Fordern die GP-Fahrer wieder den Boykott?

Von Jan Sievers
Die GP-Fahrer wollen die neuen Schalldämpfer nicht

Die GP-Fahrer wollen die neuen Schalldämpfer nicht

Setzt sich die FIM dieses Mal im Kampf um neue Schalldämpfer durch, oder sitzen am Ende doch wieder die Fahrer am längeren Hebel?

Seit Beginn dieses Jahres sind neue und leisere Schalldämpfer bei allen Rennen vorgeschrieben - in der Praxis wurde er im Speedway aber nur bei einigen Rennen zu Saisonanfang sowie in Prädikatsläufen eingesetzt. Zu gefährlich für Mensch und Motor hiess es, woraufhin zuerst die polnische Liga auf die Barrikaden ging, und die Verwendung des Schalldämpfers freistellte. In der Ekstraliga wurde der neue Schalldämpfer sogar verboten. Die anderen europäischen Ligen folgten der stärksten Speedwaynation der Welt.

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Die Sorgen der Fahrer, dass ihre Motoren reihenweise an Überhitzung sterben würden, weil die neu homologierten Auspuffanlagen die luftgekühlten Bahnmotoren strangulieren würden, sind in den paar Rennen, die es in der Praxis mit den neuen Schalldämpfern gab, nicht nachweislich aufgetreten.

Die Eisspeedway- und besonders die Langbahnszene, die alle Rennen mit den neuen Endtöpfen bestreiten mussten, zeigten, dass die Überhitzung ein Problem ist, welches lösbar ist.

Wofür die meisten Fahrer derzeit jedoch keine Lösung sehen, ist das Problem des Handlings bei schwierigen Bahnbedingungen. In Danzig fand der erste Junioren-WM-Lauf unter skandalösen Pistenverhältnissen statt, bei dem das Debakel mit den Flüstertüten deutlich wurde. Wenn man in der Kurve vom Gas geht und dann den Gashahn wieder aufmacht, fehle es dem Motor an Bums, berichteten viele Fahrer. Besonders, wenn die Bande schon in Greifweite ist, und der Fahrer den Extraschwung braucht, um sich aus der Kurve rauszuziehen, gab es Probleme.

Aus Fansicht hat der neue Schalldämpfer Vor- und Nachteile. Der Olchinger Speedwayanlage war der leisere Endtopf eine grosse Hilfe dabei, sich mit einer Anwohnerin zu einigen, die über den Lärm klagte. Pocking könnte es ähnlich gehen. Der Nachteil ist unbestritten der Sound. Wer in Pardubitz bereits zur Junioren-WM am Samstag dabei war, bekam es deutlich zu Ohren: Speziell auf der langen Bahn drehen die Motoren permanent im oberen Drehzahlbereich – für die Fans ist das wie Musik. Bei der U21-WM war das nicht so, da die neuen Töpfe vorgeschrieben waren. Näherte man sich dem Stadion, hörten sich die Rennen nach hochdrehenden Nähmaschinen an. Nach Betreten des Stadions ähnelte der Sound einem Mofarennen. Erst beim zweiten Hinsehen wurde deutlich, dass es sich um Speedway handelte. Motorsport lebt auch vom Lärm. Als beim Goldhelmrennen im Anschluss an die U21-WM wieder der alte Schalldämpfer zugelassen war, schmeckte vielen das tschechische Bier besser.

Der grösste Fehler der FIM bei der Einführung der neuen Schalldämpfer war, dass die Grand-Prix-Läufe in diesem Jahr von der Regel verschont blieben. Die 15 Fahrer der WM-Serie und deren Tuner geben in der Szene den Ton an, doch im kommenden Jahr müssen auch sie mit den neuen fahren, wie die FIM auf ihrem Herbstkongress in Macau entschied.

Die in Polen aktive Fahrergewerkschaft Methanol bereitet sich bereits auf einen neuen Kampf vor. Sie hat in einer Petition die polnische Motorsportföderation PZM dazu aufgefordert, die neuen Schalldämpfer zu verbannen und weist auf deren Probleme hin. Krzysztof Cegielski, der im kommenden Jahr als Manager von [*Person Janusz Kolodziej*] fungieren wird, führt die Fahrergewerkschaft an, zu der die meisten Spitzenpiloten gehören. Mit [*Person Tomasz Gollob*], [*Person Jaroslaw Hampel*], [*Person Emil Sayfutdinov*] und Janusz Kolodziej, haben sie gleich vier GP-Stars in ihren Reihen. Geht die polnische Liga in den Häuserkampf und verbünden sich auch die Grand-Prix-Fahrer geschlossen gegen die neuen Schalldämpfer, geht das Spielchen gegen die FIM-Regelung von vorne los.


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