KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Mike Leitner/KTM: Jetzt kommt Input von Dani Pedrosa

Von Günther Wiesinger
Das MotoGP-Werksteam von Red Bull-KTM ist in Barcelona besser aufgestellt als in Mugello. Und es gibt neue Teile, die auf Wunsch von Dani Pedrosa entwickelt wurden.

Das Red Bull KTM Factory Team rechnet nach vier Top-Ten-Plätzen 2019 (alle mit Pol Espargaró) auch in Catalunya mit einem respektablen Ergebnis. Aber das war nicht der Grund, warum Pol am Donnerstagnachmittag adrett gekleidet im Smoking in der Box und dann bei Start/Ziel posierte. Da ging es um die Neujahrsbilder («Happy New Year») und Videos der Dorna, die jeden Jahr bereits beim Heim-GP fabriziert werden. Deshalb stolperten am Donnerstag um 17.30 Uhr Fahrer wie Viñales, Morbidelli und Oliveira im Smoking durch die Boxengasse, während Syahrin mit einem hellgrauen Anzug (ohne Socken) aus der Rolle fiel. «Ich mag diese Verkleidungen überhaupt nicht», seufzte Pol Espargaró.

Der ehrgeizige Spanier, nur 5 km vom Circuit de Catalunya-Barcelona in Granollers aufgewachsen (und jetzt in der Steueroase in Andorra wohnhaft), hat natürlich detaillierte Auskünfte zum KTM-Test in Brünn (Mittwoch Donnerstag letzter Woche) eingeholt. Dort hat Dani Pedrosa ein neues Sitzbankheck getestet. Pol würde dieses neue Exemplar hier in Barcelona gern am Freitag im FP1 ausprobieren, aber Teammanager Mike Leitner winkt ab. «Ich bin dafür, diese Variante hier erst beim Montag-Test zu probieren. Ich will nicht, dass wir uns damit am GP-Wochenende verzetteln.»

Pol Espargaró will sich aber darüber noch einmal mit dem Team unterhalten. Er hat jetzt erstmals zwei komplette Motorräder mit einer Konfiguration in der Box stehen, wie er sie nach dem erfolgreichen Jerez-Test (Montag und Mittwoch) bei den Grand Prix in Le Mans und Mugello nur in einfacher Ausfertigung zur Verfügung hatte. Also mit Karbonschwinge und Motor-Update. Das Motor-Update hat Zarco in Mugello erstmals eingesetzt, jetzt steht ihm erstmals auch eine Karbonschwinge zur Verfügung. Aber er hat das neueste Bike nur in einfacher Ausfertigung.

«Ja, Johann Zarco wird hier ein Motorrad mit Karbonschwinge zur Verfügung haben», bestätigte Teammanager Mike Leitner gegenüber SPEEDWEEK.com.

KTM hat die Karbonschwinge natürlich bereits 2018 manchmal getestet. «Wir sind im Vorjahr beim Sepang-Test damit gefahren und am Jahresende noch einmal in Jerez», schilderte Mike Leitner.
Aber auch bei den bisherigen Aluschwingen waren Crash-Protektoren aus Karbon drauf. «Das ist ein Schutz, damit nicht bei jedem Crash die Aluschwinge kaputt ist», erklärte Leitner.

Jetzt warten die Tech3-KTM-Fahrer Oliveira und Syahrin auf die neuesten Updates. «Wir versuchen, alle KTM-Fahrer sobald wie möglich auf ein ähnliches technischen Level zu bringen. Aber man ist von Lieferanten abhängig. Wir haben beim Jerez-Test positive Schritte gemacht, aber das war kurz vor Mitte Mai. Also können wir nicht drei Wochen später alle neuen Teile in großen Stückzahlen vorrätig haben. Das geht nicht über Nacht. Wir wissen noch nicht genau, wann wir bei Tech3 neue Teile abliefern können.»

Die neue Sitzbank-Kombination, die Dani Pedrosa in Brünn ausprobiert hat, soll keine aerodynamischen Vorteile bieten. Es geht eher um eine verbesserte Ergonomie, schilderte Mike Leitner. «Beim Dezember-Test in Jerez hat Dani gefragt, ob wir auf dieser Art und Weise etwas machen können. Jetzt hat er es probiert, es geht in erster Linie um die ‘shape’, um die Form. Die anderen Hersteller arbeiten auch in diese Richtung. der Fahrer bekommt durch diese Sitzbankform ein anderes Feeling. Es geht darum,, wie der Fahrer mit dem Motorrad verbunden ist, um die Tankform, Sitzform und so weiter. Wenn diese neue Form einen aerodynamischen Einfluss hat, wissen wir nicht. Aber das war nicht der Sinn und Zweck. Wir haben nach dem Grand Prix am Montag wieder einiges zu testen.»

Dani Pedrosa hat im Mai in Mugello täglich nur zwei Runs absolviert, um die Belastbarkeit der Schulter zu prüfen. Leitner: «Dani war happy, dass er endlich zwei Tage fahren konnte. Natürlich ist es ihm ein bisschen so gegangen wie den anderen Fahrern im Februar beim ersten Wintertest nach der langen Pause. Aber Dani hat schon in Mugello, gesehen, die Schlüsselbeinverletzung ist gut ausgeheilt.»

Pedrosa ist der erste Honda-Fahrer, der zu KTM kam. Er hat in verschiedenen Bereichen Verbesserungsvorschläge hinterlassen. Leitner: «Wir sind neu, und bei uns hapert es überall. Wir sind nirgends meilenweit weg. Aber Dani gibt uns Kommentare, was er beim Motor ändern würde; er sagt uns, was er am Chassis und an den Federelementen ändern würde. Die Summe dieser Aussagen wird uns in ein paar Monaten wieder einen Schritt weiterbringen. An unserem Motorrad ist nichts grundlegend falsch. Aber es gibt Details, die noch nicht hundertprozentig richtig sind. Wir wissen, in welchen Bereichen wir uns entwickeln müssen.»

Das Mugello-Ergebnis:

1. Petrucci. 2. Márquez. 3. Dovizioso. 4. Rins. 5. Nakagami. 6. Viñales. 7. Pirro. 8. Crutchlow. 9. Pol Espargaró. 10. Quartararo. 11. Aleix Espargaró. 12. Mir. 13. Lorenzo. 14. Abraham. 15. Iannone. 16. Oliveira. 17. Zarco.

Der WM-Stand nach 6 von 19 Rennen:

1. Márquez 115. 2. Dovizioso 103. 3. Rins 88. 4. Petrucci 82. 5. Rossi 72. 6. Miller 42. 7. Crutchlow 42. 8. Viñales 40. 9. Nakagami 40. 10. Pol Espargaró 38.

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