Das Ding mit Schleiz

Kolumne von Esther Babel
alpha-Technik-Chefetage im Speedweek-Verhör

alpha-Technik-Chefetage im Speedweek-Verhör

Böse Zunge behaupten ja, ich könne Schleiz nicht leiden. Stimmt ein bisschen.

Doch ich halte es da wie einer der IDM-Superbike-Piloten, dessen Namen mir gerade entfallen ist, der meinte: «Mir gefällt es hier auch nicht, aber ich mach halt meinen Job.» Fahrer haben definitiv Lieblingsstrecken und Antistrecken. Warum sollte das bei Journalisten anders sein. Gleiches Recht für alle.

Meine Schleiz-Erfahrungen sind altbewährt. Seit dem ersten DM-Lauf habe ich dort kein Rennen verpasst. Ob als Fahrer-Freundin Anfang der 90er, ob als Team-Anteils-Eigner in den späten 90ern oder eben jetzt als Mitarbeiterin für SPEEDWEEK. Untreue kann man mir also nicht vorwerfen.

Christel Schwarz vom Pressebüro konnte sich noch gut an unsere erste Begegnung erinnern. Damals habe ich mich angeblich lauthals darüber beschwert, dass die Teilnehmer im kniehohen Gras campieren mussten. Kann gut sein. Aber nicht so abwegig der Gedanke, dass man mal den örtlichen Rasenmäher hätte anschmeissen können. Man räumt doch seine Hütte auf, bevor Besuch kommt. Vor einem der nächsten Rennen hatte einer die glorreiche Idee, den natürlichen Rasenmäher einzusetzen und jagte eine Schafsherde durchs Fahrerlager. Der Rasen war auf englische Gardemasse gekürzt. Doch leider standen wir in einem Meer von Schafsköttel. Bei sommerlichen Temperaturen entwickelte sich ein herzhaftes Aroma.

1996 gehörte mir die Hälfte vom Hein-Gericke-Junior-Team und unser damaliger Fahrer Christian Kellner hätte in Schleiz vorzeitig 125er-Meister werden können. Leider schmiss er sein Motorrad in der Hotelkurve in den Dreck. Meister ist er später trotzdem geworden. Drei Jahre später gewann unser Fahrer Jarno Müller das 125er-Rennen mit einem immensen Vorsprung. Beim anschliessenden Sieger-Interview riss er dem Interviewer unvermittelt das Mikrofon aus der Hand und erzählte den 30.000 Fans, was er von der Strecke eigentlich hält – nämlich nix. Meister ist er später trotzdem geworden.

Seit 2003 ist Schleiz nach dem Bau der Querspange das Fahrerlager der weiten Wege geworden. Ohne fahrbaren Untersatz ist das je nach Wetterbedingungen beschwerlich. Ich könnte ja mein Fahrrad mitnehmen, ja so was besitze ich. Aber wenn ich den Buckel zur Boxengasse runterrolle, muss ich den hinterher ja wieder hochstramplen. In dunkler Vergangenheit war ich stolzer Besitzer eines Honda-Lead-Rollers. Doch das gute Teil war irgendwann altersschwach und leider zu Tode getunt. Bei einer abendlichen Rundfahrt ums alte Schleizer Dreieck gab das gute Stück dank eines Kurbelwellenschadens den Geist auf. Am entferntesten Punkt der Strecke, die kleine Rache. Damals besass noch kein Mensch ein Handy, also hiess es schieben.

Heute schummel ich mich immer in den Mini-Bus, der die Fahrer nach der Siegerehrung zur Pressekonferenz karrt. Ich musste den Eid ableisten, dass ich nichts davon schreibe, was sich die Jungs da unter Adrenalin-Volldampf erzählen. Schade. Soviel sei verraten. Der eine, von dem ich jetzt schon wieder den Namen vergessen habe, beschimpft sein Motorrad in der Kurve nach einem Spätbremsmanöver gern mal mit «rum du Sau».

Das nächste Rennen ist in Assen. Übrigens eine meiner absoluten Lieblingsstrecken. Im Nahe gelegenen Groningen gibt es so herrlich viele Schuhgeschäfte.

In Assen gab es bisher auch immer eine vernünftige Anbindung an die Aussenwelt, per W-Lan oder Datenkabel. Ich freu mich schon drauf. Der Service im Schleizer Pressebüro war sicherlich tiptop, Danke für den leckeren Kuchen. Doch über die dortige Internetverbindung oder was auch immer das da gewesen sein soll, die flackernden oder gelegentlich gar komplett schwarzen Zeitenmonitore in der Boxengasse decke ich für heute den Mantel des Schweigens. Das war nämlich nicht mehr witzig.

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