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Casey Stoner: Ist die Ducati ein Sieger-Motorrad?

Von Günther Wiesinger
Casey Stoner will nicht von Renneinsätzen sprechen. Er will aus der Ducati zuerst das ganze Potenzial herausholen – und auch die 2016-Maschine auf Herz und Nieren prüfen.

Natürlich wird Casey Stoner seit seiner Rückkehr zu Ducati jeden Tag mit der Frage konfrontiert, wann er das erste Mal bei einem Wettbewerb den Wettstreit gegen seine MotoGP-Kollegen aufnehmen wird.

Der 30-jährige Australier, 2007 Weltmeister auf Ducati und 2011 auf Repsol-Honda, wird nicht müde, bei diesen Gelegenheiten zu betonen, dass er als Markenbotschafter und Testfahrer engagiert worden sei.

Die Behauptung, im Vertrag mit Ducati Corse sei bereits ein Betrag für jedes einzelne Rennen festgelegt worden, falls sich Casey – wie erwartet – zu Wildcard-Einsätzen entschliesst, wird dementiert.

Klar ist: Er will zuerst die Desmosedici GP (also das 2016-Modell) in Katar privat testen, dieses Gerät weiterentwickeln und erst dann damit mit Lorenzo, Rossi, Márquez, Pedrosa und Co. um die Wette fahren, wenn er körperlich wieder in Bestform und die Maschine zum Sieger-Motorrad gemacht worden ist.

Warum hat sich Stoner bisher zu keinem GP-Einsatz entschlossen? Will er der Gefahr aus dem Weg gehen? Will er den Medienrummel vermeiden? Will er Iannone und Dovizioso nicht frühzeitig aus der Fassung bringen?

«Meine Rolle hat sich völlig geändert. Wir sind nicht auf der suchen nach den kleinen, endgültigen Details. Ich bin kein Ingenieur, aber ich bin in die Rolle eines Ingenieurs geschlüpft, das steht in Zusammenhang mit meiner Rolle als Testfahrer. Die meisten Testfahrer wollen ihr Projekt vorwärts bringen. Ich bin enger involviert. Ich will bei jedem Schritt wissen, was er bewirkt und warum er etwas bewirkt. Ich will alles unternehmen, um die Desmosedici vorwärts zu bringen und sie auf ein anderes Level zu hieven. Ich möchte deshalb von den anderen Ingenieuren so viel wie möglich lernen, damit mein Verständnis weiter wächst. Es sind viele komplizierte Systeme im Spiel... Ich werde keine Ingenieursausbildung machen. Aber ich wollte vor ein paar Jahren die Ingenieur-Laufbahn einschlagen, als wir nicht wussten, ob wir eine GP-Laufbahn finanzieren können...»

Ducati-Renndirektor Gigi Dall'Igna räumt ein, dass die Ziele 2015 nicht erreicht wurden, weil Ducati zwar neun Podestplätze und zwei Pole-Positions erzielte, aber keinen GP-Sieg.

Und in der kommenden Saison hat sich Gigi Dall'Igna zum Ziel gesetzt, mit seinen Werkspiloten um den Titel zu fighten. Würde sich Casey den Titel zutrauen, wenn er jetzt Werksfahrer bei den Italienern wäre?

«Bisher war ich mit dem Bike happy», entgegnet Stoner. «Und da reden wir von der letztjährigen Version. Ich freue mich darauf, 2016-Material zu testen und rauszufinden, welche Unterschiede ich zur GP15 feststelle. Ehrlich gesagt, ich bestreite keine Rennen und habe keine entsprechenden Pläne. Deshalb kann ich auf diese Frage keine vernünftige Antwort geben. Aber die Ducati ist sicher Weltmeisterschafts-Material... Mit ein paar weiteren Schritten und ein paar Verbesserungen da und dort lassen sich die Schwachpunkte ausmerzen. Dann kann die Ducati ein sehr, sehr konkurrenzfähiges Motorrad sein. Sie macht ein paar Dinge sehr gut, einige Dinge nicht wirklich gut genug. Wir arbeiten also an Verbesserungen, damit das ganze Paket komplett und noch schlagkräftiger wird.»

Casey Stoner verwendet erstmals seit zehn Jahren in der MotoGP-Klasse wieder Michelin-Reifen. Wie ist nach drei Testtagen sein Eindruck?

«Bisher hatte ich mit diesen Reifen nicht all zu viele Sorgen oder Probleme», erzählte der Ducati-Heimkehrer. «Am ersten Tag war ich ein bisschen vorsichtig, weil man in der Vergangenheit sehr viele Stürze übers Vorderrad gesehen hat. Ich war im Zweifel, was mich erwarten würde. Es gibt einen Punkt, bei rund 45 Grad Schräglage oder etwas mehr, an dieser Stelle scheint der Vorderreifen nicht sehr gut mit dem Hinterreifen zu harmonieren, zumindest bei einigen Reifenprofilen, die wir getestet haben. Das sorgt bei den Fahrern für ein nervöses Gefühl... Deshalb hatten viele Fahrer auch Mühe beim Reinfahren in Turn 5, das ist eine grosse, schnelle und offene Kurve. Wenn dort die Maschine vorne leicht wird, spürst du ein nervöses Fahrverhalten. An dieser Stelle will das Vorderrad wegrutschen... Alle gestürzten Fahrer hatten dort sehr ähnliche Crashes... Wir waren dort in den letzten Tagen vorsichtig. Insgesamt ist die Bremsstabilität mit den Michelin nicht so verlässlich wie bei Bridgestone. Aber die Michelin haben viele positive Seiten. Beim Reinfahren in die Kurven kannst du später einlenken, die Reifen wollen schneller einbiegen. Und dazu hast du einen fantastischen Grip am Hinterrad. Insgesamt habe ich bisher mit den Michelin ein recht gutes Gefühl.»

 
Die Sepang-Testzeiten am Mittwoch, 3. Februar, 18 Uhr

1. Jorge Lorenzo, Yamaha, 1:59,580 min
2. Valentino Rossi, Yamaha, 2:00,556
3. Marc Márquez, Honda, 2:00,883
4. Cal Crutchlow, Honda, 2:00,992
5. Casey Stoner, Ducati, 2:01,070
6. Dani Pedrosa, Honda, 2:01,161
7. Danilo Petrucci, Ducati, 2:01,217
8. Andrea Iannone, Ducati, 2:01,223
9. Scott Redding, Ducati, 2:01,229
10. Maverick Viñales, Suzuki, 2:01,244
11. Héctor Barberá, Ducati, 2:01,434
12. Aleix Espargaró, Suzuki, 2:01,623
13. Andrea Dovizioso, Ducati, 2:01,675
14. Yonny Hernandez, Ducati, 2:01,774
15. Pol Espargaró, Yamaha, 2:01,870
16. Bradley Smith, Yamaha, 2:01,918
17. Loris Baz, Ducati, 2:02,541
18. Stefan Bradl, Aprilia, 2:02,792
19. Katsuyuki Nakasuga, Yamaha, 2:02,940
20. Tito Rabat, Honda, 2:03,012
21. Alvaró Bautista, Aprilia, 2:03,183
22. Eugene Laverty, Ducati, 2:03,519

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