahme am Schicksal des früheren Ferrari- und Mercedes-Stars. Bei den am meisten gegoogelten Personen in Deutschland belegt 2015 Schumacher hinter der Schlagersängerin Helene Fischer Platz 2.

Spekulationen wie jene in der Bunten werden entschieden bekämpft: Nach der Veröffentlichung der Story liess Familienanwalt Felix Damm wissen, man werde rechtlich gegen die Burda-Gruppe vorgehen und gegen alle weiteren Zeitungen und Zeitschriften, welche die Behauptungen über Schumacher wiederholten.

Sabine Kehm sagte dazu: «Leider werden wir durch einen aktuellen Pressebericht zu der Klarstellung gezwungen, dass die Behauptung, Michael könne wieder gehen, nicht den Tatsachen entspricht.»

Solche Spekulationen, so sagte die Managerin weiter, seien unverantwortlich, denn angesichts der Schwere seiner Verletzungen sei der Schutz der Privatsphäre für Schumacher sehr wichtig. «Leider führten solche Gerüchte dazu, dass viele Menschen, die ehrlich Anteil nehmen, sich falsche Hoffnungen machen.»

Michael Schumachers Anwalt Felix Damm meint heute gegenüber der Nachrichtenagentur dpa: «Der Unfall selbst war natürlich ein zeitgeschichtliches Ereignis, darüber durfte berichtet werden. Aber in dem Moment, wo die Phase der Genesung beginnt und die Öffentlichkeit auch räumlich schon ausgeschlossen wird – es spielte sich ja im Krankenhaus oder jetzt in den eigenen vier Wänden ab – da besteht kein Anspruch mehr.»

Natürlich ist Damm klar, dass viele Menschen gerne wissen würden, wie es um Michael Schumacher steht. «Ich kann verstehen, dass es Leute gibt, die sich dafür interessieren, die ein ernsthaftes Interesse daran haben zu wissen, wie es ihm geht», sagt er in einer Dokumentation des Bayrischen Rundfunks über Schumacher. «Auf der anderen Seite muss man aber auch verstehen und sehen, dass er einen Anspruch darauf hat, in seiner Privatsphäre zu leben.»

Damm sagt der dpa auch, «dass es eben leider nicht die Möglichkeit gibt, durch eine wie auch immer geartete Erklärung mal einen Schlussstrich zu ziehen».

Die Ereignisse vom 29. Dezember 2013 haben das Leben des siebenfachen Weltmeisters und seiner Familie komplett auf den Kopf gestellt. Der siebenfache Formel-1-Weltmeister musste nach seinem Sturz im Skigebiet von Méribel mehrfach operiert werden und schwebte in Lebensgefahr. Seit September 2014 befindet der Rennfahrer zuhause in der Westschweiz.

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