Rennen Ducati die Kundenteams für 2015 die Bude ein?

Von Ivo Schützbach
In der Superbike-WM 2014 sehen wir lediglich drei Ducati in der Startaufstellung. Mit dem neuen technischen Reglement wird Ducati für Kundenteams wieder interessant.

Als sich Ende 2013 das deutsche Team MR-Racing aus der Superbike-WM verabschiedete, verlor Ducati seinen letzten Kunden, konnte diesen Verlust für 2014 aber mit Althea (Fahrer Niccolò Canepa) ausgleichen. Dominierte der Hersteller aus Bologna über Jahrzehnte die Superbike-Klasse, geriet er mit der neuen 1199 Panigale R zur Lachnummer, Kritiker sprachen von der Erfindung der Langsamkeit.

Inzwischen ist Ducati wieder konkurrenzfähig, auch wenn der letzte Sieg auf Oktober 2012 in Magny-Cours datiert. «Ducati hat ein bisschen mehr Leistung als letztes Jahr», analysierte Jan Witteveen, langjähriger Rennsport-Direktor von Aprilia, für SPEEDWEEK.com. «2013 war das erste Jahr mit einem neuen Konzept. Früher haben sie ein Motorrad für den Rennsport konstruiert und dann ein Bike gebaut für die Serie. Mit der Panigale haben sie das umgekehrt gemacht, genau so wie die Japaner. Es geht um Business. Sie wollen ein teures Motorrad gut verkaufen. Wegen der Krise haben sie ein Motorrad gemacht, das günstiger zu produzieren und für die Straße und nicht den Rennsport bilanziert ist.»

«Dabei hat sich Ducati etwas vertan», weiß der Niederländer. «Die Motorcharakteristik war komplett anders als vorher, sie haben einen Kurzhuber gebaut. Sie hätten mehr Drehzahl haben müssen, um auf die Leistung zu kommen, hatten aber Probleme damit. Jetzt haben sie die motorischen Probleme ausgemerzt, die Motoren drehen etwas höher. Deswegen haben sie auch mehr Speed und Leistung. Notgedrungen haben sie auch das Fahrwerk angepasst, das war zu dieser Motorcharakteristik letztes Jahr komplett daneben, nichts hat zusammengepasst.»

Ducati eroberte in diesem Jahr eine Pole-Position, fünf Podestplätze und fünf schnellste Rennrunden. Experten wie Witteveen prophezeien, dass das seriennähere Reglement für 2015 in die Hände von Ducati spielt. Kundenteams dürften gut beraten sein, nächste Saison auf einen Zweizylinder aus Borgo Panigale zu setzen.

Bei freier Wahl Ducati

Das sieht auch Ducatis Superbike-Direktor Ernesto Marinelli so: «Die neuen Regeln sind ein guter Kompromiss. Natürlich ist nicht jeder damit zufrieden. Mit einigen Punkten sind auch wir nicht zufrieden, so wie es andere mit anderen Details nicht sind. Mehr oder weniger sind aber alle glücklich und unglücklich zugleich. Die Regeln garantieren eine gute Balance, welche für die Meisterschaft existentiell ist. Kostensenkungen nicht zuzustimmen ist unmöglich, der Rennsport wurde für jeden immer schwieriger.»

«Ich würde mich als Teameigentümer nächstes Jahr für eine Ducati entscheiden, hätte ich die freie Wahl», meinte der lange Italiener zu SPEEDWEEK.com. «Unsere Philosophie ist von jeher, dass die Kundenmotorräder nahezu identisch mit den Werksmaschinen sind. Das beweisen auch die Ergebnisse aus der Vergangenheit. Wir starten mit den gleichen Motorrädern in die Saison. Während der Saison ändern sich dann Kleinigkeiten, etwa an der Elektronik. Das Interface der Elektronik muss für die Kunden einfacher zu handhaben sein, weil sie nicht über unser Wissen verfügen.»

Marinelli weiter: «Wir haben Anfragen von Teams vorliegen, die nicht aus der Weltmeisterschaft kommen. Sie wollen WM fahren – und sie wollen das mit Ducati tun. Es wäre gut, wenn wir mehr Motorräder in der Startaufstellung hätten. Wir arbeiten verbissen daran, dass wir das beste Motorrad haben und ein gutes Paket bieten können. Als die Evo-Regel eingeführt wurde, stieg die Startaufstellung auf 30 Fahrer. Letztes Jahr waren es mehr oder weniger 20 Piloten. Jetzt nehmen zahlreiche Teams teil, die das bei dem vorherigen Level nicht hätten tun können. Aus mehreren Gründen: Es war teuer und es gab keine Garantie, dass sie ein konkurrenzfähiges Motorrad hatten.»

Althea will 2015 mit Ducati weitermachen. Barni Racing aus dem Superstock-1000-Cup hat Interesse an der WM, ebenso das IDM-Team 3C-Racing.

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