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IDM-Tod: Diese Tat wurde von langer Hand vorbereitet

Von Günther Wiesinger
Die Internationale Deutsche Motorrad-Meisterschaft (IDM) wurde unter den Augen des DMSB von Jahr zu Jahr weiter abgewirtschaftet. Aus dem Siechtum wurde ein gewaltsamer Tod.

Die Arbeitsgruppe Motorsport im Industrie-Verband Motorrad Deutschland e.V. (IVM) tanzte als neuer Promoter der Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft (IDM) nur einen Sommer lang.

Nach rund sechs Monaten war die traditionelle deutsche Rennserie ruiniert, zu Tode getrampelt. Ein halbes Jahr lang war das triste Szenario schöngeredet worden, die besorgniserregenden Zuschauerzahlen wurden verheimlicht, die Startfelder waren teilweise beschämend klein, an einem tragfähiges Konzept für die Zukunft konnte nicht gearbeitet werden, weil dauernd neue Scherben aus der Gegenwart gekittet werden mussten.

Die Firma MotorEvents war im Oktober 2016 endgültig als IDM-Promoter ausgestiegen. Sie wurde vier Jahre lang von den Geschäftsleuten Bert Poensgen, Sepp Hofmann und Sepp Meier geführt, die in unterschiedlichen Geschäftszweigen Erfolg hatten – als Vertriebschef bei Suzuki, als Betreiber des EurospeedwayLausitz und als Besitzer der Firmen alpha Racing und alpha Technik in Stephanskirchen.

Dann warf das leidenschaftliche Trio das Handtuch. Bert Poensgen sprach im Zusammenhang mit DMSB und ADAC entrüstet von «mafiösen Strukturen».

Nach monatelangen Zaudern wurde im März 2017 endlich ein neuer sportlicher Ausrichter vor den Vorhang gezerrt, reichlich spät, wenige Wochen vor dem IDM-Auftakt. Es machte sich Skepsis breit, denn die IDM ist ein anderes Kaliber als der Triumph Cup oder die Triumph Challenge.

Insider meinen, die IVM habe für 2017 die preiswerteste oder einfachste Lösung gesucht. In Wirklichkeit war es nur die nächstbeste.

Die Arbeitsgruppe Motorsport im IVM, bestehend aus den Unternehmen BMW Motorrad, Honda, Kawasaki, Suzuki und Yamaha, verbündete sich jedenfalls mit einem Verlag und unterschätzte die Nebenwirkungen dieser Entscheidung.

Relevante Informationen über die IDM wurden vom ersten Tag an den Medien des Motor Presse Verlags vorbehalten. Es gab keine eigene IDM-Website mehr, die Medienschaffenden wussten wochenlang nicht, wo sie sich für die Veranstaltungen akkreditieren sollten, der Terminkalender wies grobe Lücken auf, die Startfelder schwächelten, die Zuschauer fühlten sich schlecht informiert und blieben daheim. Die geballte Kommunikation zur IDM wies deutliche Ähnlichkeiten mit den Geheimniskrämereien im Kreml auf. Für nicht MPS-Medien wurde quasi eine Nachrichtensperre errichtet.

IDM: Warum schwiegen die Teamchefs?

Die Gründe für den Niedergang der IDM sind vielfältig. Der DMSB hätte genug Geld, das aber für die Vierrad-Aktivitäten investiert wird, denn Präsident Hans Stuck ist ein deklarierter Automann.

Hat ihn in all den Jahren mal jemand in der IDM, beim deutschen Superbike-WM-Lauf oder beim Sachsenring-GP gesehen?

Der ADAC als Trägerverband hat sich Schritt für Schritt aus der IDM verabschiedet, er trägt den Northern Europe Cup lieber europaweit aus und finanziert mit dem Geld der deutschen Autofahrer lieber eine kleine 250-ccm-Europameisterschaft für seine reiselustigen Funktionäre.

Die Arbeitsgruppe Motorsport im IVM (Industrie-Verband Motorrad Deutschland (e. V.) hat sich vor einem halben Jahr mit Haut und Haaren der Motor Presse Stuttgart ausgeliefert – und muss jetzt mit den Konsequenzen leben.

Immerhin: Die braven MPS-Medien werden kein Wort der Kritik über die IDM 2017 verlieren, vermute ich.

Das Ende der IDM wurde gestern in einer dürren dreizeiligen Pressemitteilung verkündet. Genau so dürr war die Pressearbeit für die IDM 2017, sie fand quasi gar nicht statt; selbst nach den ersten Zuschauerpleiten wurde nicht reagiert.

Die Zuschauer reagierten frustriert. Für die Sidecars und die SSP300-Klasse gab es quasi keinen Grid mehr, die Siegerehrung der Top-3 fand hinter den Boxen auf einer Extra-Bühne unter Ausschluss der Öffebntlichkeit statt. Die Zuschauer, die auf der Tribüne sassen, bekamen davon nichts mit. Dieser Horror war dem engen Zeitplan geschuldet – das nächste Rennen startete bereits oder die Fahrer standen am Grid.

IVM: Was tut sie den zahlenden Kunden an?

Ja, verehrte IDM-Macher, wäre ein Wort des Bedauerns in der lahmarschigen IDM-Beerdigungsnachricht nicht angebracht gewesen?

Kein Mitleid mit Dutzenden jungen und älteren Fahrern, die auf den DMSB, den ADAC und den DMV vertraut haben, die tüchtig Mitgliedsbeiträge und Lizenzgebühren einkassieren, aber die Aktiven dann in der Krise und im Elend sich selbst überlassen?

Wie viele Arbeitsplätze wurden jetzt durch ein paar unfähige Dilettanten mit einem Schlag vernichtet? Bei Teams, Zubehörfirmen, Reifenfirmen und so weiter?

Sind sich die Verantwortlichen bei Honda, Yamaha, Suzuki, Kawasaki und BMW Motorrad nicht bewusst, was sie bei ihren Kunden und Händlern mit dem Tod der IDM angerichtet haben?

Haben die Stegreif-Komödianten des DMSB schon ausgerechnet, wie viele Zehntausende Euro ihnen 2018 wegen fehlender IDM-Lizenzgebühren in der Kasse fehlen werden?

Bereut jetzt beim DMSB endlich jemand, dass man mit der IDM Kindesweglegung betrieben hat, indem sie zuerst durch ein paar unbrauchbare Serienmanager und feierliche Funktionäre abgewirtschaftet und dann in Bausch und Bogen verkauft wurde?

Für mich ist unverständlich, warum sich die Teams nicht rechtzeitig auf die Beine gestellt haben, denn sie haben die Show bezahlt.

Aber zu viele von ihnen waren in irgendeiner Weise von der Gunst der japanischen Importeure und von BMW abhängig. Die grossen Superbike-Teams wurden direkt von den Importeuren finanziert. Ein Teufelskreis.

Die Kosten für die IDM stiegen ins Uferlose, ein Preisgeld existierte längst nicht mehr, auch nicht für die Fahrer, die nur geschröpft und ausgebeutet wurden.

Ein böses Erwachen.

Aber nur für jene, die jahrelang Augen und Ohren verschlossen hielten. Aus Dummheit, sinnloser Loyalität oder aus Kurzsichtigkeit.

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