Regeln lassen die MotoGP dumm aussehen

Forward Racing: Beim Brünn-GP wieder dabei!

Von Günther Wiesinger
Loris Baz

Loris Baz

Forward Racing pausiert beim Indianapolis-GP, obwohl alles Material nach Amerika verfrachtet wurde. In Brünn will Forward wieder fahren. Wie das finanziert wird, darüber herrscht Unklarheit.

Nach der Verhaftung von Teambesitzer Giovanni Cuzari nahm das Team Forward Racing für den Indianapolis-GP eine Auszeit, denn es waren alle Sponsoren abgesprungen, allen voran Hauptsponsor Athiná Eyewear.

Die Teamvereinigung IRTA gestattete Forward ausnahmsweise ein Fernbleiben von zwei Rennen, um Managing Director Marco Curioni die Möglichkeit zu geben, einen Rettungsplan auszuarbeiten und sich um die Fortführung der Teams in der Moto2-WM (Corsi, Baldassarri) und MotoGP-WM (Bradl, Baz) zu bemühen.

Doch Bradl wurde letzten Donnerstabend von Curioni im Zuge einer «einvernehmlichen ?Trennung» freigegeben. Der Bayer unterschrieb am Samstag für das Aprilia Racing Team Gresini und sitzt in Indy am kommenden Wochenende bereits als Teamgefährte von Alvaró Bautista auf der RS-GP. «Wenn wir Bradl nicht mehr bezahlen müssen, sparen wir Geld», lautete die Devise von Curioni.

Noch vor wenigen Tagen drohte für Forward auch ein Fernbleiben vom Brünn-GP (16. August), erst für Silverstone (30. August) musste unbedingt eine Rückkehr zugesichert werden. Sonst wären die vier Teamplätze verloren und die Verträge hinfällig geworden.

Inzwischen steht fest, dass Forward am Brünn-GP teilnehmen wird. «Hoffentlich erleben wir dort keine Überraschung. Womöglich taucht die Polizei auf und lässt alles beschlagnahmen», grübelte ein Beteiligter.

Loris Baz kann also beim Tschechien-GP aller Voraussicht nach wieder versuchen, dem Open-Class-Leader Héctor Barbera ein paar Punkte abzujagen. Der letztjährige Superbike-WM-Fünfte (auf Kawasaki) hält bei 14 WM-Punkten, Barbera bei 19.

Loris Baz ist jetzt zum zweiten Mal innerhalb von zehn Monaten in ein MotoGP-Vertragsschlamassel verwickelt. Im September 2014 unterzeichnete er für 2015 einen Vertrag für das Open-Honda-Team von Jorge Martinez, eine Woche später drängte der Spanier auf Vertragsauflösung. Baz sei mit 193 Zentimetern zu gross für die Honda RC213V-RS, sagte Martinez.

Forward-Yamaha nahm Baz als zweiten Fahrer neben Bradl unter Vertrag.

Der 22-jährige Franzose fährt in dieser Saison für ein Butterbrot. Ein rascher Teamwechsel wie bei Bradl kam in der Sommerpause nicht zustande, weil Baz mit seiner Körpergrösse nicht auf jedes Bike passt und deshalb auf einen Fortbestand von Forward Racing hoffen musste.

Übrigens: Forward liess das gesamte Material für die vier Fahrer nach dem Deutschland-GP nach Indy verfrachten, die Fracht-Container stehen jetzt im Paddock des Indianapolis Motor Speedway. Als Cuzari verhaftet wurde, konnte die Fracht nicht mehr gestoppt werden.

Loris Baz will jetzt seine restliche Saison mit persönlichen Sponsoren finanzieren, weil bisher niemand weiss, ob Forward n?och ?Geldgeber oder einen Investor auftreibt, ob die Lohnzahlungen für die Crew gesichert sind und wie lange das Geld reicht. Die Technikcrew soll sich bereit erklärt haben, bis auf weiteres trotz teilweise ausstehender Gehälter weiter ihrer Arbeit nachzugehen. Leopard Racing wird ernsthaftes Interessen an Forward Racing nachgesagt, denn die beiden MotoGP-Teamplätze sind wertvoll.

Aber: Forward hat für 2016 noch keinen Yamaha-Vertrag, ohne gesicherte Finanzierung und ohne Vertrag mit einem Hersteller wird sich die Fortführung des Rennstalls schwierig gestalten. Denn die Werke verlangen im August die Bestellung der MotoGP-Motorräder für 2016. Und so ein Vertrag wird nicht in drei Tagen abgeschlossen.

Der zweite MotoGP-Fahrer neben Baz wird in Brünn wie auf dem Sachsenring Claudio Corti sein, der schon 2013 bei Forward in der MotoGP-WM fuhr und beim Deutschland-GP als Bradl-Ersatz (Kahnbeinbruch in Assen) antrat.

Loris Baz macht sich keine Illusionen: Er und sein Manager Eric Mahé werden sich für 2016 wieder um einen Superbike-WM-Vertrag umsehen müssen.

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