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Sam Lowes/Aprilia: «Meine Entlassung ist ein Fehler»

Von Günther Wiesinger
Sam Lowes ist enttäuscht und sauer

Sam Lowes ist enttäuscht und sauer

Sam Lowes wird nach einem Aprilia-Jahr entlassen, er muss für Landsmann Scott Redding weichen. Egentlich will er keine Schmutzwäsche waschen. Trotzdem nimmt er kein Blatt vor den Mund.

Mit Platz 18 unter 24 Teilnehmern vollbrachte MotoGP-Rookie Sam Lowes als Teamkollege von Aleix Espargaró auf der Werks-Aprilia am Freitag auf dem Red Bull-Ring eine recht ansehnliche Leistung.

Aber am selben Tag war durchgesickert, dass Scott Redding bei Aprilia Racing für 2018 andocken würde. Sam Lowes war entspechend aufgebracht.

Redding kommt, nachdem Fahrer wie Cal Crutchlow, Danilo Petrucci, Jack Miller, Álvaro Bautista und Andrea Iannone dort abgesagt hatten.

«In den letzten Monaten gab es bezüglich Aprilia viele Gerüchte, jeder kennt sie in- und auswendig. Ja, jetzt bin ich bei Aprilia für 2018 raus. Natürlich möchte ich gerne in der MotoGP-Klasse bleiben, wenn es möglich ist. Ich liebe das Motorradrennfahren mehr als alles andere... Dass ich MotoGP fahren kann, macht mich stolz und happy. Die Situation war schwierig – aus vielerlei Gründen», sagt Sam Lowes. «Du träumst dein ganzes Leben von der Königsklasse. Dann triffst du hier ein, aber das Bike hält nicht das, was du dir versprochen oder erwartet hast. Ich denke, ich habe noch viel zu beweisen in dieser Klasse und in diesem Fahrerlager.»

Lowes weiter: «Man wird in diesem Sport sehr leicht entlassen. Mein Potenzial gestern war nicht so übel, ich war nur eine Sekunde hinter der Bestzeit. Meine Fortschritte sind unübersehbar. Wenn du als Rookie in die MotoGP kommst mit einem Motorrad, das in den letzten Jahren kein Paket für Siege war, womit ich nicht behaupten will, dass es keines werden kann, ist es nicht leicht. Die Art, wie Aprilia über die Dinge denkt, unterscheidet sich stark von meiner Denkweise. Ich bin ein Kerl, der in jeder Situation ohne Umschweife über alles reden kann. Aber manche Leute machen das überhaupt nicht, also weißt du nicht, wo du stehst und woran du bist. Keiner hat mir in den letzten Monaten etwas gesagt, die Situation war undurchsichtig. Ich wusste nicht, was vor sich geht. Hinter meinem Rücken wurde schlecht über mich geredet. Ich werde nicht schlecht über Aprilia reden, ich schätze das Potenzial des Bikes sogar sehr hoch ein. Einige Leute haben mich hängen lassen. In Ordnung, ich werde damit fertig. Ich schufte hart, ich verbessere mich, ich will in der MotoGP bleiben. Ich glaube sehr stark an mich. Und ich bin überzeugt: Aprilia macht einen großen Fehler.»

«Ich bin hier am Freitag aufgewacht und fühlte mich viel relaxter, weil jetzt alles auf dem Tisch liegt. Ich werde Aprilia bewiesen, dass sie sich geirrt haben. Ich habe letztes Jahr einen Grand Prix gewonnen, 2015 auch, ich war in der Vergangenheit immer erfolgreich. Deshalb gebe ich nicht auf. Die Situation ist noch nicht vorbei.»

Sam Lowes, der Supersport-Weltmeister von 2013, hat von Aprilia-Renndirektor Romano Albesiano eine Erklärung für die Trennung bekommen. «Der Boss sagte, er habe sich für eine weniger risikoreiche Option entschieden. Aber wenn du im Racing kein Risiko mehr eingehen willst, solltest du vielleicht damit aufhören... Ich entgegnete: ‚Okay, less risky.’ Eine nette Erklärung. Man hat mir hier am Donnerstag reinen Wein eingeschenkt. Eigentlich hätte man mich am Montag informieren müssen. In der Sommerpause sah es noch ganz gut aus für mich. Vielleicht hat Brünn den Ausschlag gegeben; dort ist es nicht so gut für mich gelaufen.»

«Ehrlich gesagt, auch wenn jetzt alles negativ aussieht, ich betrachte die positiven Aspekte. Ich weiß, dass ich gute Resultate vollbringen kann. Ich gehe trotzdem weiter mit erhobenen Kopf ans Werk, ich bin stolz auf alles, was ich erreicht habe. Bei Aprilia haben sie nicht an mich geglaubt, gleich vom Start weg. Das war ein Gefecht, das ich nicht gewinnen konnte. Jeder will nur seine eigene Haut retten... Das ist nicht die Art, die ich mir beim Rennfahren vorstelle. Ich will Freude am Racing haben. Ich brauche ein Umfeld, wo ich Leidenschaft spüre. Racing ist nicht irgendeine Arbeit. Wie ich behandelt wurde, ist enttäuschend. Ich bin weiter motiviert, ich will Aprilia bei den nächsten Rennen zeigen, dass sie auf dem Holzweg sind. Wenn ich in dieser Saison noch ein paar gute Resultate erreiche, werden das ein paar Leute im Team schätzen, ein paar nicht.»

«Im Leben geht es um Respekt, im Rennsport und im normalen Leben», betint Sam. «Ich bin immer respektvoll, allen Menschen gegenüber. Einige Leute bei Aprilia haben mir keinen Respekt entgegengebracht, dadurch wurde es schwierig. Ich bin ein Mann, der vielleicht zuletzt nicht die erhofften Ergebnisse gebracht hat. Das war frustrierend, das war enttäuschend. Aber deshalb geht die Welt nicht unter. Jetzt liegt der Ball in meinem Spielfeld. Jetzt will ich beweisen, das mein Rausschmiss ein Fehler war und dass ich einen Platz in der MotoGP-Klasse verdient habe.»

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