Alleingang: Wieso Honda auf Cosworth-Elektronik setzt

Von Ivo Schützbach
Als einziger Hersteller in der Superbike-WM vertraut Honda auf eine Elektronik aus dem Hause Cosworth. Pieter Breddels, der Technische Manager des Red-Bull-Teams, nennt die Vorteile.

Aprilia und BMW haben für die Superbike-WM eine eigene Elektronik entwickelt, Ducati, Kawasaki, MV Agusta und Yamaha verwenden das Steuergerät und die Software von Magneti Marelli.

Die Honda Racing Corporation (HRC) hat für MotoGP eine eigene, sehr ausgefeilte Elektronik entwickelt, diese kam bis inklusive 2015 zum Einsatz. Seit 2016 ist in MotoGP die Einheitselektronik von Magneti Marelli Vorschrift.

Obwohl Honda-intern viel Know-how vorhanden ist, arbeitet das Superbike-Team seit Jahren mit Cosworth zusammen.

2013 war das nicht so, da vertraute das damals Pata Honda genannte Team auf die Hilfe von HRC. Doch schnell zeigte sich: Die auf Bridgestone-Reifen für den V4-MotoGP-Motor entwickelte Elektronik funktionierte auf dem Reihenvierzylinder-Superbike mit Pirelli-Reifen nicht so gut wie erhofft. Und die anfängliche Unterstützung von HRC flaute nach Saisonbeginn schnell ab, in der Superbike-WM brachte sich HRC noch nie nachhaltig ein.

Den Entscheidungsträgern bei Pata Honda wurde schnell bewusst, dass sie sich selbst helfen müssen, wollen sie aus der Misere. Deswegen wurde im Herbst 2013 eine neue Elektronik auf den Weg gebracht. Cosworth kümmerte sich um die Programmierung, die ECU wurde von Ten Kate Racing, dem langjährigen Honda-Partner, in Zusammenarbeit mit Cosworth gebaut.

Seit 2014 ist diese in Verwendung.

Als es nach der Umstellung auf die neue Honda CBR1000RR Fireblade zu beginn der Saison 2017 große Schwierigkeiten mit der Elektronik gab, kam erneut die Frage auf, ob Cosworth der richtige Partner sei. Problematisch für das Red-Bull-Team: Nur sie arbeiten mit Cosworth zusammen. Die Honda-Teams in der IDM und Suzuka setzen auf andere Zulieferer.

Auch nicht immer mit Erfolg: 2015 entpuppte sich die HRC-Elektronik beim Suzuka Eight Hours als wenig tauglich, Casey Stoner hatte einen schlimmen Sturz, weil die Traktionskontrolle versagte.

SPEEDWEEK.com sprach mit Pieter Breddels, dem Technischen Manager von Red Bull Honda, dem Team von Nicky Hayden und Stefan Bradl, worin die Vorteile der Zusammenarbeit mit Cosworth liegen.

Pieter, was verwendet Honda für das Suzuka Eight Hours für eine Elektronik?

Ich glaube, die eigene von HRC.

Wann immer ihr Probleme mit eurer Elektronik habt kommt die Frage auf, ob Cosworth der richtige Partner ist. Warum fahren alle anderen bis auf BMW und Aprilia mit Magneti Marelli?

Diese Frage könntest du auch bezüglich unserer Bremsen stellen: Wenn Nissin so gut ist, warum fahren dann alle anderen Brembo?

Ich glaube, es ist egal. Kawasaki hat Federelemente von Showa, alle anderen fahren Öhlins.

Würden wir auf Magneti Marelli umstellen, wäre das ein Riesenaufwand. Wir haben jetzt einen neuen Motor. Wenn du dann auch noch eine neue Elektronik hast, kommst du vom Weg ab. Ich glaube, dass die Elektronik von Cosworth gut ist, wir stehen auch hinter Nissin.

Die Elektronik-Schwierigkeiten zu Saisonbeginn resultierten nicht daraus, dass Cosworth etwas nicht richtig gemacht hat, sie hatten schlicht zu wenig Zeit, um die richtigen Mappings zu erstellen. Hinzu kamen Dinge, die wir vor dem ersten Rennen hätten testen und aussortieren müssen, das ging aber nicht, und wir mussten es in den Rennen herausfinden.

Wäre es mit der neuen Fireblade nicht sinnvoll, wenn ihr mit dem Honda-Werksteam für Suzuka zusammenarbeiten würdet, mit der gleichen Elektronik?

Natürlich wäre mehr Zusammenarbeit besser, wenn wir gemeinsam entwickeln könnten. Aber das ist halt nicht so, es gibt keine Verbindung. Das Suzuka-Team arbeitet unabhängig von dem was wir wollen oder machen. Ich kann dir nicht einmal sagen, weshalb das so ist.

Die Japaner haben uns über die Jahre immer wieder mal geholfen, zum Beispiel bei der Umstellung auf die Elektronik-Mappings, die auf dem Drehmomentverlauf basieren. Aber das waren einmalige Projekte, es gibt keine konstante Zusammenarbeit.

Es gibt bei Honda kein Interesse, diese Konstanz zu haben?

Nein, sonst würden sie es ja machen. Honda wird mit dem jetzigen System und Erfolg auch zufrieden sein, sonst würden sie mehr machen – sie könnten mehr machen.

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